Sundine. Unterhaltungsblatt für Neu-Vorpommern und Rügen, Band 13. 1839

Stralsund, Mittwoch den 09. Januar 1839
Der Wolf, welcher seit mehreren Jahren im Lüneburgischen an Herden und Wildbahnen bedeutenden Schaden angerichtet hat und nach welchem im vergangenen Sommer eine vergebliche Jagd angestellt wurde, ist endliche erlegt worden. Im Amte Knesebeck, bei Schönewörde, wurde am zweiten Weihnachtstage ein kleines Stück Wald nach einem angeschossenen Fuchs abgetrieben. Der Förster Bebs sah hier den Wolf, der ihm flüchtig und spitz entgegensprengte. Sein Gewehr war nur mit Schrot geladen: kaltblütig erwartete er den Wolf auf 9 Schritt, drückte ab und das mächtige Raubtier stürzte tot fast zu seinen Füßen nieder. Der Wolf ist ein schönes männliches Tier, kein Bastard oder sogenannter Wolfshund, wie man anfänglich glaubte. Die Länge seines Körpers beträgt 4 Fuß und 5 Zoll, des dickbehaarten Schwanzes 1 Fuß 7 Zoll, der Fangzähne 1 ½ Zoll. Die Höhe 3 Fuß 3 Zoll, das Gewicht 93 Pfund.

Stralsund, Mittwoch den 03. April 1839
Auf dem Gute Buxböwden in Curland bellte unlängst an einem mondhellen Abend ein munterer kleiner Hofhund, und lockte vermutlich hierdurch einen umherschleichenden Wolf herbei. Von diesem verfolgt, wusste der Hund sich nicht anders zu retten, als durch die Öffnung in der Mauer des Mastochsenstalles, wo die aus der Branntweinküche hinleitende Röhre ausmündete. Die Öffnung war weit genug, um auch den nachstürzenden, auf Beute erpichten Wolf durchzulassen. Beide fielen innerhalb des Stalles natürlich in die darunter stehende und zur Nachtzeit leere Kufe. Hier ward der Hund ein Opfer der heißen Wut seines Würgers. Dies scheint aber auch der tragische Wendepunkt im Leben des Siegers gewesen zu sein. Sein Grimm kühlte sich ab, er kam zur Besinnung und sah sich gefangen. Ihn überkam die Angst und ihm verging der Appetit. Das getötete Hündchen blieb von ihm unberührt. Überdies witterte er droben das herrlichste Rindfleisch. Am Morgen fanden die Knechte den seltenen Gast und schlugen ihn tot.


Stralsund, Mittwoch den 21. August 1839
In dem Bezirk Rakziechewo in Galizien hat sich unlängst eine bedeutende Anzahl Wölfe angezeigt. Vor einigen Tagen wurden von diesen Tieren 13 Stück Vieh gefressen und leider auch ein 8- und ein 13jähriger Knabe das Opfer ihrer Blutgier.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Umwelt und Natur - Die Wölfe im Spiegel der Presse