Das Weltwort.

Es gibt in allen Sprachen ein Wort,
Das geht von Mund zu Munde;
Es pflanzt sich durch die Lande fort,
Und überall machts die Runde.
Es war einmal gewiß kein Feingut,
Doch nach dem Kriege wurd es Allgemeingut.
Weil ich ein feiner Knabe bin -:
Wie sag ichs meiner Leserin,
So, daß ich doch gesittet bleibe...?
Vielleicht:
Ja, Scheibe - ?

Herr Sternheim ist so mächtig eitel -
Er wünscht sich Rosen auf den Schei -
Ja, Scheibe.


Willst du hier eine Ehe trennen,
So mußt du einen Grund benennen;
Drei Männchen in Talarverkleidung,
Die wühlen im Morast der Schei -
Ja, Scheibe.

Daß Deutschland militärisch bleibe,
Schießt jeder Stahlhelmfritze nach der Schei -
Ja, Scheibe.

(Schießscheiben stehen aller Enden,
Dies Wort ist nur mit Vorsicht zu verwenden.)

Auf daß er seine Frau in Seide lege,
Kratzt mancher Arzt manchmal am Schei -
Ja, Scheibe.

Das Kabinett? Mit scheint, als ob mir schiene:
Sie machten Wahlen gegen die Marine,
Dann fallen sie um und willigen für nen Kreuzer ein.
Das ist des Müllers Lust. Wie oft trügt doch der Schei -
Ja, Scheibe.

In allen Sprachen gibt es dieses Wort,
Das geht von Mund zu Munde;
Es pflanzt sich durch alle Länder fort
Und überall macht es die Runde.
Es paßt auf alles in der Welt...
Nur ein Ding gibts, das nicht darunter fällt.
Dies Ding - ein jeder Kenner siehts -
Ist unsere deutsche Strafjustiz,
Denn die - mit ihrem Riesenfleiße -
Die letzte Zeile fehlt.
Ich weisse, was ich weisse
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Tucholsky, Kurt 1890-1935 Gedichte und Lieder