Untersuchungen über Umlagerungen an der Nordseeküste, im Besonderen an und auf der Insel Sylt.

Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der hohen philosophischen Fakultät Friedrich-Alexanders-Universität Erlangen, vorgelegt von
Autor: Anders Nielsen Beyer (1867- ?) aus Kummerief, Erscheinungsjahr: 1901

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Themenbereiche
Enthaltene Themen: Sylt, Nordsee, Nordwestküste, Dünen, Küstenlinie, Sand, Wellen, Wind, Inseln, Gezeiten, Meer, See, Pellworm, Ebbe, Flut, Sturmflut, Haff, Ostküste, Deich, Kliff, Verheerungen, Überschwemmungen, Dünenketten, Fluten, Nordfriesland, Überspülungen, Utland, Deichbruch, Halligen, Stedum, List, Föhr, Eiderstedt, Wendingstedt, Hewer, Klima, Natur, Klimawandel
Wohl nirgends in Deutschland vermöchte man besser gleichzeitig die zerstörende und wiederaufbauende Macht der Natur zu beobachten, als an der Westküste der Provinz Schleswig-Holstein, und im Besonderen an und auf der Insel Sylt. Die vorliegende Arbeit, welche sich mit den hier sich vollziehenden Umgestaltungen beschäftigen soll, wird in drei Hauptabschnitte zerfallen. Im ersten wird sie die Umlagerungen behandeln, die am Gestade und Strande, im zweiten die. die auf der Oberfläche der Insel sich abspielen; im dritten Abschnitt endlich werden die klimatischen Verhältnisse, und unter diesen wieder speziell die Windverhältnisse auf Sylt einer genaueren Untersuchung unterworfen werden, um eben die große Ausdehnung sowie die Art und Form der Umlagerungen, die namentlich zu den Winden in einem ausgesprochenen Abhängigkeitsverhältnis stehen, richtig beurteilen und erklären zu können.

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Bevor jedoch auf das eigentliche Thema eingegangen wird, das die ununterbrochenen Veränderungen von heute, wie sie durch Meeresbrandung und Wind hervorgerufen weiden, behandeln soll, mögen einige Angaben über die gewaltigen Sturmfluten, welche die ganze nordfriesische Inselreihe namentlich im letzten Jahrtausend heimgesucht haben, vorausgehen. Denn, um uns den ungeheuren Landverlust innerhalb der genannten Zeit erklären zu können, würden die täglichen, normalen Leistungen der Brandung bei weitem nicht ausreichen. Wir müssen vielmehr mit Karl Weule *) die Sturmfluten, wenn auch nicht als den häufigsten, so doch als den in seinem Gesamteffekt gewaltigsten Faktor in der Zerstörung besonders der geologisch jungen Meeresablagerungen ansehen.

*) Karl Weule, Beiträge zur Morphologie der Flachküsten S. 250.

Die erste geschichtlich genannte verwüstende Flut, welche in das Gebiet von Nordfriesland einbrach, war nach Dr. Mein *) die sogen, kimbrische Flut, etwa 400 Jahr vor Christo, welche die Kimbern*] aus den überschwemmten Teilen ihrer Halbinsel, die damals so viel breiter war und ungeiUhr SO Quadratmeilen mehr begriffen haben soll, vertrieb.

*] Die Kimbern oder Zimbern, früher auch Cimbern geschrieben, waren ein germanischer Volksstamm, der mutmaßlich aus dem nördlichen Jütland stammte. Gemeinsam mit den Teutonen und Ambronen zogen sie um das Jahr 120 v. Chr. aus ihrem Siedlungsgebiet im Norden Mitteleuropas nach Süden. Wikipedia

Dann schweigt die Geschichte über ein Jahrtausend von den Naturereignissen in diesem Gebiet, und nur, dass die Gegend unter dem Einfluss von Ebbe und Flut lag und auf hohen Werften besiedelt war, wird berichtet. Erst, nachdem die Eindeichung der Marschen ihren Anfang genommen, was nach Dr. Mein um das Jahr 1000 geschehen sein soll, erfolgen wieder Berichte von zerstörenden Überschwemmungen, und zwar bis zum 17. Jahrhundert in steigender Anzahl, bei gleichzeitig zunehmender Anzahl der gezogenen Deiche, die das Land schützen sollten. Man wird daher genötigt, mit Mein und verschiedenen anderen Autoren anzunehmen, dass die gezogenen Deiche nicht nur keinen Schutz gegen die hohen Sturmfluten geboten, sondern die Gefahr der Überschwemmung sogar erhöht haben. Dieser Nachteil der Eindeichung kann nur darin seinen Grund gehabt haben, dass die Deiche zu niedrig, resp. zu schwach gebaut worden sind, sodass sie zunächst nur ein Zurückstauen der herandrängenden, massig hohen Fluten bewirkten, um von den höchsten und gewaltigsten Wogen doch schließlich durchbrochen zu werden, die dann mit verdoppelter Gewalt in das Ackerland eindringen, die Furchen aufwühlen, fruchtbares Land fortschwemmen und die fetten Wiesen verschlammen konnten. Dass uneingedeichtes Land geringeren Gefahren ausgesetzt ist als eingedeichtes, solange die Dämme des letzteren nicht auch gegen die höchsten Fluten sicherstellen, dafür sind noch heute die Halligen das beste Beispiel, über deren ebenen Rasen selbst die wildesten und höchsten Fluten dahinrollen, um nur an ihren rasenlosen Rändern verhältnismäßig geringe Abbruche zu verursachen.

Nordseeküste, 007 Postfahrt durch das Wattenmeer im Sommer

Nordseeküste, 007 Postfahrt durch das Wattenmeer im Sommer

Nordseeküste, 008 Postfahrt durch das Wattenmeer im Winter (Von Dagebüll nach Föhr)_

Nordseeküste, 008 Postfahrt durch das Wattenmeer im Winter (Von Dagebüll nach Föhr)_

Nordseeküste, 009 Eine Hallig bei Sturmflut_

Nordseeküste, 009 Eine Hallig bei Sturmflut_

Nordseeküste, 016 Strand von Sylt zur Zeit der Flut_

Nordseeküste, 016 Strand von Sylt zur Zeit der Flut_

Nordseeküste, 016 Strand von Sylt zur Zeit der Flut

Nordseeküste, 016 Strand von Sylt zur Zeit der Flut

Nordseeküste, 017 Westerland auf Sylt

Nordseeküste, 017 Westerland auf Sylt

Nordseeküste, 018 Kurhaus in Westerland

Nordseeküste, 018 Kurhaus in Westerland

Nordseeküste, 019 Friedhof für Heimatlose

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Nordseeküste, 029 Strand von Wyk auf Föhr

Nordseeküste, 029 Strand von Wyk auf Föhr