Die Artussage in Lied und Leben der ritterlichen Völker
Diese weit verbreitete Artussage fand nicht bloß im Liede, sondern auch im Leben jener ritterlichen Völker ihre Anwendung. Die Schonung, die die Engländer den unterliegenden Wallisern bewiesen, und die absichtliche Huldigung, die sie ihren Vorurteilen, Prophezeiungen, Sagen und Liedern angedeihen ließen, führte den Artus auch dem Englischen Volke näher, und er wurde gar bald als Stammheld der Engländer selbst bettachtet. Unter Heinrich II. wurden sein Grab und seine Riesengebeine in Glassenbury, 1283 bei der Eroberung von Wales auch die Krone Artus aufgefunden. Mehr als 600 Ortschaften führen noch jetzt in England seinen Namen; in Montgommery ist ein Artustor, in Westmoreland eine Artusschanze, die runde Tafel genannt. Doch gibt sich diese Verehrung vorherrschend in den ritterlichen Kreisen kund und knüpft sich vor Allem an die Artushöfe oder Tafelrunden, ein Institut, dessen Bedeutung ähnlichem Wechsel wie der Name Artus selbst unterworfen ist.
Gastmäler an runden Tischen waren eine den Kelten von den ältesten Zeiten her eigentümliche Sitte. „Wenn sie“, erzählt der Stoiker Posidonius, ein Zeitgenosse Julius Cäsars, „in großer Zahl zusammenschmausen, so sitzen sie an einer kreisförmigen Tafel; derjenige, welcher durch Kriegserfahrung, edle Abkunft oder Reichtum am meisten hervorragt, sitzt in der Mitte und neben ihm der zunächst Würdigste; zu beiden Seiten derselben folgen dann die übrigen ihrem Range nach, wobei jeder hinter sich seinen Schildträger stehen hat, an einem Tische gegenüber sitzen ihre Lanzenträger, gleichfalls wie ihre Herren im Kreise.“ Solche Gastmäler an runden Tischen, ohne Zweifel durch den Gesang von Barden belebt, mögen wohl viele Jahrhunderte unter den Gallischen Stämmen sich in Gewohnheit erhalten haben. Rhys af Tewdor brachte sie gleichfalls aus der Bretagne nach Wales als eine in Vergessenheit gekommene Schöpfung Artus, wandelte sie jedoch in 40tägige nationale Bankette, Eisteddvods, auch Gorsedds genannt, um, an welchen eine bestimmte Festordnung, Wettgesänge der Barden und Preisverteilungen an die besten Sänger stattfanden, und zu welchen alle Barden des Landes, die Jahr und Tag vorher unter Zusicherung freien Geleites eingeladen wurden, Zutritt hatten. Tatsächlich sind solche Feste in den Jahren 1100, 1107 und 1135 in verschiedenen Landschaften von Wales gefeiert worden. Auch hier wurde um das einfache Fest ein mystisches Dunkel verbreitet; man wusste von einem Gesetzbuche der Tafelrunde, welches von Artus, seinem Verfasser, in einer Kirche in Wales niedergelegt, von Rhys af Tewdor aufgefunden, später demselben geraubt und zuletzt in die Hände desselben Grafen Robert von Glocester, dem die Chronik von Monmouth gewidmet ist, gelangt sein sollte. Die ritterlichen Sänger der romanischen und deutschen Welt, welche schwerlich von diesen Walliser Festen nähere Kunde hatten, deuteten sich den ihnen mit der Artussage überkommenen Namen der Tafelrunde in einfacher Weise als eine Genossenschaft der von Artus auserwählten Ritter, welche täglich an seiner Tafel zusammenkämen, um über bestandene Abenteuer zu berichten, oder zu neuen sich vorzubereiten. Der deutsche Ritter Heinrich von Freiberg versucht wie es scheint aus eigener Erfindung eine der lettischen Sitte ganz widersprechende Erklärung des seltsamen Namens. In seiner Fortsetzung von Gottfrieds von Straßburg Tristan und Isolde trifft Tristan in einem Walde unter einer Linde einen Edelknaben, den König Artus ausgesandt hat, um den Helden, die nach ritterlichen Taten dürsten, anzukündigen, dass er in seinem Schloss zu Karidol eine Tafelrunde ausgedacht habe, eine so reiche und köstliche, wie kein anderer König dergleichen in seinen Reichen haben dürfte. Tafelrunde? fragt Tristan, trauter Geselle, was ist das? Und jener: Ihr belehrt euch darüber am Besten, wenn ihr sie Tafelrotunde nennt. Rotunde heißt einer Scheibe gleich. Tafelrunde ist eine einer Scheibe gleich geformte Tafel, wie ein Rad, ohne Anfang und Ende, ohne Winkel oder Ecke, damit die Ritter, die des Sitzes an derselben gewürdigt sind, und deren die Tafel 500 fassen kann, als gleiche ohne Unterschied neben einander sitzen können. Als Erfordernisse, um dieser Ehre teilhaftig zu werden, zählt dann der Knabe auf: Lust an Abenteuern und Beweise, dass man ein Mann ritterlicher Taten, von Adel, von tadelloser Treue und mit Milde und Zucht ausgestattet sei. In wunderlichem Kontraste jedoch mit diesen Forderungen nötigt den Dichter sein keltischer Stoff den Tristan, sobald er an der Tafelrunde aufgenommen ist, mit Unterstützung der gesamten Artusgenossenschaft ein Abenteuer vollbringen zu lassen, in welchem der ritterlichen Treue und christlichen Zucht in stärkstem Maße Hohn gesprochen wird.
Es lag nun nahe, dass man in diesen ritterlichen Kreisen für diese im Lied als die erhabensten Erscheinungen des Ritterwesens ausgeschmückten Tafelrunden eine entsprechende Wirklichkeit aufzufinden sich bemühte, und dieses Streben führte ohne Zweifel dahin, sie in den Ritterspielen in Anwendung zu bringen.
Gastmäler an runden Tischen waren eine den Kelten von den ältesten Zeiten her eigentümliche Sitte. „Wenn sie“, erzählt der Stoiker Posidonius, ein Zeitgenosse Julius Cäsars, „in großer Zahl zusammenschmausen, so sitzen sie an einer kreisförmigen Tafel; derjenige, welcher durch Kriegserfahrung, edle Abkunft oder Reichtum am meisten hervorragt, sitzt in der Mitte und neben ihm der zunächst Würdigste; zu beiden Seiten derselben folgen dann die übrigen ihrem Range nach, wobei jeder hinter sich seinen Schildträger stehen hat, an einem Tische gegenüber sitzen ihre Lanzenträger, gleichfalls wie ihre Herren im Kreise.“ Solche Gastmäler an runden Tischen, ohne Zweifel durch den Gesang von Barden belebt, mögen wohl viele Jahrhunderte unter den Gallischen Stämmen sich in Gewohnheit erhalten haben. Rhys af Tewdor brachte sie gleichfalls aus der Bretagne nach Wales als eine in Vergessenheit gekommene Schöpfung Artus, wandelte sie jedoch in 40tägige nationale Bankette, Eisteddvods, auch Gorsedds genannt, um, an welchen eine bestimmte Festordnung, Wettgesänge der Barden und Preisverteilungen an die besten Sänger stattfanden, und zu welchen alle Barden des Landes, die Jahr und Tag vorher unter Zusicherung freien Geleites eingeladen wurden, Zutritt hatten. Tatsächlich sind solche Feste in den Jahren 1100, 1107 und 1135 in verschiedenen Landschaften von Wales gefeiert worden. Auch hier wurde um das einfache Fest ein mystisches Dunkel verbreitet; man wusste von einem Gesetzbuche der Tafelrunde, welches von Artus, seinem Verfasser, in einer Kirche in Wales niedergelegt, von Rhys af Tewdor aufgefunden, später demselben geraubt und zuletzt in die Hände desselben Grafen Robert von Glocester, dem die Chronik von Monmouth gewidmet ist, gelangt sein sollte. Die ritterlichen Sänger der romanischen und deutschen Welt, welche schwerlich von diesen Walliser Festen nähere Kunde hatten, deuteten sich den ihnen mit der Artussage überkommenen Namen der Tafelrunde in einfacher Weise als eine Genossenschaft der von Artus auserwählten Ritter, welche täglich an seiner Tafel zusammenkämen, um über bestandene Abenteuer zu berichten, oder zu neuen sich vorzubereiten. Der deutsche Ritter Heinrich von Freiberg versucht wie es scheint aus eigener Erfindung eine der lettischen Sitte ganz widersprechende Erklärung des seltsamen Namens. In seiner Fortsetzung von Gottfrieds von Straßburg Tristan und Isolde trifft Tristan in einem Walde unter einer Linde einen Edelknaben, den König Artus ausgesandt hat, um den Helden, die nach ritterlichen Taten dürsten, anzukündigen, dass er in seinem Schloss zu Karidol eine Tafelrunde ausgedacht habe, eine so reiche und köstliche, wie kein anderer König dergleichen in seinen Reichen haben dürfte. Tafelrunde? fragt Tristan, trauter Geselle, was ist das? Und jener: Ihr belehrt euch darüber am Besten, wenn ihr sie Tafelrotunde nennt. Rotunde heißt einer Scheibe gleich. Tafelrunde ist eine einer Scheibe gleich geformte Tafel, wie ein Rad, ohne Anfang und Ende, ohne Winkel oder Ecke, damit die Ritter, die des Sitzes an derselben gewürdigt sind, und deren die Tafel 500 fassen kann, als gleiche ohne Unterschied neben einander sitzen können. Als Erfordernisse, um dieser Ehre teilhaftig zu werden, zählt dann der Knabe auf: Lust an Abenteuern und Beweise, dass man ein Mann ritterlicher Taten, von Adel, von tadelloser Treue und mit Milde und Zucht ausgestattet sei. In wunderlichem Kontraste jedoch mit diesen Forderungen nötigt den Dichter sein keltischer Stoff den Tristan, sobald er an der Tafelrunde aufgenommen ist, mit Unterstützung der gesamten Artusgenossenschaft ein Abenteuer vollbringen zu lassen, in welchem der ritterlichen Treue und christlichen Zucht in stärkstem Maße Hohn gesprochen wird.
Es lag nun nahe, dass man in diesen ritterlichen Kreisen für diese im Lied als die erhabensten Erscheinungen des Ritterwesens ausgeschmückten Tafelrunden eine entsprechende Wirklichkeit aufzufinden sich bemühte, und dieses Streben führte ohne Zweifel dahin, sie in den Ritterspielen in Anwendung zu bringen.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Ueber den Ursprung der Preußischen Artushöfe
Mittelalterliche Burganlage
Turnierteilnehmer
Anreise der Turnierteilnehmer per Schiff
Siegerehrung
Huldigung
Rittermahl
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