Abschnitt 5

Über die niedreren Stände
auf dem
flachen Lande in
Mecklenburg-Schwerin


Die Röcke der Bäuerinnen zu Menzendorf sind von schwarzer, dunkelgrüner oder dunkelblauer Farbe, sehr kurz und eingefaltet, unten mit breitem Bande besetzt. Das gewöhnlich scharlachrothe Leibchen mit kleinem Schooße, oben mit mehrfarbigem Bande besetzt, ist halbhoch und mit einem Latz (siehe Böschen oben) verbunden, der mit Silberband eingefasst und durch schmale silberne Tressen eingeschnürt ist; ferner ein Unterhemdchen mit langen, weiten Ärmeln (dasselbe, was oben Aewerhemd), an der Hand und am Halse mit buntgenähtem Quadder, statt des Unterhemdchens aber auch häufig nur eine wollene Jacke. Das seidene Tuch, hinten mit eingewirkter Blume, ist vorne lose mit einer Nadel zusammengefasst, um den Latz nicht zu verbergen. Die sehr weite Schürze ist von klarem, weißem Zeuge und ganz gekräuset, Strümpfe weiß, Schuhe mit Schnallen und hohen, spitzen Absätzen.


In beiden Dörfern tragen die Männer Beinkleider und Jacken von braunem oder dunkelblauem Tuche, letztere mit kurzem Schoße, sehr kurze Westen von schwarzem Sammet-Manchester mit zwei Reihen silberner Knöpfe, ein französisches Kattuntuch um den Hals, über welches der Hemdekragen etwas überlappt. Die Beinkleider sind oben sehr weit, am Knie vier silberne Knöpfe und eine silberne Schnalle, die Stiefeln kurz, um wenigstens eine Handbreit die weißen Strümpfe zu Zeigen, die Hüte gewöhnlich modern, oder auch mit rundem Kopfe, einem vier Finger breiten Rande, schwarzem Bande und Schnalle.

Die Bauernhäuser in Mecklenburg sind meistenteils ohne Schornsteine, und dann durch das Gatter in zwei Teile geteilt; der Rauch muß durch Türen und Dach ziehen. Im vorderen Hausraume ist eine lange Hausdiele zum Dröschen und Aufbewahren des Stadtwagens; die Hühner nisten in aufgehängten Strohwischen; rechts und links sind Kammern für Knechte, und Ställe für Pferde, Ochsen, welche Ställe nach der Diele zu offen stehen, gemeinhin auch einige Tröge. Im hinteren Hausraume ist die kleine Diele (buten in'n Hus - außen im Hause genannt) mit der Küche und der Hintertüre (lütt Dhör, Achterdhör - kleine Türe, Hintertüre), die Küchendecke, mit Schinken, Speck, Würsten des Räucherns wegen behangen, zu einer Seite die Wohnstube (Dönsk) mit Kammern, zur andern mehrere Kammern. Der, mit Schleeten bedeckte Boden über und neben der langen Hausdiele heißt Hill und wird zum Aufbewahren des besten Futters benutzt; Hill heißt auch öfters ein bequemer Sitz hinter dem Ofen. - Die Wände sind von Lehm aufgeführt, die Fußböden mit Lehm, auch wohl Steinen und Brettern gedielet, die Böden über dem hinteren Hausraume Windelböden, das Dach von Stroh, und an jedem Giebel (Kühlende) zwei Maulaffen (Mulapen), aus Holz geschnitzte Pferderöpfe, kreuzweise angenagelt - eine Erinnerung an die heiligen Rosse der Alten. Hinter dem Hause pflegt der Garten zu sein, und vorne der, mit Scheure und Ställen besetzte, Hof als ein großer Dungplatz benutzt zu werden. Das Ganze ist von einem einfachen Zaune oder Doppelzaune (Hakelwerk) oder einer Steinmauer umschlossen. - Im Strelitzschen lebt der Bauer vom Vieh getrennt und sein Hof gleicht einem kleinen Pachthofe.

Die Tagelöhnerwohnungen (Kathen) sind den Bauernhäusern ziemlich ähnlich, nur ohne den vorderen Hausraum und in kleinerem Maßstab, oft zwei, drei an einander gebauet, daher zweihischige, dreihischige Kathen. Die Kathenleute geben keine bare Miete, sondern auf den Höfen leistet die Frau für die Benutzung der Wohnung 90 bis 100 Frohntage jährlich, und in den Dörfern muß der Kathenmann mit seiner Frau in der Ernte seinem Bauern helfen.

In den Bauernstuben fehlen nie ein langer, starker Tisch, eine Wanduhr, einige Bänke, auch Stühle, auf welchen letzteren zuweilen Polster liegen, und ein hochaufgethürmtes Ehebette, bei Festlichkeiten mit farbigen Schleifen besteckt, häufig in Alkoven, öfters, besonders südlich, mit Gardinen. Hin und und wieder ist an der Wand ein rot und blau bemaltes Gesimse angebracht für Kalender, Bibel und Gesangbuch, schöne Äpfel und hübsche, auf Jahrmärkten gewonnene, Schüsseln. Jeder Hausgenosse hat an der Wand oder am Tische in ledernen Hefteln seinen hölzernen Löffel, der gemeinhin nie gewaschen, sondern nur abgewischt wird. - In den Kathenstuben finden sich gewöhnlich nur ein kleiner Hängeschrank, einige Brettstühle, statt des Tisches oft nur eine platte Lade. Ein Unter- und ein Oberbette mit Pfühl und blauen Kopfkissen, 2 Paar Betttücher, einige Hemden und Hemdschürzen sind oft alle Wäsche, und doch ist Ungeziefer selten, außer auf dem Kopfe, wo es für ein Zeichen von Gesundheit gilt. Hühner und Gänse mit ihren Jungen pflegen Winters und Frühjahrs hinter dem Ofen zu hausen. Allgemein beliebt sind stark geheizte Zimmer und dennoch warme Kopfbedeckung.