Sundine. Unterhaltungsblatt für Neu-Vorpommern und Rügen, Band 14. 1840

Stralsund, Mittwoch den 08. Januar 1840
Unlängst wurde im Donaustädter Gemeindewald im Württembergischen ein Wolf von ungewöhnlicher Stärke auf 15 Gänge geschossen. Er war sehr wohlbeleibt und wog 87 Pfund. Das Tier war männlichen Geschlechts und ungefähr 6 Jahre alt. In dem angefüllten Magen fand sich unteranderem Unkenntlichen ein Stück ganze Schafhaut mit der Wolle von 2 Zoll im Quadrat, und ein vollständiger Rückenwirbel von 1 Zoll im Diameter.

Stralsund, Mittwoch den 05. Februar 1840
Aus den Waldungen von Touques sind wieder Wölfe hervorgebrochen und haben die Schafherden überfallen.


Stralsund, Mittwoch den 19. Februar 1840
Am 25. Januar wurde in der Nähe von Niertheim (Württemberg) ein Wolf geschossen, auf den schon seit längerer Zeit Jagd gemacht wurde. Ein Jägerbursche, 17 Jahre alt, verfolgte eben einen Jagdfrevler, als er plötzlich, in einer Entfernung von etwa 8 Schritten, ein Tier erblickte, dass er alsbald für einen Wolf erkannte. Der junge Mensch war im ersten Augenblick unschlüssig, ob er schießen sollte, oder nicht: weil er aber eben so wenig zu entfliehen sich getraute, so ergriff er seine Flinte und erlegte durch einen glücklichen Schuss auf den Kopf dieses Tier, das ganz abgemagert war und, wie es scheint, aus Ermattung ziemlich fest geschlafen hatte. Der Wolf ist von mittlerer Größe, männlichem Geschlechts und wiegt 76 Pfund.

Stralsund, Mittwoch den 24. Juni 1840
Aus Stuttgart berichtet man unter dem 1. Juni Folgendes: Der Wolf, welcher im letzten Winter und noch bis jetzt, die Umgegend von Heilbronn unsicher machte, ist, nachdem man mehrmals große Streifjagden gegen ihn veranstaltet, lebend eingefangen worden und heißt Paul Kärchner, aus Kochendorf. Da er das Hammelfleisch in dem Gemeinde-Backofen braten ließ und dies sehr oft geschah, so ward Verdacht rege, und bei einer Hausuntersuchung fand man sehr bedeutende Vorräte von eigepökeltem etc. Hammelfleisch nebst den Hammelfellen. Der moderne Wolf ist natürlich festgesetzt worden.

Stralsund, Mittwoch den 16. Dezember 1840
In den nördlichen Departements in Frankreich nehmen die Wölfe wieder sehr überhand. Bei Harcourt haben sie vor Kurzem einen Ochsen und ein Füllen zerrissen und gefressen, bei Dusfieres eine Ziege etc. Das Übel ist durch ein Treibjagden in den Waldungen nur ärger geworden, indem dadurch die Wölfe aus den Wäldern auf das Land gescheucht worden sind, und nun die Dörfer heimsuchen.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Umwelt und Natur - Die Wölfe im Spiegel der Presse