Unterhaltungen am häuslichen Herd. Band I.

Was wir bringen.
Autor: Gutzkow, Karl (1811-1878) Schriftsteller, Dramatiker und Journalist, Erscheinungsjahr: 1853

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Themenbereiche
Enthaltene Themen: Presse, Zeitung, Magazin, Unterhaltung, Information, Bildung, Politik, Wissenschaft, Technik, Handel, Landwirtschaft, Natur, Umwelt, Literatur, Inland, Ausland, Religion, Reisen, Sagen, Märchen
Inhaltsverzeichnis
    1. Eine Überraschung bei Gersons in Berlin.
    2. Der Emporblick.
    3. Die Weihe der Arbeit.
    4. Unter dem Dache.
    5. Ludwig Wächter.
    6. Ludwig Wächter (Schluss)
    7. Die Brüder. (Fortsetzung und Schluss)
    8. Der Himmelsblick.
  1. Das Heimchen im Ohre.
  2. Anregungen
      Das Buch der Natur.
    1. Die Schönheit des Alters.

Ob sich etwas bestimmen lässt, was noch Alles aus Frankreich, Deutschland, Mittelasien, dem Zollverein und dem Kloster der Gräfin Hahn-Hahn werden wird — das ist so dunkel, so unverbürgt, so in den dämmernden Lampenschein eines Kasino-Lesezimmers mit der Türüberschrift: Silentium! eingehüllt, dass wir uns Dank zu erwerben glauben, wenn wir eine Zeitschrift gründen, die sogleich erklärt, sich mit solchen Gegenständen nicht beschäftigen zu wollen.

Fern von aller Politik, fern von kirchlicher Fehde und gelehrtem Meinungsstreit, wo Jeder nur glaubt, hört, sieht, was er glauben, hören, sehen will und was ihm zu glauben und zu hören und zu sehen zweckdienlich scheint, gibt es noch einige geweihte Stellen, wo blaue Luft Allen blaue Luft und echte Farbe Allen echte Farbe ist. Im Wald die grünen dämmernden Schatten, an wogender See der blaudunkle Spiegel, in der Luft die gefiederten Sänger und summenden Käfer, an den Gestirnen ihr zitternd Gefunkel, an getürmten Bergen ihr erhaben majestätisches Schweigen — da sind alle Staatssysteme und alle Religionen gleich, alle Herzen von einer Nation, und Aller Augen sehen nur nach einem und demselben Sehwinkel der Theorie. Alle, die sich eben stritten, was Freiheit ist, — ob auch Einige unter ihnen eine Feder statt hinter den Ohren gar am Hute stecken hätten — Alle werden sich in dem Zugeständnis, vereinigen: Ordnung ist das erste, Arbeit das zweite Gesetz, wenn sie an moosbewachsenen Eichbaumwurzeln in das Gewirr der Ameisen oder in das Treiben der Bienen sehen, die aus Blumensaft Zellen bauen. Es gibt noch Plätze, wo wir nur Menschen sind und nichts höher halten als unsere sittliche Würde und kein vortrefflicheres Mittel dazu kennen als die Bildung.

Unterhaltungen über dies Allgemeinsame — Natur, Geschichte, Menschenleben, Kunst, Geselligkeit, Erziehung, allgemeine Bedingungen unsers Daseins — sind der Zweck dieser Blätter, die Politik, kirchliche Polemik und streng-wissenschaftliche Kritik von ihrer Aufgabe ausschließen. Unterhaltungen sind es — am häuslichen Herde, an jener Stätte des Friedens, wo der Kämpfende von seinem Kampfe ausruht; denn all' unser Leben, die tägliche Arbeit, ja die nur von den vier Wänden eingefriedigte Sorge einer Gattin und Mühe einer Mutter ist ein dauernder Kampf und der Tag soll ja kämpfen, die Arbeit soll ja ringen, die Überzeugungen sollen sich ja messen, ihre stolzen Banner am Sonnenlicht entrollend, wo sie auf freiem Felde oder auf offener Heerstraße sich am Tage begegnen. Der Abend aber — den lasst uns preisen, wenn er auf die müde Pflichterfüllung erquickend sich noch niedersenkt! Wer den Abend am häuslichen Herde feiern kann, als behütender All-Schirmherr der Seinen, als Hüterin nur der heiligen Herdesflammen des Hauses allein, als ein gerngesehener, vertrauensvoll zugelassener Gast, dem Licht und Wärme im eigenen ihm nicht beschiedenen Familienleben fehlen: Dem ward der Abend mit doppeltem Glück verliehen und er wird ihn heilig halten wie ein Gebet, ob er ein solches nun spricht oder stammelt oder nur denkt.

Unterhaltungen am häuslichen Herde, wie wir sie bieten, sind eines solchen zugelassenen Gastes Gastgeschenke. Man vergibt dem Fremden, der für trauliche Aufnahme danken will, wenn die Opferspenden, die auch er in die gemeinsamen Flammen werfen möchte, nicht viel mehr als nur den guten Willen bezeugen. Nach köstlichem Sandelholz, Myrrhen und Aloe duftet (fragt nur die Kritiker!) nicht all' unser geschrieben und gedrucktes Menschenwerk, zumal wenn es neben Skizzen und Bildern aus Auffassung des wirklichen Lebens, neben Betrachtung über gegebene Natur, gegebene Menschen, gegebene Sitten, im übrigen Bereiche aus dem Holze der eigenen Erfindung schneiden will. Leset ein Buch über Forstkultur und sagt euch sogleich selbst, was im Holze alles für Krankheiten sitzen können: Wurmstich, Borkenkäfer und das bekannte falsche Leuchten bei Nachtzeit. Aber da denkt, wie schon lange in der Literatur nicht mehr das Was so sehr, sondern nur noch das Wie regiere, und dass von allen poetischen Gattungen und allen schlimmen Richtungen nur die Langeweile bekanntlich als die unhaltbarste gilt. Wir wollen uns bemühen, diese leider verbreitete Schmarotzerpflanze so fern wie möglich zu halten und hiermit denn in der Hoffnung beginnen, die Erwartung der Lesewelt werde uns vertrauensvoll, aber doch nicht so hochgespannt entgegenkommen, dass es uns nicht noch gelingen möchte, im fernem Verlaufe dieser Blätter und im Verein mit einigen namhaften und ausgezeichneten Talenten, die uns unterstützen werden, mehr zu leisten, als wir im Beginne glauben versprechen zu dürfen oder wünschen können, von der Lesewelt schon erwartet zu sehen.

Zu 52 Bogen geben wir dann zwar keine Prämie von Stahlstichen oder Lotterielose zu auszuspielenden Kartons von Kaulbach oder Cornelius, wohl aber ein ehrliches Inhaltsverzeichnis, einen luftigen bunten Umschlag und auf einem eigenen Blatt noch einmal sauber gedruckt den inzwischen vielleicht traulich und gewohnt gewordenen Titel. Und hoffentlich erwarb sich bis dahin unser Inhalt die Anerkennung, dass die 52 Blätter nicht verlegt, sondern gesammelt und gewissenhaft aufbewahrt blieben. Eingebunden dann in die Familienbibliothek gestellt zu werden, wäre diejenige Belohnung, die ihnen als das ehrenvolle Ziel winkt, dem sie nach Kräften und bei dem guten Winde Eurer Gunst hiermit entgegenzusteuern beginnen wollen!

Gutzkow, Karl (1811-1878) Schriftsteller, Dramatiker und Journalist

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