Über die Anwendungen der Bäder

An beiden Seiten dieses Platzes sind die vier Badezimmer, deren jedes mit allen erforderlichen Bequemlichkeiten versehen ist.

Die Badewannen sind von dem besten Eichenholz, fast mit dem Boden gleich in die Erde gesenkt, etwas größer wie gewöhnlich, sehr gut gearbeitet, inwendig mit weißer Farbe bemalt, und mit einer bequemen Rücklehne versehen.


Die Badenden können, wenn der Arzt den Grad der Wärme nicht bestimmt hat, und sie ihr eignes Gefühl entscheiden lassen wollen, dem Bade jede Art der Temperatur selbst verschaffen, damit aber beim Zulassen des Wassers durch Versehen oder Unvorsichtigkeit nicht etwa Schaden oder gar Unglück entstehe, ist die warme Leitung durch den Buchstaben W, und die kalte dagegen durch ein K, bezeichnet.

Wer sich ganz allein im Bade befindet und unerwartet plötzlicher Hilfeleistung benötigt, darf nur eine Schnur, die er im Wasser erreichen kann, anziehen, und die gewünschte Aufwartung wird ihm augenblicklich zur Hand sein.

Nach dem Bade ladet, statt der selten gebrauchten, dem Verdachte der Unsauberkeit ausgesetzten und wirklich ganz entbehrlichen Betten, eine leichte Ruhebank zur gewünschten Erholung ein.

Für Reinlichkeit ist, so wie bei den kalten Bädern, auch hier möglichst gesorgt.

Jeder Badende öffnet die Wanne in dem Augenblick, da er aus dem Wasser steigt, selbst, damit während des Ankleidens die Zeit zum Ablaufen des Wassers benutzt werden kann.

Sobald er das Zimmer verlässt, wird es unverzüglich gelüftet und gereinigt, die Wanne erst verschlossen und mit reinem Wasser sorgfältig gesäubert, hierauf wieder geöffnet, nochmals mit reinem Wasser gespült, und dann erst das folgende Bad bereitet.

Ein Billet zum warmen Bade, das der Ordnung wegen eben wie bei den kalten Bädern die Zeit und den Ort nachweiset, wird mit 24 ßl. gelöst, und weiter ist, mit Ausnahme einer willkührlichen, Kleinigkeit für Wäsche, nichts zu bezahlen.

Zu einem Tropfbade, dem man eine seltene Fallhöhe schaffen konnte, ist bereits das erforderliche veranstaltet und auf andere ähnliche Bäder, die zur Hebung örtlicher Übel dienen, soll gleichfalls Bedacht genommen werden.

Nach diesem allen können wir nun wohl ohne Anmaßung behaupten, dass es unserer Anstalt an wesentlichen Einrichtungen zum Gebrauch kalter und warmer Seebäder nicht nur keinesweges fehle, sondern wir glauben auch erwarten zu dürfen, dass sie durch ihre anspruchlose Einfachheit, durch vorzügliche Zweckmäßigkeit und besonders durch die seltene Begünstigung der Natur, sich immer mehr empfehlen und die ihnen bisher gewidmete Billigung ferner gewinnen und verdienen werden.

Diese beruhigende Erwartung kann und wird uns inzwischen gewiss nicht abhalten, alles was zu ihrer ferneren Vervollkommnung beizutragen vermag, mit fortwährender Sorgfalt zu ergreifen, und wir werden, von diesem Vorsatze geleitet, jeden kunstverständigen Rat, so wie jeden gut gemeinten Wink, mit Dank annehmen und mit Vergnügen benutzen.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Ueber die Privat-Seebadeanstalt bei Travemünde 1