Tausend und ein Abenteuer

Ein neues Wanderbuch
Autor: Faber, Kurt (1883-1929), Erscheinungsjahr: 1933
Themenbereiche
Zum Geleit

Alle Länder hat er durchstreift, alle Meere befahren – vom Nördlichen Eismeer bis nach Patagonien und zum sturmgepeitschten Kap Horn, – von Chiles Salpeterwüste bis zum Palmenparadies der Südseeinseln. Warum? »Frage das Meer und den Wind und die Wolken.« Die Wunder der großen weiten Welt hatten es ihm angetan und wirbelten ihn drei volle Jahrzehnte um und um in tollem Reigen. – Ja, warum? – so fragen wir. Die Antwort läßt sich nur erahnen: er war ein ganzer Kerl, dem das Herz lachte in der Gefahr. Das war das Eine. Er war ein Deutscher, ein echter Deutscher, dem das Herz laut pochte vor Fernweh und Wundersucht, – das war das Andere. Ein echt nordischer Mensch war er, den das wild gärende Wikingerblut immer wieder aus Enge und Beschränktheit hinausstieß in Not und Gefahr, – aber auch in Ganzheit, Größe und Erfüllung.

Und draußen in der Welt, in tausend Gefahren und Abenteuern blieb er innerlich rein und stark, und immer tiefer und unbestechlicher lernte er es, den Menschen und Dingen auf den Grund zu blicken: er wuchs an seinem Erlebnis, – das Wandern wurde ihm zur Aufgabe, zur Pflicht! Und immer tiefer verwurzelte er sich in Volk und in der Heimaterde. Dort draußen lernte er, mit wahrem Fanatismus deutsch sehen und denken, und immer häufiger kehrte er zu uns zurück, um sich Kraft zu holen aus der Heimatscholle. Dies bezeugt allein schon dieses letzte Werk. Ein tragischer Schleier liegt auf diesem Buch! – Es war in den letzten Augusttagen des Jahres 1929: soeben hatte er in der geliebten Pfälzer Heimat das Manuskript beendet, und schon steckte in seiner Brusttasche die Schiffskarte nach New York, – als ihn der Reichsparteitag zur Heerschau nach Nürnberg rief. Er folgte dem Appell. – Noch einmal sah er mit tiefster Ergriffenheit die Tausende der Getreuen in straffer Zucht vorbeimarschieren. Er konnte sich nicht losreißen, so schrieb er unserer Mutter, hier marschierte das kommende Deutschland! Was scherte es ihn, daß für die geplante Fahrt nach Nordalberta das Jahr schon bedenklich zur Rüste ging? Zwei Wochen später bot sich ja abermals Gelegenheit zur Überfahrt! In Winnipeg schrieb er das ergreifende Vorwort, das die Ahnung baldigen Todes umwittert. Ein seltsam verklärter Spätherbst war ihm beschieden zur Paddelbootfahrt auf den halberforschten Gewässern des Peace- und Hay River. – Dann aber brach das Verhängnis jäh herein auf den kühnen Mann. – Einsam verhauchte er seine nimmermüde Seele in Schnee und Eis, nur wenige Wegstunden entfernt vom rettenden Ufer des Großen Sklavensees. Über seinem Grabe steht der Glaube an Deutschlands Wiederauferstehen. Er durfte die Erfüllung nicht erleben, – doch im Geiste hat er sie nicht nur geglaubt und gehofft, sondern schon klar geschaut.

Danzig, im September 1936.
Dr. Walter Faber

Kurt Faber (1883-1929)

Kurt Faber (1883-1929)