Unter Eskimos und Walfischfängern

Eismeerfahrten eines jungen Deutschen
Autor: Faber, Kurt (1883-1929), Erscheinungsjahr: 1916
Themenbereiche
Inhaltsverzeichnis
    Zum Geleit
  1. Kapitel 1 - Im »Blauen Anker«
    - Das sonnige Kalifornien und seine unerfüllten Versprechungen. – Eine verlockende Zeitungsanzeige. – Die Barbarenküste. – Mr. Murray, der geschäftstüchtige Gastwirt. – Die verhängnisvolle Unterschrift. – Ankunft an Bord des »Bowhead«. – Böse Ahnungen.
  2. Kapitel 2 - Auf See - Die Ausreise. – Mister Johnson sucht sein neues Schiffsvolk zusammen. – Eine gemischte Gesellschaft. – Ich mache die Bekanntschaft einer gewichtigen Persönlichkeit. – Ein schwieriger Auftrag. – Schneeball, der Koch, spinnt ein Garn.
  3. Kapitel 3 - Im Beringmeer - Mr. Johnson hält uns eine Standrede. – Sturm. – Mann über Bord!« Land! – Vulkane im Eismeer. – Unalaska. – Mißglückte Desertierungspläne. – Das erste Eis. – Der »Bowhead« an der Arbeit. – Ankunft vor der St.-Lorenz-Insel. – Allerlei Eskimositten. – »Auf nach Sibirien!«
  4. Kapitel 4 - Der erste Walfisch - Ein großes Ereignis. – »Blo–o–o–ow!« – In die Boote. – Der grimmige Steuermann. – Auf dem Rücken des Walfisches. – Eine tolle Fahrt – Mr. Johnson erscheint auf der Bildfläche. – Die tödliche Lanze. – Reiche Beute und schmutzige Arbeit. – Eigenartige Illuminierung. – Eine schwimmende Hölle.
  5. Kapitel 5 - Durch die Beringstraße - Sibirien – Unerwarteter Besuch. – Alte Erinnerungen. – Die Beringstraße. – Verhexte Walfische. – Gedrückte Stimmung im Achterteil – Allerlei Vermutungen. – Johnny Cook macht gute Geschäfte. – Wunderliche Erdenwinkel. – Unglücksboten. – Schneeball in Nöten. – Desertierungsfieber.
  6. Kapitel 6 - Ein Fluchtversuch - Ankunft in Nome. – Die arktische Goldgräberstadt.– Ein verwegener Streich. – Schwimm oder stirb! – Verzweifelte Lage. – Die unheimliche Ankerkette. – Rettung im letzten Augenblick. – Ein ungemütlicher Aufenthaltsort. – Mr. Johnson als Sittenrichter. – Johnny Cook verliert die Geduld. – Frei, aber nicht gebessert.
  7. Kapitel 7 - Weiter nach Norden - Ein neuer Fluchtversuch und sein trauriges Ende. – Point Barrow, das amerikanische Nordkap. – Gefährliche Gewässer. – Das Umkehrriff und die vergeblichen Hoffnungen. – Ankunft auf der Herschelinsel. – Beim Missionar. – Abfahrt nach den Walfischgründen.
  8. Kapitel 8 - Banksland - Ostwärts. – Vor der Mackenziemündung. – In des Walfischgründen. – Banksland. – Eine wilde Küste. – Walfisch in Sicht. – Ein gefährlicher Posten. – Wir geraten in eine »Schule von Walfischen«. – Rückkehr nach der Herschelinsel. – Winteranfang.
  9. Kapitel 9 - Winternacht auf der Herschelinsel - Wir werden wieder zu Landratten. – Winterarbeit. – Das kostbare Trinkwasser. – Ein Kapitel über Schlittenhunde. – Beginn der Winternacht. – Barbarische Kälte. – Besuch im Schneehaus. – Traurige Weihnachten. – Der stimmungsvolle Kirchhof.
  10. Kapitel 10 - Die Sonnenwende - Rückkehr der Sonne. – Tückische Schneestürme. – Ihre Majestät, die Langeweile. – Die tröstenden Tranlampen. – Schneeball wird unpopulär. – Ein unheimlicher Gast. – Arktische Veilchen. – Vorbereitungen für den Sommer.
  11. Kapitel 11 - Wieder in den Walfischgründen
    Abschied von der Herschelinsel, – Auf der Holzexpedition. – Eis voraus. – Durchs Packeis. – Es fängt an »fischig« zu riechen. – Das zerschmetterte Boot. – Rauch im Westen! – Alte Bekannte. – Bankslandpech. – Die traurige Gewißheit: Noch ein Winter!
  12. Kapitel 12 - Eine denkwürdige Begegnung - Der zweite Winter. – Neue Ausfahrt. – Das gekenterte Boot. – Kritische Lage. – Ungnädiger Empfang an Bord. – Ein seltsames Fahrzeug kommt in Sicht. – Ein historischer Augenblick: die vollendete nordwestliche Durchfahrt, – Eis überall. – Noch ein Winter!
  13. Kapitel 13 - Das Hungerjahr - Halbe Rationen. – Jim, der Tyrann. – Der große Zahltag. – Die gelockerte Disziplin. – Meuterei in Permanenz. – Theatervorstellungen in der »Großen Oper«. – Ein dankbares, aber sehr gemischtes Publikum. – Reisepläne. – Ich treffe mit Roxy, dem Eskimohäuptling, ein Übereinkommen. – Auf zur 4000-Kilometer-Wanderung!
  14. Kapitel 14 - Mit Roxys Karawane - Aufbruch zur Reise nach dem Festlande. – Eine phantastische Karawane. – Unser erstes Zeltlager. – Ein idealer Lagerplatz. – Ungebetene Gäste. – Böse Zeiten. – Das große Festmahl. – Die vielgeplagten Wahinis. – Das »Hula-Hula«. – Das begehrte Mokporah. – Verzweifelte Lage. – Niemals zurück!
  15. Kapitel 15 - Auf Amundsens Spuren - Unverhoffter Entenbraten. – Nordischer Sommer. – Aufbruch von Kay Point. – In Amundsens Winterlager. – An Bord der »Gjöa«. – »Was wollen Sie hier?« – Kapitän Amundsens reiche Gaben. – Abschiedsfeier auf Shingle Point. – Aufbruch zur Flußreise nach dem Innern.
  16. Kapitel 16 - Des Teufels Paradies - Ein ungemütlicher Erdenwinkel. – Die zudringlichen Moskitos. – Mühsame Schiffahrt. – Wir erreichen die Baumgrenze. – Hungrige Tage. – Das gespensterhafte Elentier. – Am Ufer des Mackenzie. – Neue Gefahren. – Ankunft auf Fort Mac Pherson.
  17. Kapitel 17 - Auf dem Mackenzie - Fort Mac Pherson. – Stolze Indianer. – Die allmächtige Hudsons Bay Compagnie. – Wieder Seemann. – Abenteuerliche Schiffskameraden. – Ein seltsames Land. – An Bord des »Graham«. – Eine üble Gesellschaft. – Der verhängnisvolle Tomahawk. – Nur noch hundert Meilen von der Eisenbahn.
  18. Kapitel 18 - Im Wilden Westen - Ankunft in Edmonton. – Der »Grüne Shamrock«. – Im Schnellzug. – Der überlistete Expreßzug. – Abenteuerliche Fahrt. – Die verlockenden 30 Silberlinge. – Wieder am Meer. – Neue Reisegelüste. – Ankunft bei »Onkel Sam«. – Die neueste Sensation. – Nach Kalifornien.
  19. Kapitel 19 - Wieder in San Franzisko - Durchs »Goldene Tor«. – Trauriges Wiedersehen und böser Empfang. – Verhaftet. – Die Ruinenstadt. – Das primitive Polizeigefängnis. – Nette Gesellschaft. – Die frommen Damen. – Der große Prozeß und sein kleiner Ausgang. – Wieder in Freiheit. – Auf nach Australien!
Zum Geleit

Im Jahre von Kurt Fabers Hingang hörte ich in San Francisco zum erstenmale von ihm sprechen.

San Francisco, wo sich der Ausreißer fünfundzwanzig Jahre früher für ein Schiff anheuern ließ, das Wale schießen wollte im Meere nördlich von Amerika, wurde für ihn Schicksalsort. Denn dort entschied er sich, halb zufällig, halb gezwungen, für eine Reise, die, mochte sie die wohl schwersten Erfahrungen seiner Reisen und Fahrten in sich begreifen – dieses Buch berichtet davon –, trotz und vielleicht wegen dieser furchtbaren Erlebnisse nach einer Wiederholung verlangte: er kehrte, wie von einer inneren Stimme gerufen, in die auf dieser ersten Reise gequerten kalten Weiten Kanadas zurück, wo ihn im Schnee der Tod ereilte. Sein Schicksal bereitete sich dort vor in der Zeit, in der ich von ihm als einem unermüdlichen und kühnen deutschen Abenteurer an jenem südlicheren Orte bewundernd reden hörte.

Was bewundert man? Einfaches. Den frühen Drang und Zwang, sich loszumachen aus den überfeinerten Verhältnissen unseres Lebens. Die Kühnheit, ohne Mittel davonzulaufen, unterzutauchen in die Welt der Bedürfnislosen. Die Fähigkeit, allein zu wandern, Weltwanderer zu sein mit dem Rucksack. Das Aushalten und die Unermüdlichkeit – die Treue zum Wanderstabe!

In einem solchen Menschen muß die Kraft des Willens ebenso groß sein wie die des Gemütes und die des Geistes, soll er Bewunderung seiner Eigenart erregen. Es darf auch keine von ihnen überragen. Denn möchten etwa Gemüt und Einbildungskraft sich vordrängen, so könnte ein Dichter entstehen, der sich fragen würde: Warum soviel des Aufwands, da ich im Einmal das Vielemal, im Geahnten die Fülle des Wirklichen sehe? Und würde das Geistige und Erkennerische sich im Vordergrunde finden, so möchte jemand sagen: Wurde das Wissensbedürfnis zufriedengestellt? Das Willentliche allein aber wäre im Nur-Sportlichen steckengeblieben, wofür wir nur begrenzte Anteilnahme aufbringen.

Hier aber steht ein Mann, ein Mensch, ein Deutscher vor uns. Er war nicht eigentlich ein Geograph, aber doch soviel, um die Welt richtig und nüchtern anzusehen. Kein Dichter, aber doch genug, um lebhaft zu empfinden und das Empfundene wiederzugeben. Im übrigen ein Mann, der Gefahren suchte und ihnen trotzte, ein Deutscher, der jenes uns gegebene Einmalige und ein wenig Unheimliche, an dem wir alle glücklich leiden, hatte: Weltunruhe, Wanderlust – und wir bedenken, daß »the Wanderlust« im Englischen Fremdwort und Fremdsache ist.

Der Mann wanderte durch die Welt nicht eigentlich um des Wissens von der Welt willen, auch nicht um sie zu beschreiben. Er schaute um des Schauens, er lief um des Laufens, erlebte, um des Erlebens willen – er war ein richtiger deutscher Weltläufer.

Und als solcher drückte er sich aus! Man lese daraufhin dieses Buch. Es ist toll und unheimlich in seinem Geschehen, das Schiff, auf dem es vorwiegend spielt, ist ein modernes Sklavenschiff, das geschilderte Stück Leben ist furchtbar. Daß dem Wanderer trotz den schrecklichen Erlebnissen dieser Reise nicht die Lust am Reisen und Wandern verging, beweist, daß er ein echter Wanderer war.

Josef Ponten