Die Kleidung der Bewohner Mecklenburgs

Über die niedreren Stände auf dem flachen Lande in Mecklenburg-Schwerin


Das flache Land in Mecklenburg ist teils landesherrliches Eigentum, teils auch ein Besitz der Ritterschaft (Adel, Klöster, Städte). Auf den Besitzungen beider finden sich große Höfe und Dörfer. Die landesherrlichen Höfe werden meistbietend auf 14 bis 21 Jahre verpachtet (Pächter, Pensionär), die ritterschaftlichen gewöhnlich von den Besitzern bewirtschaftet. Bauern heißen im Allgemeinen die Tagelöhner auf den Höfen und die mit Ackerbau beschäftigten Bewohner der Dörfer. Diese Dorfbewohner sind entweder Hauswirte (Vollhüfner, Halbhüfner, Viertelhüfner, welche letztern man Kossaten oder Käther heißt), die ein gewisses Ackerwerk für eine Pacht benutzen, und vorzugsweise Bauern genannt werden, oder Büdner, welche ein Haus und etwas Acker als Eigentum für ein Kaufpretium und einen jährlich zu zahlenden Grundzins erworben haben, oder auch Tagelöhner jener Hauswirte. Die Wohnungen der Tagelöhner auf Höfen und in Dörfern heißen Kathen, und sie selbst Kathenleute.


Die Kleidung der vornehmeren Stände Mecklenburgs ist ausländisch; selbst bei den Tagelöhnern und Dienstboten in den großen und kleinen Städten haben fremde Formen den Vorzug gewonnen, und nur bei den Landbewohnern (Bauern) hat sich von jeher viel Eigentümliches erhalten sowohl in Hinsicht derFormen als der Zeuge. Letztere werden theils in den Städten gekauft, z. B. grobe Tücher, Wand genannt, Gaschen, Fries, Boi, Kamink, theils auch aus eignem Gespinnste vom nächsten Weber verfertigt. Solche Zeuge, die eigengemachte heißen, sind außer hedener, feinhedener (kleinhedener) und flächsener Leinwand.

In Hinsicht der Wahl der Farben und einzelner Eigenheiten scheinen die nördlichen Bewohner von den südlichen sich ziemlich allgemein zu trennen. Bei Rhena, Zarrentin, Hagenow, am Schweriner See, bei Krivitz, auch bei Neukloster, auf der südlichen Seite der Warnow, bei Lage, Tessin und in allen, von diesen Ortschaften südlich gelegenen Gegenden ziehen die Männer ungefärbte Leinwand zu Beinkleidern und Arbeitsröcken (Kitteln) vor; in den Aemtern Güstrow, Dargun, Stavenhagen wird dieselbe zu diesem Gebrauche sogar sorgfältig gebleicht. Ein scharf angezogener, etwa 6 Zoll breiter, schwarzlederner Gürtel hindert in letzterer Gegend bei der Arbeit das Aufflattern des übrigens zugeknöpften, weißen Kittels. So erscheint der Bauer selbst in den Städten, wohl gar in der Kirche, aber dann ohne Gürtel. Bei Stavenhagen ist dieser Kittel vorne ein wenig nach Weise eines Leibrocks ausgeschnitten. Bei wichtigen Gelegenheiten bleibt, besonders in den Aemtern Güstrow und Dargun, selbst im Winter ein leinenes Beinkleid; aber mehrere Westen (Brusttücher - Bostdäuker) von gestreifter Bomsiede werden dann angezogen, deren Klappen am Halse so zurückfallen, daß man das, mit bleierner Zierrath zugeheftete Hemde und selbst oft die Brust sehen kann. Darüber kommt dann ein kurzer, blautuchener Rock (Futterrock - Fauderrock) ohne Kragen und hinten ohne Knöpfe, an der Seite mit Taschenlöchern, jedoch ohne Taschen, und über diesen ein langer, dunkelblauer, tuchener Rock. Bei Gastmählern wird der letztere ausgezogen und bei Seite gelegt. Ein dünnes, gemeinhin schwarzseidenes Halstuch bedeckt den Hals. - Geht man in Hemdärmeln (hemdsmaugen, hemdmâgen), so ist wegen Kürze der Westen und des Beinkleides der Unterleib oft handbreit bis auf das Hemde entblößt. Der Hut ist zuweilen modern, öfter aber ein kleiner, runder Kopf mit sehr breitem Rande. Dieser Rand pflegt bei den Bauern um Rhena rauh und kastorartig zu sein. Eine gewöhnliche Hausmütze ist, besonders bei Gnoien, Dargun, die Klott oder Puthüll, rund, anschließend, von grünem Zeuge, mit Fell ringsum verbrämt, oben ein kleiner Quast.

Die Hemden der Frauen heißen ziemlich allgemein im ganzen Lande Hemdschürzen. An denselben ist das Leibchen feinere Leinwand und der untere Theil Sacklein. Wollen sie in Hemdsärmeln und doch geschmückt und reinlich erscheinen, so ziehen sie (z. B. bei Kröpelin) ein halbes Hemd (Aewerhemd - Oberhemd) über und heften die Aermel an den Händen mit rothem Bande zusammen. - In der südlichen Hälfte, besonders in der Gegend von Gnoien, tragen sie einen Unterrock (Pie) von gewöhnlich grünem Friese, mehrere Röcke von Flanell (siehe oben Zeuge), ein Mieder (Bindleib) von demselben Zeuge oder von Bomsiede, oder auch an Sonntagen von rothem oder grünem Damast oder Kamink, und eine Jacke (Kamsol oder Jope) von Bomsiede oder Rasch, die vorne Zugehäkelt ist; doch sind sie nicht sehr schüchtern in der Bedeckung ihrer Reize. Zuweilen ist die Jope und der oberste von den Röcken, deren Zahl bei Festlichreiten zu 6 steigt, von Tuch oder Kattun, und der Bindleib von grauer Leinwand oder wohl gar Nanking. Das Halstuch ist zuweilen unter, zuweilen über der Jope, die Schürze von gebleichter oder gedruckter Leinwand, an Feiertagen von Kattun, auch wohl von Seide, und unter dem oberen Rocke eine tüchtige Tasche, zu der eine Schlitze (Schneiderloch - Sniederlock) führt. Blau sind die gezwickelten Strümpfe, mit halbhohen Absätzen die Schuhe, jetzt seltener mit Schnallen. Bei Festlichkeiten lieben sie Pantoffeln, es wäre denn ein Tanz bestimmt, zuweilen aber auch dann. Die Haare sind vorne bald gescheitelt, bald hintenüber geschlagen, die hintern aber stets in einen Knollen (Dutt) aufgelegt, und die Mützen hinten rund, mit einem, wenigstens 3 Zoll breiten Striche. Ungeschwächte und Unverheiratete tragen bei feierlichen Gelegenheiten blanke Mützen, beim Abendmahle und am Charfreitage weiße, krausgelegte (Köppels), die Ränder mit blauem Bande benäht, an Werkeltagen jedoch, wie die Frauen, schwarze oder kattunene.