Die Versammlung -1-



Weißer Rauch quoll aus den Schießluken der englischen Fregatte „Talbot“. Der rasch folgende donnernde Schlag des Geschützes mit einem grollenden Echo von den Bergen grüßte die Sonne, die eben ihren rotglühenden Schein über die östliche, palmenbedeckte Spitze der Bai warf und ihre Strahlen weit über das Meer sandte.


Es war ein reizendes Bild. das sich mit dem ersten Licht dem Auge bot. Im Hintergrund die wildzerrissenen Kuppen des Gebirges mit der dunklen, kühn eingerissenen Schlucht, auseinandergebrochen, als die Grundfesten der Berge einst in ihrem tiefsten Kern erbebten. Daran zu beiden Seiten anschließend das palmenbedeckte flache Land, als ob es die sonnige, spiegelglatte Bai mit liebevollem Arm umspannen wollte. Am Ufer standen die weißen, niedrigen Gebäude dicht in Palmen- und Orangenhaine geschmiegt. Hier und da ein alter, mächtiger Banianbaum, der die dunkel glänzenden Zweige niederschüttelte, um neue Wurzeln aus dem Erdreich um sich zu gewinnen. Vorn schäumte und spielte die Flut am hellen Korallensand. Den vorderen, von Bananen und Palmen eingeschlossenen Rand, in dem die stillen Wohnungen der Menschen so dicht versteckt wie Perlen in einer halbgeöffneten Muschel lagen, bildete ein dichter Wald von Brotfruchtbäumen und Orangen, von buntblühenden Akazien und breitblättrigen Hibiscus Tiliaceus mit den großen, malvenähnlichen Blumen.

Nicht öde und weit lag das Meer dem wunderschönen Land gegenüber. Nein, hinter dem lichtfunkelnden Wasserspiegel dehnten sich die schäumenden Riffe mit ihren Schneekronen und dem rollenden Donner. Sie umspannten die kleine Königsinsel Motuuta, die wie ein Smaragd mit silbernem Band eingefaßt in dem herrlichen Rahmen lag. Dahinter, noch neben dem weiten Horizont des Ozeans, waren die zackigen Kappen und Spitzen Imeos zu sehen, die wie Nadeln oder riesige Kegel emporstarrten. Bei klarer Luft zeigte sich der Palmengürtel, der sie umschloß. Still und regungslos lag der Strand bis zu dem Schuß, mit dem sich fast gleichzeitig die Sonne über den Palmenstreifen erhob. Nur hier und da zeigte sich ein einzelner Insulaner, der langsam am Ufer auf und ab ging. Aber während noch das Echo in den fernen Schluchten dröhnte und grollte, quoll und drängte es sich wie mit einem Zauberschlag aus den Häusern und Hütten, hervor, und fröhliches Leben brach sich Bahn.

Es war Tag geworden in Papeete, und ein bedeutungsvoller, wichtiger Morgen war für den kleinen Staat angebrochen. Was er für sie bringen würde, kümmerte das fröhliche Inselvolk nicht. Wie die sonnige Welle ihrer Binnenwasser trieben sie leicht über das Meer des Lebens. Ein Sturm rüttelte sie auf, wild und gewaltig. Aber mit dem Sturm legte sich auch leicht und beruhigt alles wieder.

Wie ein Bienenschwarm zog und drängte es jetzt am Strand hin und her. Bunt gemischt lief alles durcheinander. Oft klang der fröhliche Laut lachender Mädchenstimmen über das Wasser selbst bis zu der abgelegenen Stelle der Bai, wo ein großer, weitbäuchiger, entsetzlich schmutziger Walfänger lag. Auf seinem Heck stand geschmacklos und mit grellroten Buchstaben der Name „Kitty Clover“. Von der Gaffel des Besansegels wehte die englische Flagge.

Auf dem Quarterdeck standen zwei Männer in gewöhnlicher Seemannstracht gekleidet. Sie trugen blaue Jacken, weiße Hosen und die breiträndigen Strohhüte mit dem langen schwarzen Band. Der ältere von ihnen war der Kapitän der „Kitty Clover“. Er konnte in seinem ganzen Wesen und Aussehen so wenig den Schotten leugnen wie der andere den Iren. Der hatte das unvermeidliche rote Haar seiner Landsleute, es aber in merkwürdige kleine Locken mehr geknotet als gedreht. Auch um Kinn und Oberlippe zog sich ihm ein ungeheurer starker, aber genauso fest ineinander gedrehter Bart bis hoch unter die kleinen, lichtblauen Augen hinauf. Manchmal, wenn er den Kopf zu dem neben ihm Stehenden wandte, blitzten sie mit einem eigenen, drolligen Humor auf. Noch acht oder zehn Matrosen waren außer den beiden an Deck mit dem Schrubben beschäftigt. Dazu holten sie Eimer aus der klaren Flut herauf und leerten sie mit raschem Wurf über das Deck aus.

Der Kapitän oder Master des Walfängers, Mac Rally, galt als vortrefflicher Seemann und noch besserer Händler. Das hagere, scharf geschnittene Gesicht, die hellblauen, unsteten Augen und die eisernen Lippen zeigten zugleich Entschlossenheit sowie List und Ausdauer. Die „Kitty Clover“ war erst gestern angeblich vom Walfang eingelaufen. Tatsächlich kam sie direkt aus Valparaiso und hatte den Iren als sogenannten Passagier mitgebracht.

Eine Anzahl Fässer an Bord schien ihnen aber gemeinsam zu gehören. Die tahitischen Behörden hatten nicht Unrecht, wenn sie auf solche Schiffe, die gern noch ein Nebengeschäft mit verbotenem Branntwein machten, besonders achteten.

Außerdem führte aber der Kapitän eine besondere Ware bei sich, die er noch geheimer halten mußte. Selbst die Mannschaft wußte nicht, was die im Laderaum lagernden Fässer enthielten. Sie waren fest versiegelt und sollten in Tahiti ausgeschifft werden.

„Sie sind hier bekannt, O’Flannagan?“ sagte Mac Rally, nachdem er eine Viertelstunde lang das Ufer durch sein Schiffsglas beobachtet hatte. „Glauben Sie wirklich, daß sie die ganze Ladung nach und nach sicher und ohne einen Penny Steuern an Land schmuggeln können?“

„Von glauben ist da nicht die Rede, Kapitän!“ lachte der Ire. „Meiner Mutter Sohn kennt hier jeden Zollbreit Boden am Ufer. Was noch besser ist, jeden Zollbreit Sohn und Tochter. Die Mädchen besonders, hahaha, liebe Dinger, sind rein auf mich versessen! Die führen nun einmal in der ganzen Welt das Regiment, und wenn man sie erst einmal zu Freunden hat, ist alles andere Kinderspiel!“

„Aber wenn uns nun die jetzigen politischen Verhältnisse einen Strich durch die Rechnung machen!“ sagte kopfschüttelnd der Schotte. „Wie uns der alte Insulaner gestern erzählte, sind die englischen Missionare wieder die Herren da drüben.“

„Unser Geschäft wäre verloren, wenn es anders wäre!“ lachte Jim. „Zum Teufel, wenn die Franzosen das Heft in der Hand hätten, dürften wir unseren Brandy selbst trinken! Die würden eine solche Menge ihres eigenen Fabrikats an Land gebracht haben, daß sie die Stadt damit ersäufen könnten. Die Missionare dagegen können höchstens die Strafe auf Einfuhr noch erhöhen, die Einfuhr noch schwieriger machen. Aber das alles muß uns die Preise gerade in die Höhe treiben, und was wollen wir mehr? Ich fürchte nur, Sie haben mit dem anderen Artikel ein schlechtes Geschäft gemacht, denn ich glaube nicht, daß die Eingeborenen je Geld für solche Ware auslegen werden.“

„Ich bin da ziemlich sicher“, schmunzelte der Schotte, „denn ein Teil der Waffen ist feste Bestellung von jemand, den ich nicht nennen darf. Verkaufe ich das andere nicht hier, so weiß ich, daß ich auf den Fidschi- und Navigator-Inseln einen vortrefflichen Markt dafür finde.“

„Das ist aber ein kitzliges Geschäft“, meinte Jim und fuhr sich mit dem Zeigefinger durch das Halstuch. „Die Engländer und Franzosen haben über derartigen Handel ihre eigenen Ansichten. Bei einer solchen Geschichte geht es immer gleich an die Rahnocke 1). Interessant ist so ein Geschäft schon, aber – verdammt gefährlich, und der Nutzen steht eigentlich in keinem Verhältnis zum Risiko.“

„Das kommt auf die Person an“, sagte mit einem etwas zweideutigen Seitenblick auf den Iren der Kapitän. Jim, der aufmerksam mit dem Fernglas zur Insel sah, verstand diese Anspielung und lachte.

„Ich bin am Hals so kitzlig wie der beste Priester, Kapitän, und jeder paßt auf sein bißchen Leben so gut auf, wie er kann, ob’s nun der Mühe wert ist oder nicht.“

„Nein; Jimmy, so war es nicht gemeint!“ rief Mac Rally etwas verlegen.

„Bitte, genieren Sie sich nicht!“ lachte Jim. „Tun Sie, als ob Sie zu Hause wären, lieber Kapitän. Aber dahinten kommen die Kanus!“ unterbrach er sich plötzlich. Den rechten Arm richtete er dabei gegen Point Venus. Eben wurde dort eine kleine Flotte der einheimischen Fahrzeuge sichtbar. Als er sich den Inhalt etwas näher angesehen hatte, rief er aus: „Heute geht die Geschichte los da drüben! Heute bekommen wir etwas zu sehen, und je eher wir hinüberfahren, desto besser wird es. So leicht werden wir keinen besseren Abend für das Ausschiffen bekommen. Kein Teufel paßt heute nacht auf die ein- und ausgehenden Boote auf.“

Der Kapitän hatte das Glas wieder genommen und einen Augenblick hindurchgesehen. Als er es zusammenschob, antwortete er mit einem halb versteckten Lächeln:

„Sie haben recht, Jim, da hinten schwimmen die Hauptschauspieler der heutigen Komödie. Drei Kanus voller Schwarzröcke, Gott weiß, wo die alle herkommen! Die Feierlichkeit wird nun auch bald beginnen, und – ha, bei Gott!“ unterbrach er sich plötzlich, als er sich zufällig zu dem Kriegsschiff umgedreht hatte. „Dort weht die tahitische Nationalflagge!“ Tatsächlich stieg in diesem Augenblick die rote Flagge mit dem weißen Stern auf der englischen Fregatte an der Gaffel des Besansegels auf. „Was die Leute für Streiche machen! Meiner Mutter Sohn müßte sich irren, wenn sie nicht heute da drüben Unheil anrichten!“

„Desto besser, Kapitän!“ rief Jim, sich vergnügt die Hände reibend. „Desto besser. Es wäre ein Gaudium, wenn ich erleben könnte, wie die beiden Erbfeinde England und Frankreich wieder einmal einen Koller kriegen. Viel zu lange hat es schon Frieden gegeben. Aber enges Fahrwasser zum Manövrieren hätten sie hier, und die Korvette hielte es auch nicht lange genug mit der Fregatte aus, damit es interessant wird.“

„So weit treiben sie es nicht!“ antwortete kopfschüttelnd der Kapitän. „Der Franzose ist zu klug, sich hier mit einer solchen Fregatte einen verzweifelten Kampf zu liefern. Nein, es kommt jetzt darauf an, wie das Schiff heißt, das zuerst in den Hafen einsegelt.“

„Der Hauptspaß ist dabei, daß die Leute, die den Einsatz in diesem Spiel stellen, noch nicht einmal mitspielen. Die, die nichts zu verlieren haben, die Missionare, die trumpfen aus!“

„Es ist Zeit, hinüberzufahren!“ sagte Mac Rally. „He, da vorn! Damn it, ihr Burschen, ihr überschwemmt heute das Deck, als ob ihr die Nägel herausweichen wollt! Mein Boot nieder, und vier von euch hinein. Und du, Bob“, damit wandte er sich, an den Zimmermann, der eine gewisse Autorität an Bord ausübte, wenn die Offiziere an Land waren, „passe mir etwas auf, und wenn es am Ufer Unruhe geben sollte und einer von unseren bärbeißigen Nachbarn vielleicht die Zähne zeigen möchte – du kennst ja das Zeichen –, so hoch mit dem Anker, und seht zu, daß ihr außer Schußweite kommt. Wir brauchen unser Holz später noch! Aber bis dahin bin ich auch auf jeden Fall wieder zurück.“

„Soll die Flagge wehen bleiben, Kapitän?“ erkundigte sich Bob. Mac Rally stand schon auf der Schanzkleidung und war eben im Begriff, in das Boot zu steigen. Er blieb stehen und schaute einen Augenblick wie unschlüssig nach dem bunten flatternden Tuch hinauf.

„Es wäre patriotischer, aber politisch ist es nicht. Etwas anhaben können sie einem auch nichts. Ach was, der Wind zerfetzt das Tuch nur. Wenn wir an Land sind, nimm den Lappen herunter!“ Mit dieser unehrbietigen Bemerkung über die eigene Nationalflagge sprang er, von dem Iren gefolgt, in sein Boot. Kräftige Ruderschläge trieben es gleich darauf blitzschnell über das Wasser zum nicht fernen Ufer.

Hier wimmelte und schwärmte es jetzt von Menschen. Der Hauptzug bewegte sich den Strand hinunter. Am sogenannten Paré, einem Teil der Küste, stand das Haus der Königin. Hier war der für heute bestimmte Versammlungsort des Festes.

Eine bunte Mädchenschar drängte sich am Ufer hin und an der Kirche vorüber, deren Glocke in einem oben ausgeschnittenen, stämmigen Orangenbusch hing. Es waren hübsche Gestalten mit tiefdunklen, schwärmerischen Augen und zartgeschnittenen, rosigen Lippen, oft mit kaum gebräuntem Teint. Erröteten sie, so trat diese Farbe so deutlich hervor wie unter einer weißen Haut. Aber die üppigen Formen waren durch das jetzt kurz geschnittene Haar und das entsetzliche Modell eines Frauenhutes nicht gerade geziert. Es handelte sich um die fromme Schar der Tahitierinnen, die sich zur protestantischen Kirche bekannten. Mit den Vorurteilen mußten sie auch ihr Lockenhaar wegwerfen, weil es als falsch und sündig galt. Weshalb? Weil es beim heidnischen Tanz Blumen getragen hatte, und die freundlichen Kinder dieses herrlichen Himmelsstriches schmückten sich selbst jetzt noch gern mit den knospenden Blüten. Aber weg mit dem irdischen Tand! Wer Gott dienen wollte, durfte sein Herz nicht an die Erde und ihren Schmuck hängen! Fort mit den langen, lockenden Haaren und den Blütenkränzen! Einen anständigen, christlichen Hut mit christlicher Form auf dem Kopf, der geschoren war –das sündige Herz würde sich schon anpassen.

Wie sie so ehrbar kamen, die sonst so wilden Mädchen, das Auge zu Boden gerichtet, die schwere Bibel im Arm gegen die volle Brust gepreßt, verbargen die Hüte ihre Züge. Das lange, faltige Gewand umhüllte fast vollkommen die zarten Gestalten und ließen nur den Fuß – nicht das Schönste an ihnen – frei.

„Wahine! Naha, naha Maire!“ rief da eine neckische Stimme dicht neben der Gruppe. Ein reizendes Mädchengesicht ohne den entstellenden Hut und mit langen Haaren bog sich nach vorn, um dem nächsten Mädchen unter den schrecklichen Hut zu sehen. „Naha Maire.“

Aber die Angesprochene bog ihren Kopf nur noch weiter zur Seite. Schämte sie sich wegen ihrer frommen Tracht? „Naha Maire“, klang wieder der Ruf. „Bist du es, aiu 2), oder nicht? Sieh her, Maire, dreh dich um!“

„Da nimm das!“ rief plötzlich eine der Frommen und schlug mit der linken flachen Hand an ihre Lende. Das war ein Zeichen gründlicher Verachtung. „Das für dich, du böse Ate-ate, laß mich zufrieden, pfui über dich!“

„Hahaha!“ klang es hell wie ein Silberton von den Lippen der anderen. „Hahaha, Maire, armes Kind!“

„Laß sie gehen!“ wurde da Maire von einer Nachbarin angestoßen. „Laß sie gehen, es sind wilde Geschöpfe und taugen nicht für uns. Wenn es der Mitonare sieht, daß wir mit ihnen gesprochen haben, wird er böse!“

„Maire, Maire, armes Mädchen!“ riefen jetzt mehrere andere.

„Ach was!“ rief die Schöne jetzt lachend aus. Sie warf ihren Hut zurück und funkelte ihre Gegner am Straßenrand an. „Ihr könnt mich nicht am Kirchgang hindern. Aber glaubt ihr, daß ihr es nachher toller treibt als ich?“

„Ah, maitai maitai Maire!“ jubelte da Ate-ate laut auf. „Lebst du noch unter dem Hut und liegt dein Herz nicht zu Hause bei den Haaren im Bananenblatt?“

„Wenn sie nur so schnell wieder wüchsen, wie man sie abschneiden kann!“ rief das schöne Mädchen wütend und warf einen mürrischen Blick zu ihrem Schatten.

„Wenn mir die Haare wachsen, schneide ich sie nicht wieder ab“, sagte ein anderes Mädchen neben Maire. „Solange sie kurz sind, bin ich fromm.“

Drrrrrum, drum, drum, klang der Wirbel und Ton plötzlich. Heller, fröhlicher Trommelschlag, das National- und Lieblingsinstrument der Insulaner. Es war der Beginn des wildesten, aber auch deshalb beliebtesten Tanzes.

„Achtung, Maire!“ rief Ate-ate und machte einige Tanzbewegungen. „Der Upepehe!
      Horch! Horch, wie der Trommel Klang
      Hell durch die Palmen drang – horch!
      Zuckt mir’s durch Fuß und Knie,
      Zuckt mir’s im Herzen hie; horch!“
„Horch!“ rief auch Maire, und ihre Augen blitzten und funkelten in einem wilden Feuer, zu dem das dicke Buch unter dem Arm nicht recht passen wollte.
      „Horch! – Laut wie die Brandung jägt,
      Gegen die Riffe schlägt – horch!
      Wirbelt der Trommel Ton,
      Herzchen, ich komme schon! Horch!“
In den Chor fiel die ganze übrige fromme Schar jubelnd ein. Mit den Büchern im Arm warfen sich die tollen Mädchen von beiden Seiten in den wilden Upepehe-Tanz und sprangen jetzt mit den anderen auf und ab. Ihre großen Hüte fingen den Wind auf und schlugen hoch und nieder. Wie von einer Tarantel gestochen schien die ganze Schar, selbst die ernsten unter ihnen, die mit finsterem Blick den Anfang beobachtet hatten, schwiegen, sahen sich nach rechts und links um, zögerten – und sprangen mitten hinein in den jubelnden Chor.

„Mi-to-na-re!“

Wie dem Schwimmer das Wort „Hai!“ mit bleierner Schwere in die Glieder schlägt und ihm die Willenskraft nimmt, so schlug dieses Wort in die Reihen der Tanzenden. Einen Moment standen sie wie in Stein gehauen. Der nächste Moment entschied aber den Sieg gegen die Trommel.

„Mitonare!“ Mitten aus dem Tanz heraus zuckte die Schar in den früheren stillen und ehrbaren Gang. Die Hüte fielen nieder und verdeckten die jetzt glühenden Gesichter vor prüfenden Blicken. Die Kleider wurden geradegezupft, und ernst und feierlich wanderte die junge Schar der unschuldigen Heuchler dem Paré zu.




1) Die Rahnocke an Bord eines Schiffes ist das äußerste Ende der Querhölzer (Rahen), an jenen die Segel befestigt sind. Bei Exekutionen an Bord werden die zum Strang Verurteilten an der Rahnocke hochgezogen
2) Mein Herzchen!

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Tahiti