Vorwort - Denn zu bewundern und zu schauen ...

Tausend und ein Abenteuer – – –

Vielleicht waren es auch nur neunhundert, vielleicht fünfhundert, vielleicht nur eine Handvoll. Aber so viel oder so wenig ihrer gewesen sind, so will ich sie lieben.


Ja, wer auf Abenteuer ausgeht, der wird sie auch finden, manchmal mehr, als ihm lieb ist! Von anderen habe ich schon in vielen Büchern berichtet, und wenn ich mich nun hinsetze, um von diesen letzten zu erzählen, die mir im Lauf des vergangenen Jahres über den Weg gelaufen sind, in Afrika, in Australien, in der Südsee, in Japan, in der Mandschurei, in Sibirien und Moskau, so bleibe ich auf einmal mitten im vollen Menschenleben stecken. Es geht nicht ganz in einen Band, wenn er sich nicht zu einem Ungetüm auswachsen soll.

Ein Jahr lang war die Welt wieder mein ... Ein Jahr lang war ich wieder Weltwanderer, wieder Soldat im Heere der Heimatlosen, die unstet umherschweifen, Landsknechte des Glücks und der Unruhe.

Und warum?

Frage das Meer und den Wind und die Wolken. – Einmal las ich in Kiplings Balladen den Stoßseufzer eines Soldaten, den ich hier wiedergebe in schlechtem Deutsch:

»Denn zu bewundern und zu schaun,
Zu wandern, auf ein Nichts gestellt,
Was Gutes bracht's mir nie im Traum –
Könnt's doch nicht lassen um die Welt!«

So etwas wird zur Gewohnheit. Es ist ein Gift wie manches andere, ein schaffender Teufel, der aus biederen, zu allen Bürgertugenden geborenen Menschen zuweilen Geschöpfe macht, die widerhaarig und unleidlich sind, Tiere, die man tanzen lehrte mit vielen Schlägen und schmalen Bissen, hoffnungslose Phantasten, gehetzt von Dämonen der Unrast. –

»Nicht doch«, sagt Zarathustra zum sterbenden Seiltänzer, »du hast die Gefahr zu deinem Berufe gemacht; so will ich dich mit meinen Händen begraben!«

Winnipeg (Kanada), im September 1929.

Kurt Faber

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Tausend und ein Abenteuer