Ems, den 16. August 1836. Dienstag

Prinz und Prinzessin Wilhelm (Auguste von Weimar) heute früh auf der Promenade begrüßt, die Prinzessin mich gleich erkannt, auf mich zugekommen, mit mir gesprochen, von Gesundheit, Reisen, Weimar, ihrer Mutter, und ob ich diese nicht besuchen würde? Die Prinzessin sieht leidend aus, der Prinz aber sehr gut. Die Fremden sind ganz erstaunt über das schöne stattliche Paar, das in der Tat den vorteilhaftesten Eindruck macht. — Der Wetteifer und die Jagd der Vornehmen und Halbvornehmen geht nun auch schon los, das Drängen, Nähern, Folgen, das Bitten und Warten, um einen Blick, ein Wort zu gewinnen. Die Gräfin von R. wird besonders in diese Sonnenwärme von ihrem Gatten gedrängt, darf aber auch nicht verschmähen, mit Herrn Anselm von Rotschild auf und ab zu gehen. Ich sehe das alles immer mehr mit Rahels Augen an, neugierig für Altbekanntes, scherzhaft im tiefsten Ernste, mitleidig bei größter Würdigung! Die Leute wundern sich, mich mit der Prinzessin so bekannt zu sehen, und mich doch so zurückhaltend zu finden; wenn sie erst wüssten, dass meine ganze Sorge ist, jede Einladung abzulehnen! Freilich war auch ich in diesem Betreff sonst anders gestimmt; doch Krankheit und Verdrossenheit helfen der Weisheit nach! — Mit dem Prinzen Wilhelm viel gesprochen, von Reisen, von Österreich — österreichische Prinzen voriges Jahr in Schlesien — von den Franzosen, von meinen Schriften (ich wende es in Scherz), von Goethe — ich hatte Uhlands Gedichte in der Hand. Der Prinz reist morgen nach Berlin, die Prinzessin bleibt vier Wochen. Die Prinzessin Abends auch wieder sehr freundlich mit mir gesprochen.