Glaubenslehre von der Gnade

„Allein Jesus Christus hat mehr getan. Er hat uns den heil. Geist gesendet, uns zu erleuchten und zu spenden seine Liebe, die zur Erfüllung seiner Gebote uns antreibt, indem sie die Widerspenstigkeit unsrer verderbten Natur überwältiget.“

Zufolge dieser Grundsätze des Katholizismus, vermögen wir nichts, in der Ordnung des Heils, ohne den unverdienten Beistand, den Gott allen Menschen erteilt, auf dass sie einen, dem Gesetze widerstrebenden, Willen bekämpfen. Also auch diese Lehre löset eines der schwersten Rätsel der Politik, welches darin bestehet, dass sie unablässig die Menschen unter die Augen und die Herrschaft der Gottheit stellt.


Da nun aber die katholische Kirche glaubt, der Mensch könne mit dem Beistand der Gnade ihm widerstehen und durch seine Werke sich Verdienste sammeln, so begreift man sehr leicht, dass ihre Lehre von der Rechtfertigung uns allzeit die Freiheit lässt, entweder gut oder böse zu sein: sie verwirft also jene blinde Fatalität, welche den Keim aller Tugend erstickt, allen Unordnungen die Tore öffnet, den Menschen in eine sträfliche Trägheit und gefährliche Sicherheit einwiegt, oder denselben einem unwiderstehbaren Drange preis gibt.

Sind es nicht die Katholiken, die sich zuerst wider verderbliche Lehre der Rechtfertigung durch den Glauben ohne gute Werke erhoben haben? Ist es nicht ein geheiligter Grundsatz unter ihnen, ganz entsprechend den Worten des Apostels, dass unter den drei Tugenden: Glauben, Hoffnung und Liebe, die Letzte von allen die Vortrefflichste sei?