Berlin, den 12. Juni 1836

Wir leben von und in Einrichtungen, die wir missbilligen. Das ist eine große Verkehrtheit, deren Nachteile stündlich ausbrechen und einmal das größte Verderben herbeiführen müssen. Der Staat und die Einzelnen sind hier in gleichem Falle. Niemand kann dies ändern; denn wer die Einsicht hat, entbehrt der Macht, wer die Macht hat, der Einsicht. Verwahrloster, unbeseelter, geistleerer war unser Zustand 1806 nicht, als jetzt. Wir haben keine Richtung, keinen Zweck, keinen Willen. Wir leben vom Ertrag früherer Kraft und frühern Geistes, und ärgern uns, dass diese noch so stark fortleben, obwohl wir umkommen und in nichts zerfallen müssten, geläng' es uns, diese Nachwirkungen aufzuheben. Wir leben wie im Schlaf ohne Bewusstsein und Licht, das leibliche Leben kann dabei trefflich gedeihen und sich erholen, und erwacht vielleicht ausgeruht zu herrlichen neuen Arbeiten. Aber der Himmel wende unterdessen jeden Überfall ab, jeden Feind, jede Gefahr! Auch manche gefährliche Krankheit entwickelt sich vorzugsweise im Schlaf!

Welche Mittelmäßigkeiten ziehen sich nach oben immer mehr zusammen! Welche Schwächlinge, eitle, hohle, niedrige Schmeichler der Mittelmäßigkeit! Männer, die uns sonst nicht genügten, erscheinen uns in diesem Gegensatz als wahre Helden, als unerreichbare Größen!


In einem Staate, der vorzüglich auf seinem Kriegswesen beruht, von diesem seine Bezeichnung hat, sollte doch wenigstens ein Offiziergeist, nicht ein Unteroffiziergeist, vorherrschen!