Chanson für eine Frankfurterin.

Kurt Tucholsky 1890 - 1935

Wenn die alte Herrn noch e mal Triebe ansetze -
des find ich goldisch!
Wenn se dann nix wie Dummheite schwätze -
des find ich goldisch!
Des hab ich von meim alte Herrn:
ich hab halt die Alt-Metalle so gern ...
Wenn ich en Bub geworde wär, hätt ich auch Metallercher verzollt -
Ja, Jaköbsche ...
Rede is Nickel, Schweige is Silber, und du bist mei Gold - !


Wenn se newe mir auf dem Diwan sitze -
des find ich goldisch !
Wenn se sich ganz wie im Ernst erhitze -
des find ich goldisch !
E Angriffssignal is noch kei Siesch -
ich sag bloß: Manöver is doch kein Kriesch !
Wer will, hat schon fuffzig Prozent. No, un wer zweimal gewollt ...
En Floh is kei Roß,
un e Baiss is kei Hauss ...
und Rede is Nickel, Schweige is Silber, un du bist mei Gold - !

Wenn se sich de Hut schief auf de Seite klemme -
des find ich goldisch !
Wenn se die Ärmcher wie Siescher in die Seite stemme -
des find ich goldisch !
Am liebste nemm ich se dann auf den Schoß.
Aber mer hat sein Stolz. Es is kurios:
sei Mutter is net aus Frankfort. Er aach net. Und da hab ich net gewollt
...
Jetzt waan net, Klaaner -
Berlin ist Nickel, Wiesbaden ist Silber, awwer Frankfort is Gold - !
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Tucholsky, Kurt 1890-1935 Gedichte und Lieder