Abschnitt 8

Ueber
die Verdienste des Großherzogs
Friedrich Franz I.
um
die vaterländische Geschichte und
Alterthumskunde


Diefe mittelalterlichen Forschungen und diepflege der heidnischen Alterthumer setzten die geschichtliche Thätigkeit des Großherzogs in Seinen letzten Lebensjahren besonders in Bewegung, während Er auch in Andern die rein wissenschaftlichen Bestrebungen ehrte, indem Er wieder der erste Fürst war, welcher ein Ehrenzeichen für Verdienste um Kunst und Wissenschaft stiftete und es mit Seinem eigenen Bilde schmückte.


Bis zu Seinen letzten Lebenslagen hing Sein Herz treu an der Geschichte des Landes, und ich bin in der glücklichen Lage, aus meinen eigenen Lebenserfahrungen, außer vielen andern, besonders ein rührendes Zeugniß davon zu geben. Als Friedrich Franz im Sommer des J. 1836 schon auf dem letzten Siechbette lag, entdeckte ich in einer dunkeln Dachkammer des Schlosses zu Schwerin einen wohl verwahrten und künstlich verschlossenen Koffer, welcher, wie es sich später ergab, das geheime Archiv des Herzogs Carl Leopold und manches enthielt was wohl die Wißbegier reizen konnte. Kaum hatte Friedrich Franz von diesem Funde gehört, als Er Sich denselben augenblicklich nach Ludwigslust kommen ließ und mir am 1. Junii 1836 zurücksandte [Vorlegung] mit dem Befehle, die Papiere zu studiren und zu ordnen und Ihm nach den einzelnen Materien „packetweise“ nach und nach nach Ludwigslust zu übersenden. Dies geschah denn auch vom 1. Julii 1836 an viele Male hinter einander, und Friedrich Franz nahm auf Seinem Sterbebette die genaueste Kenntniß von dem ganzen Inhalt dieser merkwürdigen Schriften, bis der Vorrath sich erschöpfte und Seine Kraft allmählig erlosch. Dies ist, neben der Vollendung des Friderico-Franciscei, Seine letzte Arbeit auf dem Felde der Geschichte und eine Seiner letzten Lieblingsbeschäftigungen gewesen, welche einen rührenden Beweis giebt, wie treu Sein Herz am Vaterlande und dessen Schicksalen hing.

Am 1. Februar 1837 ging Er, 80 Jahre alt, zu Seinen Vätern heim und ward mit großer Trauer in der Kirche zu Doberan vor dem Altare beigesetzt, wo Er Sich Selbst seine Ruhekammer erbauet hat.

Ehre sei Seinem Andenken, vor allem in unserm Vereine, welcher Seinen Sinn und Sein Streben zu bewahren und fortzupflanzen zur Aufgabe hat, welcher 25 Jahre lang gestrebt hat, sich diesem Ziele zu nähern, wenn auch nur durch die Anregung, welche durch ihn in seinen Jahrbüchern alljährlich gegeben ist, von denen ich jetzt als einen kleinen Tribut des Dankes den 25. Jahrgang dem Vereine überreiche [Vorlegung] und auf den Altar des Vaterlandes lege.

Lange lebe Friedrich Franz I. in unserm und in dem Andenken aller treuen Meklenburger!