Mit der Ankunft im fremden Lande beginnt für den Auswanderer eine neue Reihenfolge von Leiden und zwar nicht die weniger grausame.

Mit der Ankunft im fremden Lande beginnt für den Auswanderer eine neue Reihenfolge von Leiden und zwar nicht die weniger grausame. Es ist, als ob eine stillschweigende Verschwörung unter all dem Gesindel bestände, welches von der Ausbeutung seiner Mitmenschen lebt und als ob sie einander so lange die plündernde Hand reichten, bis ihre Opfer gänzlich gerupft und entblößt dastehen. Eisenbahn- und Dampfschiff-Agenten, Fuhrleute und Gastwirte, Geldwechsler und Landspekulanten betrachten, selbst ganz abgesehen von den gewöhnlichen Dieben und Strolchen, den Auswanderer als eine ihnen von Rechtswegen gehörende Beuter über die sie Kraft ihrer stärkeren Gewalt, größeren List oder rücksichtsloseren Bosheit herfallen dürfen. Ich will nicht mit Beispielen über dieses Treiben ermüden, oft sind sie zum Lachen, meistens aber zum Weinen. Wer aber länger in einem Auswanderer- und Einwandererhafen gelebt hat, der wird mit mir darin übereinstimmen, dass es zu bedauern, dass der Scharfsinn, die Energie und die Kühnheit, mit welchen derartige Schandtaten betrieben werden, nicht im Dienste einer bessern Sache stehen.

Wenn dieselben Leute in ihrer Heimat, in ihren bisher gewohnten Verhältnissen mit diesen Blutsaugern zu tun gehabt hätten, so würden sie sich gewiss nicht leicht haben fangen lassen, so wären sie nicht durch hundert neue Eindrücke verwirrt gewesen, so hätte sich ihr gesunder Verstand nicht in den Voraussetzungen geirrt. Anders aber ist es auf fremdem Boden, denn mit der Auswanderung treten die Massen in eine anderer ihnen ganz neue Welt, sie hören eine neue Sprache, sind von tausend neuen Eindrücken bestimmt und nehmen in einer Stunde mehr neue Anschauungen und Begriffe in sich auf, als sonst in Jahren. So verlieren sie den Maßstab für ihr Tun und Handeln und fallen dem ersten besten Betrüger in die Hände, vielleicht gerade deshalb, weil sie vor solchem Gesindel am meisten gewarnt sind. In der Regel wenigstens hat Derjenige, welcher es ehrlich mit ihnen meint, Dringenderes zu tun, als sich dem Auswanderer aufzudrängen, und deshalb wird es dem Schwindler um so leichter, sich des „Grünen“ zu bemächtigen. Dazu kommt die bei unseren Landsleuten aus einer ganz löblichen Ursache, der Gründlichkeit, hervorgehende Untugend, die Weisheit und Wahrheit im fremden Lande erfragen, ganz unfehlbar sicher gehen zu wollen. Wer aber viel fragt, der erhält viel Antworten, meist einander widersprechender und das Ende vom Liede ist eine völlige Unsicherheit des Urteils, welche das um sein Wohlergehen besorgte Opfer dem Betrüger um so sicherer in die Hände liefert.


Ein verdienter Präsident der New-Yorker Deutschen Gesellschaft äußerte einst, dass der deutsche Bauer auf der Seereise verdumme und erst einige Zeit nach seiner Landung in Amerika wieder auftaue. Diese Äußerung ist ihrer Zeit vielfach als beleidigend angefeindet worden, allein mit Unrecht, denn sie enthält die ganz richtige Wahrnehmung, dass die plötzliche Versetzung des Auswanderers aus den gewohnten Verhältnissen in eine neuer ungewohnte Lage, in völlig neue Umgebungen, für deren Beurteilung ihm jeder Maßstab fehlt, diesen zeitweisen Stillstand oder sogar diese Verrückung seiner Verstandeskräfte bewirkt.

Ich weiß aus langjähriger offizieller und privater Erfahrung, dass, was man auch tun mag, die Menschen so lange nicht gegen Übervorteilung geschützt werden können, als die Quellen selbst nicht verstopft sind, aus welchen die Leichtgläubigkeit fließt. Man kann hier und da vorbeugen, zum selbständigen Denken anregen, den Verständigeren die Mittel der Beurteilung in die Hand geben, allein nachhaltig zu helfen, ist kaum möglich. In New-York wenigstens müsste man jedem gelandeten Einwanderer einen Spezialratgeber, einen Extrapolizisten zum Schutz geben, aber so viel ehrliche Polizisten gibt es nicht einmal,

So schwer auch der Verlust ist, welchen Einzelne in Folge ihrer Unkenntnis der fremden Zustände erleiden, ebenso sehr, ja noch mehr im allgemeinen Interesse ist er zu beklagen, in demselben, ja in noch höherem Grade trifft er die Gesamtheit, die Mitbürger des Betrogenen. Sobald nämlich ein Mann Betrügern in die Hände gefallen ist, verliert er die Sicherheit des Urteils, die Bestimmtheit des Auftretens; nur zu oft gibt er sich maßloser Verzweiflung hin und büßt damit seine moralische Spannkraft ein, deren er zur Begründung einer neuen Existenz mehr als je zuvor bedarf. Dadurch werden auch dem Lande seiner Wahl die empfindlichsten Wunden geschlagen, denn es erhält statt kräftiger, sich selbst vertrauender Männer einen Zuwachs von wenigstens teilweise und zeitweise unbrauchbaren, in sich gebrochenen Menschen, welche sich und Andern zur Last sind.

Wir haben internationale Verträge für Handel und Gewerbe, für den Schuss von Mein und Dein, ja wir finden die Fürsorge der Regierungen um so eifriger, je höher der Marktwert der Güter ist, deren Schutz die Interessenten verlangen. Erst der neuern Zeit war es vorbehalten, eine humanere Gesetzgebung anzubahnen und den Schuss des Völkerrechts auch auf ideelle Güter, auf Personen und Gegenstände auszudehnen, welche vom kaufmännischen Standpunkte aus nichts wert sind. Die Genfer Konvention für die Neutralität der auf den Schlachtfeldern Verwundeten, der Ärzte und Hospitäler, die sie behandeln und aufnehmen, bildet den ersten verheißungsvollen Schritt auf der Bahn humaner Reformen. Angesichts der Gräuel, welche tagtäglich von der Habsucht und Rohheit an armen Auswanderern begangen werden, ist es hohe Zeit, dass dem Gesunden, dem Lebenden sein Recht nicht länger verweigert, dass die Auswanderung unter internationalen Schutz gestellt werde, und dass diese am meisten misshandelten und betrogenen armen Teufel endlich aufhören, bloße Raubobjekte, res nullius zu sein, deren sich der erste Beste straflos bemächtigen darf.

Also internationaler Schutz der Auswanderung! das ist eine der dringendsten Fragen auf der Tagesordnung der Gegenwart.

Eine gesunde Politik wird da nicht befehlen oder, wie der frühere deutsche Bund, dem vom Vaterlande Scheidenden polizeilicher seine Übersiedelung erschwerende Hindernisse in den Weg legen, sondern sie wird und kann höchstens vorbeugen und den Auswanderer vor den rohesten Angriffen schützen. Während die Regierungen der Einwanderungsländer in dieser Beziehung verhältnismäßig wenig oder gar nichts für den Einwanderer getan haben, trotzdem dass diese ihren Wohlstand so bedeutend erweitern und vertiefen, hat zuerst der norddeutsche Bund mit richtigem Verständnis und in liberalem Geiste für die Auswanderer gehandelt, trotzdem dass sie ihm verloren gehen. Diese aufgeklärte Politik erkennt nicht nur die unbeschränkte persönliche Freiheit jedes Auswanderers als die natürliche Voraussetzung an, sondern schützt ihn auch bis zum Ziele seiner Seereise mit mächtiger Hand. Sie handelt nicht nach Art des Polizeistaates, der seinen Stolz in kleinliche Bemutterung und Schikanen setzt, sondern im Geiste des Großstaates, welcher im stolzen Bewusstsein seiner nationalen Würde und seiner Verantwortlichkeit vor der Welt, selbst den sich von ihm loslösenden Angehörigen den nationalen Schutz angedeihen lässt. Wenn diese großherzige Politik in internationalen Verträgen noch keine Form und Gestalt gewonnen hat, so liegt die Schuld lediglich an der Gleichgültigkeit jener Staaten, welche gerade aus der Annahme dieser Grundsätze die größten Vorteile für die Auswanderer und sich selbst herleiten würden. Ich hatte in den Jahren 1867-1870 in meiner Stellung als Einwanderer-Kommissar des Staates New-York Gelegenheit, die Bemühungen des norddeutschen Bundes in Washington beim Kongress sowohl als bei der Regierung nach besten Kräften zu unterstützen, und weiß deshalb aus persönlicher Erfahrung, welche entschiedene und einsichtige Stellung der Bundeskanzler in dieser Sache einnahm, und mit welchem Ernst und Eifer ihn seine diplomatischen und konsularischen Beamten unterstützten. Hoffen wir, dass das mächtige deutsche Reich glorreich zu Ende führt, was der starke norddeutsche Bund vor drei Jahren so verheißungsvoll begonnen hat!

Die Zeit liegt nicht so fern hinter uns, wo der Unverstand die Auswanderer als ein sehr lästiges Element der Bevölkerung betrachteter welches man nicht schnell genug los werden konnte, wo einzelne Regierungen in ihrer Engherzigkeit die Auswanderung begünstigten, weil sie sich durch eine solche selbstmörderische Politik ihrer Verpflichtungen gegen die ärmeren Volksklassen entschlagen zu können glaubten. Ich erinnere Sie in dieser Verbindung an die unmittelbar vor 1848 von der nassauischen und badischen Regierung bewirkte zwangsweise Übersiedelung armer westerwälder und odenwälder Gemeinden nach Amerika. Ich habe mich durch den Augenschein von der Kurzsichtigkeit dieser Politik überzeugt, als ich im Sommer 1867 einen Teil der also exportierten Badenser in Rochester im Staate New-York besuchte. Die Leute hatten es dort zu Unabhängigkeit und Wohlstand gebracht, waren gute fleißige Bürger geworden, weil sie im Ausland gefunden hatten, was ihnen in der Heimat fehlte, das Feld nämlich, auf dem sie ihre Fähigkeiten zu ihrem eigenen und des Gemeinwesens Vorteil verwerten konnten. Sie lebten in der amerikanischen Stadt besser als der reichste Bauer ihrer Heimat, ihre Kinder haben in höhere Gesellschaftsklassen hinein geheiratet und bilden mit den Eltern einen achtbaren und hochgeachteten Teil der Bevölkerung, während sie voraussichtlich daheim ewig Proletarier geblieben wären.

Wenn die obige Berechnung den Beweis dafür geliefert hat, welchen unschätzbaren Wert die Einwanderung für ein Land besitzt, so sei mir erlaubt in dieser Verbindung noch ein Beispiel anzuführen, welches beredtes Zeugnis dafür ablegt, von welchem großen moralischen und materiellen Werte die Auswanderung unter Umständen auch für das Mutterland sein kann. Es haben während der letzten sechs Monate die in den Vereinigten Staaten wohnenden Deutschen mehr als eine Million Thaler und die Deutschen im übrigen Auslande mehr als eine halbe Million seither nach Berlin gesandt, zur Unterstützung der Verwundeten und Witwen und Waisen der im gegenwärtigen Kriege gefallenen Soldaten. Also etwa ein Drittel sämtlicher Beiträge, welche das hiesige Zentral-Komitee überhaupt empfangen hat, sind von unseren Landsleuten außerhalb Deutschlands beigesteuert, welche ihre Heimat meistens arm verlassen und sich durch ihrer Hände Arbeit eine unabhängige Stellung im Auslande errungen haben. Wenn sie Alle so viel tun konnten und so viel Gemeingeist, so viel Liebe zu ihrer alten Heimat hatten, so haben sie in dieser erfreulichen Tatsache, wie mir scheint, zugleich gezeigt, dass es wahrlich nicht die schlechtesten, noch die ärmsten Söhne Deutschlands sind, welche in der Fremde weilen. Freuen wir uns ihres Gedeihens!

Andrer Seits wäre es ein große ökonomische Abgeschmacktheit, die Menschen ein für alle Mal an die Scholle fesseln zu wollen. Es ist vielmehr ein ganz natürliches Gesetz dass Jeder dahin geht, wo er den besten Boden für seine Betätigung findet. Aus diesem Grunde haben Tausende und aber Tausende unserer Landsleute ihrer Zeit wohl daran getan, da ihre Arbeit zu verwerten, wo sie wohlfeileres Land und höheren Lohn fanden als zu Hause, wo sie sich ein menschenwürdigeres Dasein gründen konnten als unter dem harten Drucke ihrer Heimat. Aus diesem Grunde gibt es heut zu Tage und wird es auch in Zukunft noch Tausende von Existenzen geben, die, sei es in Folge eigener, sei es in Folge fremder Verschuldung lieber den Versuch wagen, durch Auswanderung ihre Lage zu verbessern. Tausende werden also nach wie vor, durch öffentliche oder private Verhältnisse gezwungen, den heimischen Herd verlassen und ihre Penaten übers Weltmeer tragen. Es ist dafür gesorgt, dass stets wirkliche oder eingebildete Klage zur Unzufriedenheit genug vorhanden ist. Es wird also auch die Auswanderung nicht aufhören; indessen ist es durchaus kein Naturgesetz, dass Deutschland lediglich zu dem Zwecke vorhanden ist, um anderen Weltteilen billige Arbeitskräfte zu liefern. Der Deutsche wird weniger auswandern, sobald die Vielregiererei, die Enge, der Druck und die Bevormundung des Polizeistaates beschränkt sein oder ganz aufgehört haben wird, sobald die Bauern und ländlichen Arbeiter in Oberschlesien, im Erzgebirge oder an der Eifel nicht mehr ihr ganzes Leben an den Kampf um das nackte Dasein zu setzen brauchen, sobald überhaupt das wirtschaftliche Leben des Volks menschlicher und freier geworden sein wird.

In sehr vielen Fällen, glaube ich zwar, würde der Auswanderer, wenn er die verhältnismäßig großen Übersiedlungs- und Reisekosten sparte und dieselbe Energie gebrauchte, die er in der Fremde anwenden muss, sich in den weniger bevölkerten Provinzen, in Pommern oder Posen, eine ebenso billige und unabhängige Heimstätte gründen können als jenseits des Ozeans. Ich weiß, es ist schwer, diese Ansicht bei unseren Landsleuten zur Geltung zu bringen, selbst wenn ich sie zehn Mal mit Tatsachen belegte, was mir durchaus nicht schwer fallen würde. Der Mensch glaubt einmal nur an die ihm bekannten Übel und wähnt, indem er ihnen entgeht, überhaupt jedem Ungemach entfliehen zu können. Unter diesen Umständen liegt es allerdings im Interesse derer, welche sich außerhalb der Heimat eine neue Existenz gründen, dass sie sich dem Lande zuwenden, welches wegen der Leichtigkeit des Überganges und der oben geschilderten politischen und natürlichen Vorteile vor allen übrigen Einwanderungsstaaten den Vorzug verdient, d. h. dass sie den Norden und ganz besonders den Nordwesten der Vereinigten Staaten aufsuchen.

So wird auch nach diesem Kriege, wenn anders die Erfahrung früherer politischer Erschütterungen maßgebend bleibt, das Heer der Auswanderer voraussichtlich wieder doppelt stark wachsen, indem es sich verhältnismäßig schneller aus Europamüden, Hoffnungslosen und Enttäuschten rekrutiert. Die erhitzte Phantasie malt sich allerlei politische und soziale Schreckbilder vom allgemeinen europäischen Zusammensturz, Säbelherrschaft und dergl. aus und bildet sich ein, ihnen durch die Flucht nach Amerika zu entrinnen. Andrer Seits glaube ich aber eine tiefgreifende Wirkung der Entwicklung der letzten Jahre und vor Allem der jüngsten Ereignisse nicht zu überschätzen, wenn ich behaupte, dass der gebildete Deutsche fortan nicht mehr so leichtfertig sein Vaterland verlassen wird. Gerade die stolzen Ergebnisse der Gegenwart haben jenem krankhaften Kosmopolitismus den Boden entzogen, der nur unserer bisherigen politischen Zerrissenheit und Ohnmacht entsprungen war, und welcher erst mit der festen Begründung und dem fröhlichen Gedeihen des deutschen Nationalstaates völlig aus der deutschen Volksseele gebannt werden wird. Gerade weil diese Zukunft gewiss ist, ja mit jedem Tage mehr Gegenwart wird, gerade deshalb ist es sicher, dass in jedem denkenden Bürger das Gefühl der Verantwortlichkeit gegen das Vaterland immer lebendiger werden, und dass sich der Kreis der Auswanderer enger ziehen muss. Ich weiß, es sind noch viele Schäden zu heilen, noch große Verbesserungen einzuführen, ehe unser nationales Gebäude wohnlich wird; ich weiß, dass die treue und unverdrossene Arbeit von Menschenaltern dazu gehört, um befriedigendere öffentliche Zustände zu begründen; allein es ist doch unser eigenes Haus, an welchem wir bauen, und was wir schaffen, was wir nützen, das kommt dem eigenen Volke, dem Vaterlande zu Gute. Je tiefer der Einzelne von der Bildung seiner Heimat durchdrungen ist, desto schwerer wird es ihm werden, seine Vergangenheit wie ein unnützes Kleid von sich zu werfen und in einem Lande Wurzel zu fassen, welches in viel höherem Grade der Arbeit der wuchtigen Faust und des starken Armes als des denkenden Kopfes bedarf. Wenn der Einzelne es aber auch ausnahmsweise im Auslande noch so weit bringt, wenn er ihm seine ganzen geistigen Kräfte zur unbedingten Verfügung stellt, so wird er in den Augen seiner neuen Mitbürger doch nicht aufhören, Fremder zu sein, so wird er mit wenigen Ausnahmen, selbst beim besten Willen seiner Seits, im Auslande keine zweite Heimat finden.

Ich urteile hier nach persönlichen und fremden Erlebnissen und Erfahrungen. Wie Wenigen ist es im Verhältnisse zu den zu Grunde gegangenen Massen gerade geistig bedeutender Auswanderer gelungen, sich die Spannkraft des Geistes, die Energie des Willens zu bewahren und endlich einen für sich und Andere segensreichen Wirkungskreis zu finden! „Ihr naht Euch wieder, schwankende Gestalten!“ Und indem ich sie vor meinem geistigen Auge Revue passieren lasse, jene „verlorenen Posten in dem Freiheitskriege“, deren so viele gestorben und verdorben sind, weil sie der ihnen unentbehrlichen geistigen Atmosphäre entrückt waren, dann denke ich unwillkürlich der ergreifenden Verse Lenaus der ja auch in einer nicht mehr vorhandenen Abgeschiedenheit von der Welt ein unmögliches Glück suchte, und es will mir fast scheinen, als wären sie nur in die Fremde gezogen:

„Um dort den zwiefach bitteren Tod zu haben,
Die Heimat hätte weicher sie begraben.“

Jene trüben, schlimmen Zeiten der Flucht aus dem Vaterlande sind glücklicher Weise gewesen, seitdem Deutschland die ihm gebührende Stellung unter den Weltmächten wieder eingenommen und eine neue Ära des Friedens und der Kulturarbeit für die Menschheit eröffnet hat. Wenn diese jüngste Vergangenheit als Bürgschaft für die Zukunft gelten darf, so wird jeder einzelne Deutsche fortan stolz darauf sein, endlich wieder ein Vaterlande zu haben, und das köstlichste Gut, welches das Schicksal dem Manne zu seiner Ausrüstung verleihen kann, nicht mehr so leicht von sich werfen, sondern sich an dem Ausbau des nationalen Staates mannhaft betätigen. Diese Pflicht des treuen Mitarbeitens liebend zu erfüllen, dazu find wir Alle berufen. Zeigen wir uns der großen Aufgabe würdig!

Anmerkung zu Seite 17.
Der Preis der Arbeit. Zwei Vorlesungen von Dr. Engel, Heft 20 und 21 der vorliegenden Sammlung, Berlin 1866, S. 35-38.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Ueber Auswanderung