Beschreibung des Ortes und des Umlandes

Das ausgedehnte Leuchtenfeld, welches auf der Seeseite Travemünde begrenzt, und seinen Namen von dem zur Sicherheit der Schifffahrt darauf erbauten Leuchtenturm führt, ist, durch obrigkeitliche Vergünstigung und Privatvereinigung mit den Travemündern, teilweise das Gebiet unserer Anstalt geworden.

Vom Städtchen aus ist für den Fußgänger während der Badezeit ein Richtweg dahin durch die Schanze eingerichtet, der, teils weil er so nahe führt, teils weil er so manche, auf Bequemlichkeit berechnete Abwechselungen darbietet, allgemein angenehm gefunden wird.


Gleich der erste Fußtritt aufs Leuchtenfeld bringt in eine Allee, die, um bald Schatten zu geben, aus dicht gepflanzten Birken, Tannen und Pappeln besteht.

Durch diese Allee gelangt man gerade zu dem, hundert Fuß breiten und vierzig Fuß tiefen, Wirtschaftsgebäude, welches in einfach edlem Stile massiv erbaut ist, worin zu Mittag und Abend gespeist, auch sonst jede Art von Erfrischungen geliefert wird, und vor welchem Morgens und abends zur Erheiterung der Gesellschaft eine gutgewählte Musik unterhalten wird.

Ein Drittteil dieses Hauses ist der Ökonomie, der mittlere Teil dem Speisesaal, und der dritte zwei mit dem Saal verbundenen Gesellschaftszimmern bestimmt.

Vor dem Gebäude ist eine angenehme Terrasse angelegt, die an jeder Seite des Hauses mit einem Geländer eingefasst und mit einem Schirm bedeckt, in der Mitte aber offen ist.

Von hier aus, so wie von allen Zimmern, genießt man der freisten Aussicht nach dem offenen Meere, das häufig durch eine zahlreiche Menge von Schiffen und kleinen Fahrzeugen belebt wird. Rechts dehnt sich die freundliche Küste Mecklenburgs in langer Strecke aus, und treffliche Waldpartien geben der reizenden Landschaft noch mehr Mannigfaltigkeit.

Eine sehr beträchtliche Anhöhe erhebt sich in nicht geringer Ausdehnung hinter dem Gebäude, und dient zu den verschiedenen Gartenanlagen, die sich neben, an und auf derselben verbreiten.

Aus einer in ihrer Mitte oben auf dem Berge befindlichen Rotunde, so wie in den meisten Gängen, genießt das Auge eine durch Größe und Anmut entzückende Aussicht, und gerade hier ist es vorzüglich, wo teils der mit stillem Erstaunen erfüllende Anblick der majestätisch großen Natur, teils das Einatmen der köstlichen reinen Luft, Geist und Körper gleich wohltätig werden.

Unten am Berge sind noch einige kleine, dem Vergnügen der Gäste gewidmete Gebäude, von denen eins ein Billard enthält, und in deren Nähe sich noch manche Einrichtungen zu gesellschaftlichen Spielen, als Kegelbahn, Schaukel, Vogelschießen, Reitbahn, Karussell, Ballon, u. d. M. befinden, die mit jedem Jahre an Mannigfaltigkeit gewinnen werden.

Durch dichtes Gesträuche führt seewärts ein Weg von diesem Hauptpunkte aller Anlagen ab zu einer in halbstündiger Entfernung liegenden Anhöhe, die einst der kriegerische Arm der Vorzeit erschuf, und mit Geschütz und Waffen bedeckte, und die jetzt der friedlichere Geist unserer Zeit zum Wohnsitz der Ruhe umschuf und mit Gebüsch und Blumen bepflanzte.

Lachende Kornfelder begrenzen dieses Plätzchen von der Landseite; gegenüber dehnt sich das große Meer aus. Der Anblick der wogenden Ähren gewählt eine liebliche Pause im Anschauen des schäumenden Meeres. Hier erfüllt Freude und Dank, dort Verwunderung und Staunen das fühlende Herz. Je reizender dieser Platz schon an sich durch seine wahrhaft romantische Lage ist, um so viel sorgfältiger wird die Kunst dahin streben, seine eigentümliche Anmut zu erhöhen.

So weit hier von den der Erholung und Freude gewidmeten Einrichtungen. Manches, was die Bequemlichkeit der Gäste, den gesellschaftlichen Ton, die übliche Lebensweise und dergleichen mehr betrifft, werden wir noch in der Folge zu berühren Gelegenheit haben.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Ueber die Privat-Seebadeanstalt bei Travemünde 1