Einen Aufsatz über die comparative Helle und die Kosten eines gegebenen Quantums Wasserstoffgas-Lichts gegen Licht von Kerzen ...

Die Thatsachen und Erfahrungen, welche in diesem Aufsatz enthalten sind, gründen sich auf Wahrnehmungen, welche während des gegenwärtigen Winters (1808) in der Spinnerei der Herren Philips et Lee in Manchester gemacht wurden, wo das Licht, das man durch die Verbrennung des Gases von Steinkohlen erhält, nach einem sehr großen Maaßstab gebraucht wird; der Apparat für dessen Hervorbringung und Anwendung wurde durch mich in den Werken der Herrn Boulton, Watt et Comp. in Soho bei Birmingham verfertigt.

Alle Zimmer dieser Spinnerei, welche, wie ich glaube, die größte im vereinigten Königreiche ist, sowohl als ihre Comptoirs, Magazine und das anliegende Wohnhaus von Hrn. Lee sind mit diesem Gas von Kohlen erleuchtet. Die ganze Masse oder das Quantum von Licht, das während der Stunden, in welchen es brennt, verbraucht wird, beläuft sich, bei einer Vergleichung der Schatten, auf die Lichtmenge, die man in der gleichen Zeit von 2500 gegossenen Talglichtern, wovon sechs auf das Pfund gehen, erhalten würde. Jedes dieser Kerzenlichter, mit welchen man die Vergleichung anstellte, verzehrte in der Stunde vier Zehntheile einer Unze oder 175 Gran.


Die Menge Licht ist nothwendig einiger Veränderung unterworfen, wegen der Schwierigkeit, die Flammen alle gleich groß zu machen, daß sie zu allen Zeiten sich immer gleich sind; aber die bewundernswürdige Genauigkeit und Pünktlichkeit, mit wetcher der ganze Geschäftsgang in dieser Spinnerei betrieben wird, gewährte eine so vortreflfiiche Gelegenheit, die vergleichenden Versuche zu machen, als nur je in der allgemeinen Anwendung zu erhalten ist. Und da diese Versuche nach einem so großen Maasstabe und während eines so bedeutenden Zeitraums gemacht wurden, so denke ich, können sie als ein hinreichend genaues Maas angenommen werden, um die Vortheile zu bestimmen, die von dem Gebrauch der Gasbeleuchtung unter günstigen Umstünden zu erwarten ist. Es ist nicht mein Vorhaben, in gegenwärtigem Aufsatz in eine genaue Besehreibung des Apparats zur Hervorbringung des Gases einzugehen; aber ich bemerke nur im Allgemeinen, daß die Steinkohlen in großen eisernen Retorten destillirt werden, welche den Winter über in beständiger Thätigkeit sind, mit Ausnahme des Zeitpunkts der Leerung und Füllung; und daß das Gas, so wie es aus demselben aufsteigt, durch eiserne Röhren in große Behälter oder Gazometer geleitet und dort gereinigt und gewaschen wird, ehe es durch andere Röhren, Mains oder Hauptröhren genannt, nach der Spinnerei kommt. Diese Hauptröhren verteilen sich in eine Menge Zweige, deren Länge zusammengenommen mehrere englische Meilen betragen würden, und sich im Durchmesser vermindern, so wie die Menge des Gases, welches durch dieselbe zu gehen erforderlich ist, geringer wird. Die Brenner (Burmers), wo das Gas entzündet und verzehrt wird, sind durch kurze Röhrchen mit obigen Hauptröhren verbunden, jedes hat einen Hahn, um mittelst desselben die Zuströmung zu jedem Brenner zu ordnen, oder sie auch im nöthigen Fall ganz auszuschließen. Diese letztere Vorkehrung kann auch augenblicklich bei allen Brennern im ganzen Zimmer in Vollziehung gebracht werden, vermittelst der Drehung eines Hahns an der Hauptröhre, mit welchem jede derselben nahe an ihrem Eintritt ins Zimmer versehen ist.

Die Brenner sind von zweierlei Gattung; der eine ist nach dem Prinzip von Argands Lampe und sieht ihr auch ähnlich; der andere ist eine schmale gebogene Röhre mit einem conischen Ende und drei runde Oeffnungen oder Bohrlöchern, ungefähr ein Dreissigtheil eines Zolls im Durchmesser, eine an der Spitze des Conus und zwei an der Seite, durch welche das Gas ausströmt, indem es drei divergirende Spitzflammen, einigermaßen lilienähnlich, bildet. Die Gestalt und das Aussehen dieser Röhre hat ihr unter den Arbeitern den Namen Hahnensporn Brenner verschafft. Die Anzahl dieser Brenner oder Lichter, die in sämmtlichen Gebäuden angewendet sind; beläuft sich auf 271 Argandische und 633 hahnenspornartige; jeder der erstern gibt ein Licht, welches dem von vier Kerzen, und der letztern dem von zwei und einer Vierlels-Kerze gleichkommt, welches daher das Total des Gaslichts dem von etwas mehr als 25,000 Kerzenlichtern gleich macht Wenn auf diese Art das Licht geordnet ist, so erfordert es einen stündlichen Aufwand von 1250 Fuß Gas, das aus Canne-Coal (einer besonders guten Gattung von Steinkohlen) erzeugt ist. Die vorzugliche Güte und Menge des Gases, welches dieses Material gewährt, hat ihm einen entschiedenen Vorzug vor allen andern Kohlen, ungeachtet seines höhern Preises, verschafft.

Die Zeit, während welcher das Gaslicht brennt, mag nach dem Durchschnitt von einem ganzen Jahr zwei Stunden in vierundzwanzig Stunden betragen; in einigen Spinnereien, wo nach Feierabend gearbeitet wird, drei Stunden, wo es Tag und Nacht geht, beinahe zwölf Stunden. Um aber bei der gewöhnlichen Schätzung auf zwei Stunden für den Tag das ganze Jahr hindurch zu bleiben, so ist der tägliche Aufwand von Gas in der Spinnerei von Herrn Philips & Lee 1250x2 = 2500 Kubikfuß. Dieses Quantum herbeizubringen sind sieben Zentner Cannel-Coal für die Retorte erforderlich. Der Preis der besten Wigan-Cannel (Name der Gattung von Kohle, die gebraucht wird) ist 13 % Pence für den Zentner (oder 22 Schilling und 6 Pence für die Tonne) franco in die Spinnerei geliefert, oder ungefähr 80 Schilling für die sieben Zentner. Multiplizirt man nun diese mit der Zahl der Arbeitstagen im ganzen Jahr (313) so ist der jährliche Verbrauch von Kohlen 110 Tonnen, und ihr Kostenbetrag 125 Pf. Sterling. Ungefähr ein Drittheil dieses Quantums, oder etwa 40 Tonnen guter gemeiner Kohlen, wovon die Tonne zehn Schillinge kostet, ist als Brennmaterial erforderlich, um die Retorte zu erhitzen; der jährliche Betrag von diesem ist deshalb 20 Pfund Sterling. Die 110 Tonnen Cannelkohlen, wenn sie destillirt sind; liefern ungefähr 70 Tonnen gute Coaks oder abgeschwefelte (verkohlte) Steinkohlen, die auf dem Platze zu 1 Schill. 4 Pence der Zentner verkauft werden, und deren jährlicher Erlös also die Summe von 93 Pf. Sterl. ausmacht. - Das Quantum Theer, welches aus jeder Tonne Cannelkohle erhalten wird, ist 11 bis 12 Ale-gallons, und folglich jährlich ungefähr 1250 Ale-gallons, von dem aber noch nichts verkauft worden ist, und dessen Werth also noch nicht bestimmt werden kann, auf alle Fälle aber in der Berechnung keinen großen Unterschied macht. Die Menge der wässerichten Theile, welche während der angestellten Beobachtung übergingen, konnte nicht ausgemittelt werden, da einige Quellen in die Behälter eindrangen, und da auch diese noch zu keinem nützlichen Zweck konnten angewendet werden, so kann ich sie ebenfalls füglich in der Angabe weglassen.

Die Zinsen des Kapitals, welches die Gebäude und Einrichtungen für diesen Behuf erforderten, nebst dem jährlichen Unterhalt für Abgang und Ausbesserung, gibt Hr. Lee auf 550 Pf. Sterl. jährlich an; wobei einige Berücksichtigung auf den Umstand genommen ist, daß der Apparat nach einem Maasstab eingerichtet wurde, um eine noch größere Menge Licht zu verschaffen, als das gegenwärtiger Bedürfniß wirklich erheischt. Er ist der Meinung, daß die Kosten, welche die Besorgung der Kerzenlichter erfordert, wenigstens eben so viel oder noch mehr betragen, als die des Gasapparats; so daß bei der vergleichenden Berechnung in dieser Hinsicht auf keiner Seite etwas anzuführen nothwendig ist.

Die Kostenangabe für ein Jahr kommt also folgendermaßen zu stehen: 110 Tonnen Cannelkohlen betragen 125 Pf., 40 Tonnen gewöhnliche Steinkohlen 20 Pf.; zusammen 145 Pf. Davon abgezogen der Werth von 70 Tonnen Coaks oder abgeschwefelten (verkohlten) Steinkohlen, welche aus obigen 110 Tonnen Cannelkohlen durch die Destillation erhalten werden., 93 Pf. Der jährliche Verbrauch für Kohlen nach Abzug der Coaks beträgt also, ohne etwas für den Theer zu rechnen, 52 Pf.; und der Zins des Capitals nebst Abgang und Ausbesserung 550 Pf. Die Total-Ausgabe des Gas-Apparats ist also jährlich ungefähr 600 Pf. St. Die der Kerzenlichter, um eben so viel Licht zu erhalten, würde ungefähr 2000 Pf. St. betragen. Denn da an jeder Kerze 4/10 einer Unze in einer Stunde an Talg abbrennt, so würden 25,000 Kerzen, die das Jahr hindurch täglich zwei Stunden brennen, zu dem gegenwärtigen Preis von einem Schilling für das Pfund sich ungefähr auf obige Summe belaufen.

Wenn die Vergleichung nach einem Verhältniß von drei Stunden täglich gemacht würde, so wäre der Vortheil zu Gunsten der Gasbeleuchtung noch größer, indem der Zins des Capitals und die Kosten für Ausbesserung und Abgang beinahe die gleichen bleiben würden. Folglich: 1250x3 = 3750 Kubikfuß Gas täglich, welche aus 10 ¾ Zentner Cannelkohlen erzeugt werden, multiplizirt mit der Anzahl der Arbeitstage, geben jährlich 168 Tonnen, welche, wie vorhin angeschlagen, 188 Pf. St. betragen; und 60 Tonnen gewöhnliche Kohlen zum Brennen unter den Retorten betragen 30 Pf. zusammen 218 Pf. Davon abgezogen 105 Tonnen Coaks zu 26 Sch. 8 Pence 140 Pf. , bleibe die Ausgabe für Kohlen , nach Abzug des Coaks und ohne etwas für das Theer zu berechnen, 78 Pf. Wird zu diesem noch der Zins nebst Abgang und Ausbesserung des Apparats geschlagen, so steigt der jährliche Kostenbetrag doch nicht höher als auf 650 Pf., während der von Talglichtern nach obigem Anschlag sich auf 3000 Pf. beläuft. Es ist leicht einzusehen, daß beim Brennen des Gases in einer größern Anzahl von Stunden auch im Vergleich die Ersparnis größer ist, obschon solches, wenn es länger als drei Stunden brennt, die Vermehrung einiger Theile des Apparats nothwendig macht. — Noch ist zu bemerken, daß wenn die Vergleichung der Ersparniß mit Oel angestellt wird, die Vortheile geringer sind, als mit Talg. Die Einführung dieser Beleuchtungsart hatte in der Manufaktur der Herren Philips et Lee nur nach und nach statt; sie fing im Jahr 1805 mit zwei Sälen der Spinnerei, den Comptoirs und dem Wohnhaus des Hrn. Lee an. Nachher aber wurde sie in alle Gebäude der Fabrik, so schnell als nur die Einrichtungen dazu getroffen werden konnten, ausgedehnt. Zuerst spürte man einige Unannehmlichkeiten von dem unverbrannten Geruch oder dem unvollkommen gereinigten Gas, welches größtentheils den nur theilweise eingeführten Verbesserungen des Apparats zugeschrieben werden mag, die im Verhältnis, wie das Ganze vorrückte, statt hatten. Aber seit der Vervollständigung desselben, und so wie die Personen, deren Besorgung es anvertraut worden, mit der Behandlung ganz bekannt gemacht hatten, fielen diese Unbequemlichkeiten weg, und zwar nicht nur in der Spinnerei, sondern auch in dem Wohnhaus des Hrn. Lee, das, mit Ausschluß jedes andern künstlichen Lichts, auf diese Art auf das Glänzendste erhellt ist.

Die besondere Sanftheit und Helle dieses Lichts, nebst seiner beinahe unwandelbaren Gleichförmigkeit, haben es bei den Arbeitern in große Gunst gebracht. Und da es noch überdies frei von den Unbequemlichkeiten und der Gefahr ist, die sich bei dem Funkensprühen und Schneuzen der Kerzen ereignen kann, so ist dies ein Umstand von besonderer Wichtigkeit, indem es die Zufalle von Feuersgefahr, welchen die Spinnereien so sehr ausgesetzt sind, vermindert; u. s. w.