3.4 politische Verhandlungen

Auch wenn Herzl bei keinen seiner politischen Verhandlungspartner sein Ziel, eine Charta für eine jüdische Autonomiezone zu finden, erreicht, so ist es dennoch beachtlich, wie er, obwohl der Großteil der Juden den Zionismus ablehnen, sowohl die assimilierten als auch die orthodoxen, also mit einer sehr kleinen Bewegung hinter ihm, zudem ohne finanzielle Unterstützung der größtenteils seine Bewegung ebenfalls ablehnenden jüdischen Oberschicht, trotzdem Gehör bei den europäischen Machthabern findet.
So schafft er es zweimal, eine Audienz beim Deutschen Kaiser Willhelm II zu bekommen, in Konstantinopel und in Jerusalem, nachdem bekannt wird, dass dieser eine Palästinareise antritt. Jedoch sind dessen wirtschaftliche Interessen, nämlich das Zurückdrängen des englischen Einflussbereiches mit einem türkischen Verhandlungspartner eher als mit einem schwächeren jüdischen gegeben, was zum Scheitern dieses Versuches führte.
Ebenso scheitern Verhandlungen mit dem ohnehin dem Zionismus skeptisch gegenüberstehenden türkischen Sultan Abdul Hamid II an fehlenden Finanzierungsmöglichkeiten.

Nach der Ablehnung Zyperns als mögliches Verhandlungsobjekt mit England, und da nach Ägyptens Widerstand und die mangelhaften Wasservorkommen das Gebiet um El—Arish und der Sinai Halbinsel nicht zur Verfügung steht, schlägt der englische Kolonialminister Lord Josef Chamberlain Herzl einen Teil Ugandas vor, den der Zionistenkongress jedoch ablehnt (siehe 3.2)
Schließlich misslingen auch die Bemühen, sowohl beim russischen Innenminister Wenzel von Plehwe als auch beim russischen Finanzminister Graf Sergius Witte, die beide als Antisemiten bekannt sind (siehe 4.2), ihren Einfluss auf die Türkei für eine Charta für Palästina geltend zu machen, am Widerstand des russischen Botschafters in Konstantinopel, Sinowjew (Vorname nicht bekannt).




Dieses Kapitel ist Teil des Buches Theodor Herzl - zentrale Figur des Zionismus?