Unerwartete Kriegsfolgen für England in Ägypten und Indien. Mit acht Bildern

Aus: Das Buch für Alle. Illustrierte Familienschrift. Zeitbilder. Heft 1. 1922
Autor: M. Holdach, Erscheinungsjahr: 1922

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Themenbereiche
Enthaltene Themen: N-Wort, Schwarze, Farbige, Eingeborene, Rassen, Völker, Kolonien, Afrika, Indien, Kanonenfutter, England,
Der Afrikareisende Leo Frobenius erlebte während einer Forschungsexpedition in den Jahren 1910 bis 1912 in Afrika einen Zusammenstoß mit dem englischen Residenten Partridge. In seinem Werk „Und Afrika sprach“ klagt er diesen Briten vor aller Welt an, „eines der hässlichsten Verbrechen begangen zu haben, dass der Mensch auch als nationales Wesen in Afrika begehen kann“. Der Engländer habe in Frobenius und dessen Begleitern seine Rassegenossen der „Verlogenheit, Intrigenlust und dem Spotte der „N-Wort“ ausgesetzt und jeder nur denkbaren Schmach preisgegeben“. Frobenius bricht in die Klage aus: „Wehe, wenn in dem afrikanischen Busche die Europäer sich nicht ihrer Kultur- und Rasseneinheit bewusst bleiben! Wehe! In allen Menschen schlummert ja noch ein Teil vom Tier! Wenn diese dunklen Menschen aber ihres Zwanges befreit werden, und wenn gewissenlose Europäer die „N-Wort“ auf die weißen Rassebrüder hetzen, dann werden diese zu Bestien, die zuletzt in heißer Wollust auch ihre eigenen Herren in ihren Schwächen erkennen, sie niederzuwerfen, sie zu zerfetzen und ihr Blut zu schlürfen lernen.... O ihr Europäer, die ihr im dunklen Afrika tätig seid, bleibet Freunde, wirket gemeinsam und vergesst nie die Rasse!“

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Wenige Jahre vergingen, da kam es zum Weltkrieg, und das Unerhörte geschah: Männer der weißen Rasse hetzten „N-Wort“ und alle erdenklichen fremden Rasseangehörigen auf ein großes Volk der weißen Rasse. Damit geschah etwas, das in seinen Folgen heute noch nicht zu übersehen ist! Wenn einst die Söhne oder Enkel der Briten und Franzosen unter den Händen der Schwarzen verbluten, dann wird die furchtbare Katastrophe die Folge jenes Verbrechens sein.

Eine eigenartige Überraschung ist es, dass man kürzlich in Paris einen „N-Wort“, Rene Maran, der einen Roman geschrieben hat, mit dem Goncourtpreis für Literatur auszeichnete. Dieser farbige Dichter, der obendrein ein französischer Kolonialbeamter in Äquatorialafrika ist, hat offenbar vor der Zivilisation der Weißen nur geringe Achtung. Die Art, wie er seinen schwarzen Helden, Mokundji Batonala, sprechen lässt, wirkt merkwürdig genug: „Die Weißen taugen nichts!“ geifert er. „Die Weißen können uns nicht leiden! Sie sagen, dass wir Lügner sind, aber durch unsere Lügen wird keiner betrogen. Wenn wir die Wahrheit etwas schöner machen, tun wir das nur, weil sie hässlich ist, weil Maniokmehl ohne Salz nicht schmeckt. Aber die Weißen! Die Weißen lügen für nichts. Sie lügen, wie sie atmen, sie lügen methodisch und mit Absicht, sie lügen, weil sie besser lügen können als wir, und das ist ihre ganze Überlegenheit.“ Das ist zwar nur ein Urteil aus der Froschperspektive, aber es ist doch ein Zeichen der Zeit und als solches symptomatisch zu werten.

Anfang August 1921 ist in New York ein „N-Wort“- kongress eröffnet worden. Den Vorsitz führte Garey, der sogenannte „Präsident von Afrika“. Im Namen von vierhundert Millionen „N-Wort“ forderte er „Afrika für die Afrikaner". Er erklärte, der nächste Krieg werde ein Rassenkrieg sein, und die Weißen würden von den Japanern, Chinesen, Ägyptern und Afrikanern vernichtet werden.

Man mag sich zu dieser Verkündigung stellen, wie man will, sie ernst nehmen oder nicht, es ist nicht möglich, zu leugnen, dass der Geist, dem sie entstammt, auf den Schlachtfeldern seit 1914 entbunden worden ist. Wenn von den Menschen farbiger Nassen, die seit 1914 in Europa von Weißen gegen Weiße in den Kampf geführt wurden, auch nicht einer die Heimat wieder erblickt Hütte, auch dann wäre es um das Ansehen der Weißen nicht bessergestellt. Aus dem Gedächtnis der fremdrassigen Menschen wird diese Erinnerung für Geschlechter nicht mehr zu tilgen sein. Europäische Kulturnationen haben sich nicht nur mit Schmach bedeckt, man erkennt in ihnen nicht mehr willenlos die „Herren der Erde“.

Es ist selbstverständlich, dass hier weder die Inder noch arabische Völkerstämme mit den „N-Wort“ als Rasse gleichgesetzt werden sollen. Sind ja doch auch unter den „Schwarzen“ noch große Wesensverschiedenheiten nicht zu verkennen, und auch Indien ist im Sinne von Rasse kein einheitlich bevölkertes Land. Die Verschiedenheit der Sprachen, die ja mit Rasse nichts zu tun haben, und die Schwierigkeiten der Verständigung der Eingeborenen Indiens untereinander sind kaum geringer als unter den Völkern der verschiedenen Staaten Europas. Dazu kommt noch der Mangel an Schulbildung und bei der geringen Beweglichkeit der Landbevölkerung die mangelnde Kenntnis mehrerer Landessprachen. Hemmend wirkt auf das Gemeinsamkeitsgefühl das unüberbrückbare Kastenwesen der sozial streng voneinander geschiedenen Stände. England hat durch die Verwendung indischer Soldaten auf europäischen Schlachtfeldern einen schlechten Schachzug getan. Der Paria ist hellsichtig geworden, und er verlangt nun, mit dem Weißen an einem Tisch zu sitzen. In Indien gärt es unter einem Volke, das Hunderte von Millionen zählt. Eingeborene, die vor Jahren noch vor den Briten in den Straßenkot auswichen, weigern nun den Gruß. Die Autorität und das Ansehen haben einen schweren Schlag erlitten. Zur Behauptung seiner Macht wird England alles aufbieten, wie dies in den Feldzügen der Jahre 1824 bis 1826, 1839 bis 1842, 1845 bis 1849 und 1857 bis 1858 in Indien geschehen ist. Mag es auch jetzt wieder Herr werden, die Bewegung ist da, und ein fallender Kiesel kann zur Lawine werden. Ende Dezember 1921 tagte in Bombay der indische Nationalkongress und der Kongress des allindischen Kalifats. Die Forderung war: Erhebung der Hindus und Mohammedaner zur Gewinnung völliger Selbständigkeit Indiens. Auch die indische Geistlichkeit hat den völligen Bruch mit der englisch- indischen Regierung beschlossen. Solche Gedanken hegten sonst nur die radikalen Geheimbündler des Fernen Ostens. Gelang es auch, die Aufstände zu unterdrücken, die Idee wird leben. Als kürzlich der Prinz von Wales, Englands Thronfolger, in Bombay festlich einzog, begannen dort Straßenkämpfe, die drei Tage währten. In Kalkutta fanden sich zum „festlichen“ Empfang des künftigen Kaisers von Indien von mehr als einer Million Einwohnern der Stadt kaum fünftausend auf den Straßen. Auch in Ägypten, der englischen Eingangspforte Asiens, Afrikas und Australiens, brachen Ende Dezember 1921 schwere Unruhen aus. Mahmud-Pascha erklärte, Ägypten müsse volle Unabhängigkeit fordern und erhalten.

Das alles mag Zukunftsmusik sein, aber die Töne klingen einstweilen übel genug in britischen Ohren. Die Völker sind erwacht, und man hat sie zu ihren Forderungen auf den Schlachtfeldern des frevelhaft angezettelten Weltkriegs erzogen. Die Geister, die man gerufen hat, lernten den weißen Mann in diesen furchtbaren Jahren von einer neuen Seite kennen. Man holte sie nur als Kanonenfutter zum Kampf herbei, und wider Erwarten erwachte in diesen Menschen das Bewusstsein vom Wert der eigenen Rasse und die Idee der Nationalität. Auf Gedanken pflegen die Briten und offensichtlich auch die Franzosen wenig Wert zu legen, nur wahrnehmbare Handlungen und Tatsachen haben bei ihnen Geltung. Aber aus Gedanken entstehen in aber Welt Taten. In der Geschichte der Völker zählen Jahre wie Stunden, und einst wird es sich entsetzlich rächen, fremdrassige Völker aller Hautfarben schmachvoll gegen Angehörige der eigenen Rasse gehetzt zu haben. England werden die unerwarteten Kriegsfolgen noch viel zu schaffen machen.

Straße in Kairo.
Grab eines Scheichs in der Oase Marg bei Kairo.
Moburrumfest in Macras in Indien.
Ein Hochzeitszug der Fellachen in der Kamelstraße in Kairo.
Hindutempel in Tiruvannamalai, Südindien
Dschainatempel in Palitana.
Indische Damen der Gesellschaft beim Tanz.

Kairo, Ein Hochzeitszug der Fellachen in der Kamelstaße

Kairo, Ein Hochzeitszug der Fellachen in der Kamelstaße

Kairo, Grab eines Scheichs in der Oase Marg bei Kairo

Kairo, Grab eines Scheichs in der Oase Marg bei Kairo

Kairo, Kinder, Beduinenknabe

Kairo, Kinder, Beduinenknabe

Kairo, Straße in Kairo

Kairo, Straße in Kairo

Indien, Dschainatempel in Palitana

Indien, Dschainatempel in Palitana

Indien, Hindutempel in Tiruvannamalai, Südindien

Indien, Hindutempel in Tiruvannamalai, Südindien

Indien, Indische Damen der Gesellschaft beim Tanz

Indien, Indische Damen der Gesellschaft beim Tanz

Indien, Mohurrumfest in Macras

Indien, Mohurrumfest in Macras