Das Meer
Die Gewässer des Ozeans enthalten bekanntermaßen eine Menge aufgelöster verschiedenartiger Salzteile; ja man kann annehmen, daß sie mehr oder weniger von allen löslichen Stoffen enthalten, die es überhaupt gibt. Jedoch ist der bei weitem am meisten vorschlagende Stoff im Seewasser das gemeine Salz, welches ungefähr ? der ganzen in ihm vorhandenen Salzmasse ausmacht, die man auf 3 bis 4% veranschlagt. — Da sie nicht überall gleich ist, so variiert im Verhältnis zu ihr auch die spezifische Schwere des Seewassers von etwa 1,026 zu 1,030; reines Wasser zu 1000 angenommen.
Der verstorbene Dr. Marcet machte (Philos. Trans. 1819) folgende Resultate bekannt, die er aus einer Reihe interessanter Versuche über diesen Gegenstand gefolgert hat:
I. Das Südmeer enthält mehr Salz als das Nordmeer in dem Verhältnis von 1,02919:1,02757.
2. Die mittlere spezifische Schwere des Seewassers nahe dem Äquator beträgt 1,02777, steht also in der Mitte zwischen der der nördlichen und der der südlichen Hemisphäre.
3. Es ist kein merklicher Unterschied im Seewasser unter verschiedenen Meridianen.
4. Es ist nicht zu genügender Evidenz gebracht, daß das Meer in seiner Tiefe salziger ist, als an seiner Oberfläche.
3. Das Meer hat einen größeren Salzgehalt da, wo es am tiefsten und am weitesten vom Lande entfernt ist, und sein Salzgehalt findet sich in der Nähe großer Eismassen stets vermindert*).
*) Eine Widerlegung der in T, F. W. Richters Wasserwelt und I. G. Sommers Gemälde der physischen Welt ausgesprochenen Behauptung, daß der Salzgehalt des Ozens unter dem Äquator und an den Polen am größesten sei, hier durch das Gefrieren, dort durch die Verdunstung veranlaßt.
6. Kleine Binnenmeere, wenn sie auch mit dem Ozean kommunizieren, enthalten viel weniger Salz, als der Ozean.
7. Das Mittelländische Meer enthält fast mehr Salz als der Ozean.
Da nun der Salzgehalt des Meers wenigstens auf der Oberfläche gar sehr von der Nachbarschaft großer Flüsse und permanenter Eisanhäufung abhängt, so läßt sich auf diese Weise der geringere Salzgehalt kleinerer Binnenmeere, besonders in hohen Breiten, im Allgemeinen erklären, zumal die meisten derselben mit verhältnismäßig großen Quantitäten süßen Wassers aus den hineinfließenden Flüssen gespeist werden. Auf der andern Seite hat man den großen Salzgehalt des Mittelländischen Meers der enormen Verdunstung von seiner Oberfläche aus zugeschrieben, die hauptsächlich Folge seiner Lage in einem wärmern Klima*) ist.
i]*) Charles Lyell in seinem vortrefflichen Werke: Principes of geology. Third edition, 1833. Vol. II. p. 16 führt an, daß hygrometrische Versuche, in Malta und andern Inseln angestellt, gezeigt hätten, daß die mittlere Quantität von Feuchtigkeit in der das Mittelländische Meer umgebenden Luft nur halb so groß sei, als die der Atmosphäre in England. Auch sei die Temperatur des Mittelländischen Meers im Durchschnitt um 3½° Fahrenheit höher, als des westlich von ihm gelegenen Teiles des Atlantischen Ozeans. Berücksichtige man dann noch die heißen und trocknen Winde, welche von der afrikanischen Küste her wehen, so sei die starke Verdunstung und dadurch der bedeutende Wasserverlust ganz begreiflich, welcher den Spiegel dieses großen Binnenmeers so niederhält, daß die Wassermassen, vom Atlantischen so wie vom schwarzen Meere beständig hineinströmen, und die beiden bekannten Strömungen im Mittelländischen Meere veranlassen.[/i]
Die salzigen Bestandteile des Ozeans sind von so ungemeiner Wichtigkeit in der Ökonomie der Natur, daß es sehr zu bezweifeln ist, ob die jetzige Ordnung der Dinge ohne sie würde bestehen können. Namentlich verringern sie die Tendenz des Meers zu gefrieren so wie zu verdunsten, verleihen dem Wasser größere Tragkraft, und tragen ohne Zweifel in hohem Grade zu der Unzersetzbarkeit des Seewassers bei; denn ein Ozean von süßem Wasser würde rasch solchen Veränderungen unterliegen, die ihn wahrscheinlich unverträglich mit dem animalischen Leben und selbst mit andern Einrichtungen der Natur machen würden.
Wer endlich will es wagen zu versichern, daß die dem Anschein nach so unproportionierte Verteilung von Meer und Land auf unserer Erde nicht wirklich gerade so sein müsse?
Was würde z. B. daraus werden, wenn der stille oder der atlantische Ozean in festes Land umgewandelt würden? Würden nicht die Klimate der jetzigen Kontinente durch eine solche Zugabe an Festland ganz und gar geändert und ihre fruchtbaren Gegenden in dürre Wüsteneien verwandelt werden?
Diese dem jetzigen Stande der Dinge so wunderbar entsprechende Verteilung von Meer und Land dependiert offenbar von der absoluten Menge Wassers in der Welt; während die relative Schwere des Wassers (verglichen mit der des Festlandes) den Ozean in seinen bestimmten Grenzen hält, ohne deshalb seine ununterbrochene Bewegung zu hindern. So hat Laplace dargetan, daß die Erde sonst bei der geringsten Veranlassung steten Überschwemmungen ausgesetzt sein würde, überschritte die mittlere Dichtigkeit des Ozeans die des festen Teils der Erde. —
Der verstorbene Dr. Marcet machte (Philos. Trans. 1819) folgende Resultate bekannt, die er aus einer Reihe interessanter Versuche über diesen Gegenstand gefolgert hat:
I. Das Südmeer enthält mehr Salz als das Nordmeer in dem Verhältnis von 1,02919:1,02757.
2. Die mittlere spezifische Schwere des Seewassers nahe dem Äquator beträgt 1,02777, steht also in der Mitte zwischen der der nördlichen und der der südlichen Hemisphäre.
3. Es ist kein merklicher Unterschied im Seewasser unter verschiedenen Meridianen.
4. Es ist nicht zu genügender Evidenz gebracht, daß das Meer in seiner Tiefe salziger ist, als an seiner Oberfläche.
3. Das Meer hat einen größeren Salzgehalt da, wo es am tiefsten und am weitesten vom Lande entfernt ist, und sein Salzgehalt findet sich in der Nähe großer Eismassen stets vermindert*).
*) Eine Widerlegung der in T, F. W. Richters Wasserwelt und I. G. Sommers Gemälde der physischen Welt ausgesprochenen Behauptung, daß der Salzgehalt des Ozens unter dem Äquator und an den Polen am größesten sei, hier durch das Gefrieren, dort durch die Verdunstung veranlaßt.
6. Kleine Binnenmeere, wenn sie auch mit dem Ozean kommunizieren, enthalten viel weniger Salz, als der Ozean.
7. Das Mittelländische Meer enthält fast mehr Salz als der Ozean.
Da nun der Salzgehalt des Meers wenigstens auf der Oberfläche gar sehr von der Nachbarschaft großer Flüsse und permanenter Eisanhäufung abhängt, so läßt sich auf diese Weise der geringere Salzgehalt kleinerer Binnenmeere, besonders in hohen Breiten, im Allgemeinen erklären, zumal die meisten derselben mit verhältnismäßig großen Quantitäten süßen Wassers aus den hineinfließenden Flüssen gespeist werden. Auf der andern Seite hat man den großen Salzgehalt des Mittelländischen Meers der enormen Verdunstung von seiner Oberfläche aus zugeschrieben, die hauptsächlich Folge seiner Lage in einem wärmern Klima*) ist.
i]*) Charles Lyell in seinem vortrefflichen Werke: Principes of geology. Third edition, 1833. Vol. II. p. 16 führt an, daß hygrometrische Versuche, in Malta und andern Inseln angestellt, gezeigt hätten, daß die mittlere Quantität von Feuchtigkeit in der das Mittelländische Meer umgebenden Luft nur halb so groß sei, als die der Atmosphäre in England. Auch sei die Temperatur des Mittelländischen Meers im Durchschnitt um 3½° Fahrenheit höher, als des westlich von ihm gelegenen Teiles des Atlantischen Ozeans. Berücksichtige man dann noch die heißen und trocknen Winde, welche von der afrikanischen Küste her wehen, so sei die starke Verdunstung und dadurch der bedeutende Wasserverlust ganz begreiflich, welcher den Spiegel dieses großen Binnenmeers so niederhält, daß die Wassermassen, vom Atlantischen so wie vom schwarzen Meere beständig hineinströmen, und die beiden bekannten Strömungen im Mittelländischen Meere veranlassen.[/i]
Die salzigen Bestandteile des Ozeans sind von so ungemeiner Wichtigkeit in der Ökonomie der Natur, daß es sehr zu bezweifeln ist, ob die jetzige Ordnung der Dinge ohne sie würde bestehen können. Namentlich verringern sie die Tendenz des Meers zu gefrieren so wie zu verdunsten, verleihen dem Wasser größere Tragkraft, und tragen ohne Zweifel in hohem Grade zu der Unzersetzbarkeit des Seewassers bei; denn ein Ozean von süßem Wasser würde rasch solchen Veränderungen unterliegen, die ihn wahrscheinlich unverträglich mit dem animalischen Leben und selbst mit andern Einrichtungen der Natur machen würden.
Wer endlich will es wagen zu versichern, daß die dem Anschein nach so unproportionierte Verteilung von Meer und Land auf unserer Erde nicht wirklich gerade so sein müsse?
Was würde z. B. daraus werden, wenn der stille oder der atlantische Ozean in festes Land umgewandelt würden? Würden nicht die Klimate der jetzigen Kontinente durch eine solche Zugabe an Festland ganz und gar geändert und ihre fruchtbaren Gegenden in dürre Wüsteneien verwandelt werden?
Diese dem jetzigen Stande der Dinge so wunderbar entsprechende Verteilung von Meer und Land dependiert offenbar von der absoluten Menge Wassers in der Welt; während die relative Schwere des Wassers (verglichen mit der des Festlandes) den Ozean in seinen bestimmten Grenzen hält, ohne deshalb seine ununterbrochene Bewegung zu hindern. So hat Laplace dargetan, daß die Erde sonst bei der geringsten Veranlassung steten Überschwemmungen ausgesetzt sein würde, überschritte die mittlere Dichtigkeit des Ozeans die des festen Teils der Erde. —
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Ueber das Seebaden und das Norderneyer Seebad