Ein Vorfall der zeigt, wie nothwendig es ist, wenn man nach England gehen will, etwas von der Sprache zu verstehen, ...

Der 31. Vormittags war zur Abreise nach Newcastle-under-Lide bestimmt, welches von Etruria, der berühmten Manufaktur Wedgwoods, nur zwei Meilen westlich liegt. Da die Mail-Coatch erst um zehn Uhr abging, so begab ich mich noch geschwind in die ziemlich entlegene Feilenmanufaktur von Hrn. P. Da der Aufseher oder Clark erst geweckt werden mußte, so ging ich indessen in die Werkstätte und sah Folgendes, welches viel zur Vervollkommnung der Feilen beitragen mag. Erstens, daß alle Feilen unter zwei Hämmern bis zur braunen Wärme ausgeschmiedet werden, dann aber noch mit einem runden, etwas aber sehr wenig convexen Hammer auf dem ebenfalls convexen Ambos eine Vertiefung gegen die Mitte der ganzen Länge nach erhalten, wodurch im Schleifen die Ecken sehr scharf und sehr gerade werden. Die durch eine Dampfmaschine getriebenen sechs Schleifsteine waren von grobem Korn, aber sehr rund und sehr eben. Zum Glühen, welches voran geht, waren sechs ganz einfache Zugöfen. Die verschiedenen Hiebe, als rauh, bastard und schlicht, werden immer durch die gleichen Arbeiter gemacht Die zwei Riemen zum Halten der Feile sind zweckmäßiger als bei uns angebracht, und sichern zuverläßiges Aufliegen auf der Stelle des Hiebes. Der Hammer wird anders geführt, als bei uns, indem der aufgelegte Daumen auf den Kopf desselben einen sicherern Streich gewährt. Das Härten geschieht durch einen einzigen Mann. Schon durch den Geruch, nachher aber auch durch Besichtigung, fand ich, daß das Härtungspulver dasjenige war, was ich schon kannte; es war sehr zart und mit Bierhefen angemacht, welches eine gleichförmigere Bedeckung der Feile zur Folge hat. Geglüht wurden die Feilen eine nach der andern, und langsam und senkrecht ins Wasser getaucht. Die krumm gewordenen kamen wieder ins Feuer und wurden mit einem hölzernen Schlegel auf einem Bock auf die entgegengesetzte Seite gerichtet, daß sie sich gerade zogen. — Die dreieckigen Sägenfeilen werden in England nie mit dem Oberhieb, sondern nur mit engem Unterhieb gehauen, wodurch eine schärfere und dauerhaftere Ecke erhalten wird. Uebrigens waren die Feilen nicht übel, aber theuer nach dem Preiskurant, den ich mir davon geben ließ.

Mit Noth (so sehr hatte ich mich verweilt) kam ich noch vor Abfahrt der Kutsche zurück und stieg sogleich ein. Meine Reisegesellschaft bestand aus einem alten Quäker von Liverpool und einem Enkel desselben von ungefähr siebenzehn Jahren, nebst einem Weltkind von Congleton. Es dauerte nicht sehr lange, so war die Bekanntschaft des Alten gemacht, und nachdem ich ihm von Juden und Heiden und der allgemeinen christlichen Kirche von Schafhausen hinreichende Auskunft ertheilt hatte, ließ er nicht undeutlich den Wunsch merken, mich zum Mitglied in ihre Brüderschaft aufgenommen zu sehen; er lud mich recht herzlich ein, auf acht oder vierzehn Tage auf sein Landgut, drei Meilen von Liverpool zukommen, indem er in seinem eigenen Hause in Sheffield, das er nur seiner zwei Eisenwerke wegen dort habe, blos einige Tage bleiben werde. Ich lehnte diese Einladung höflich ab, hörte aber desto aufmerksamer einer Strafpredigt über das viele Trinken zu, welchem die Soldaten, wie er sagte (deren wir eine Menge in Walshale antrafen), besonders ergeben seien. Unsern Reisegefährten von Congleton mochte dies nicht sehr erbauen; denn er versicherte mit einem Schwur, kein wahrer Engländer trage Bedenken, sich zu betrinken, und nur die, welche kein gutes Gewissen hätten und besser sein wollten, als andere Leute, blieben immer nüchtern. Seine rothe Nase, die eben nicht von großer Enthaltsamkeit zeugte, war übrigens der beste Beleg, daß seine Aeußerung ernstlich gemeint sei. Der junge Rye, Enkel des Alten, mochte indeß, seines runden niedern Hutes und seines schlichten Drabcolour-Rocks (braune Farbe des Tuchs an den Röcken der Quäker) ungeachtet, doch nicht ganz frei von den Gebrechen der Weltkinder sein, indem ein wirklich sehr schönes junges Frauenzimmer, das sich in Wolverhampton, wo wir Pferde wechselten und uns, ohne auszusteigen, ein wenig auf. hielten, an einem Fenster dem Kutschenschlag gerade gegenüber befand, so seine Aufmerksamkeit fesselte, daß die Augäpfel, als hätte er durch zwei Röhren schauen müssen, ganz unbeweglich blieben. Der Alte bemerkte es, und forderte ihn gutmüthig auf, die Reisemütze aufzusetzen und, da die Kutsche still halte, einstweilen in dem Winkel derselben ein wenig zu schlafen; da aber der Gegenstand, der den jungen Menschen anzog, nichts Narkotisches an sich hatte, so blieb die Ermahnung fruchtlos; — Abends um sechs Uhr kamen wir in Castle-under-Lide an, wo ich von meinem guten Quäker und seinem Enkel Abschied nahm und mein Nachtquartier im Wirthshaus zum Dock aufschlug.


Ich war nicht lange auf meinem Zimmer, als mir einfiel, den Wirth zu fragen, wann den folgenden Tag eine Kutsche nach Manchester abfahren werde; ich ging deshalb hinunter und traf ihn im Hausgang an; aber ohne mir Antwort zu geben, stürzte er an mir vorbei und zur Hausthür hinaus. Ich ging ihm nach, und siehe, da war es darum zu thun, einem Boxingmatch oder Faustkampf von vier schlaglustigen und betrunkenen Hafnern zuzusehen, die auf dem Markt schon ausgezogen in schlagfertiger Stellung waren, und nur noch die Ankunft des hohen Adels von Newcasle nebst einer hinreichenden Anzahl Zuschauer vom schönen Geschlecht abzuwarten schienen, um den Kampf zu beginnen, was auch bald erfolgte. Da sie sehr ungeschickt fochten, und sich über die gegenseitig unregelmäfsig empfangenen Maulschellen von Herzen ärgerten, so wurden bald eigentliche Händel daraus, und die mütterliche Erde der Kriegsschauplatz, auf dem sie sich herumwälzten, bis zwei der Kämpfer, nach hinlänglich eingesammelten Tritten und Stößen, keine große Lust mehr zum Aufstehen bezeigten. Der Constable oder Friedensdiener, bis dahin ein ruhiger Zuschauer, gebot nun, da sie einander nichts mehr thun konnten, mit seinem langen Stabs wohlweislich Friede, und führte sie, sobald sie wieder gehen und stehen konnten, sämmtlich in die Gefangenschaft, um auf ihren Lorbeern auszuruhen. Einen kleinen Fehler machte indessen dieser Mann: er sperrte sie nämlich alle zusammen, so daß nach einer halben Stunde zum Gefängnisgitter hinaus, bei wieder begonnenem Streit, Mordio gerufen wurde. Dies machte eine gänzliche Trennung der Parteien nothwendig, wo sie dann einsam und ungestört ihren Klagen und Nachtgedanken nachhängen konnten.

Als ich wieder zu meinem Wirthshause zurückkam, hörte ich unter der Thür desselben ausrufen: Ah mon Dieu! Est-ce qu’il n’y a personne ici, qui parle français? — Ich ging zu dem Herrn hin, von dem der Ausruf kam, und fragte ihn in französischer Sprache, ob ich ihm in etwas dienen könne ? — Le bon, Dieu nous nous envoye, erwiederte er, nous sommes ici déja depuis midi (er deutete auf ein neben ihm stehendes Frauenzimmer), et malheureusement personne ne nous entend, et nous ne les entendons pas non plus. Er erzählte mir dann, daß er und seine Frau, beide von Turin, in Manchester gewesen, und nun, nachdem sie einen Absprung nach Etruria gemacht, nach Birmingham gehen möchten; daß aber kein Mensch sie verstanden habe, und man ihm das Geld für die Kutschenplätze, welches er hingelegt und alle mögliche Zeichen dabei gemacht, nicht habt annehmen, wollen. Ich ging mit ihm nach dem Post-Office, wo der Schreiber, ein wirklich sehr humaner Mann, mir sagte: er habe wohl merken können, daß diese Personen nach Birmingham wollten; er habe ihnen aber deswegen kein Geld abgenommen, weil Newcastle, als ein untergeordneter Ort, keine Plätze zu vergeben habe, sondern es einzig davon abhänge, ob die Kutsche von Manchester aus schon besetzt sei oder nicht. Ich erklärte dies nun dem Turineser, und bestellte dann auf sein Ansuchen die zuerst vacanten Plätze auf den folgenden Tag. — Dieser Vorfall zeigt, wie nothwendig es ist, wenn man nach England gehen will, etwas von der Sprache zu verstehen, weil so äusserst wenig Eingeborne, besonders aus der Masse des Volks (mit der man auf Reisen gerade am meisten in Berührung kommt), irgend eine andere Sprache kennen; dies ist aber auch bei andern Nationen der Fall, und nur die Deutschen und Schweizer machen hierin eine rühmliche Ausnahme.

Als ich beim Theetrinken die Zeitung las (es war nur ein Country-paper oder Provinzialblatt), erstaunte ich, unter der Ueberschrift Schafhausen in der Schweiz die Nachricht zu lesen, daß Buonaparte von der Insel Elba nach Livorno gekommen sei und sich zwölf Stunden dort aufgehalten habe. Nicht die Thatsache, aber der Name Schafhausen bei dieser Nachricht, setzte mich in Verwunderung.

Sobald ich den andern Morgen, als den 1. September, einen Platz in der Mail-Coatch nach Manchester, wohin sie Abends um vier Uhr abging, bestellt hatte, machte ich mich nach dem von Newcastle-under-Lide drei Meilen entlegenen Etruria auf den Weg. — Gerade wie bei Soho kommt man auch zuerst durch eine hübsche Straße von Arbeiterwohnungen. Eiserne Rail-ways führen überall nach der ebenfalls an einem Kanal gelegenen Fabrik und darin herum. Als ich dem Hrn. Wedgwood, der bereits auf seinem Schreibzimmer war, meinen Brief von Hrn. Watt übergeben hatte, sagte er gleich: „Herr Fischer, wenn es Ihnen Vergnügen macht, die Fabrik zu sehen, so will ich Sie durch Jemand herumführen lassen, und dann kommen Sie wieder zu mir ins Wohnhaus und nehmen ein Luncheon (was wir im Deutschen Morgen-Imbis nennen).“ Ganz methodisch, daß heißt, von dem primum mobile der Dampfmaschine an bis zur Aufbewahrung und Verpackung des fertigen Geschirrs, wurde mir nun auf Geheiß des Hrn. Wedgwood Alls gezeigt.

Unter einer Stampfe wird der aus der Gegend von Gravesand kommende Flint oder Kiesel, nachdem er gebrannt worden, gestampft, und dann auf Mühlen (den Glasurmühlen ähnlich, aber von sechs bis neun Fufs Durchmesser) gemahlen, welches auch mit der Pfeifenerde und den andern Thonarten der Fall ist. So wie dieses geschehen ist, erfolgt die Vermischung beider Stoffe zu gleichen Theilen, wo sie neuerdings in etwas kleinere Mühlen kommen, und mittelst viel hinzugegossenen Wassers in flüssiger Gestalt in Siebe (die aus den feinsten Seidenwurmfäden verfertigt sind und durch Maschinerie beständig hin- und hergeschüttelt werden) laufen, um da durchzudringen, und so einen Grad von Feinheit erlangen, von dem man sich kaum einen Begriff machen kann, indem die Nähe der Fäden und ihre Dünne kein Partikel durchläßt, das nur den tausendsten Theil eines Zolls im Durchmesser hätte. Aus den untergestellten Gelassen wird nun die Masse auf die Trockenbetten gebracht. Sechzig Fuß lange, zwanzig Fuß breite und neun Zoll hohe, aus weichgebrannten Ziegelsteinen gebaute Gefässe sind es, unter welchen ein mildes Feuer unterhalten und die Masse darin beständig umgerührt wird, bis sie nach etwa vierundzwanzig Stunden so viel Bestand erhalten hat, daß sie nach den Zylindern gebracht werden kann. Diese Zylinder (uneigentlich aber so genannt, weil sie die Form abgestumpfter, auf dem dünnern Theil stehender Kegel haben) sind fünf Fuß hoch, oben drei und unten zwei Fuß weit, mit einem an dem untern Theil rechtwinklicht ausgehenden kurzen Kanal von einem Fuß-Breite und neun Zoll Höhe versehen. Durch diese Zylinder oder Coni hinunter geht eine eiserne Achse, die durch Räderwerk getrieben wird, und an der sich der Länge nach hinunter spiralförmig die sogenannten Messer befinden, die, weil sie flach liegen und mit ihren Enden den Conus fast berühren, von oben herunter gesehen eine Art von Schneckengewinde bilden, welches den von Zeit zu Zeit oben hineingeworfenen Thon faßt, hinunternimmt und durch das am Ende befindliche Loch hinauspreßt, wo er, immer nach und nach mit einem Drath zu viereckigen Klötzen abgeschnitten und auf einen Haufen nebenbei geschlagen wird. Nach einer drei, bis viertägigen Fermentation, oder vielmehr gleichförmigen Durchfeuchtung, kommt er noch einmal in die Zylinder, und wird wieder zu Klötzen von vorbeschriebener Form gestaltet, auf Brettern den Arbeitern zugetragen. Es ist hier der Ort, zu sagen, daß die Railways oder eisernen Straßen, die in der ganzen Fabrik herumgehen, hauptsächlich zum Transport der Materien gebraucht werden, der auf eisernen, mit offenen Kasten versehenen kleinen Wagen geschieht. Ein solcher Wagen wird von einem einzigen Mann geschoben, und wiegt sammt der Ladung 1320 Pfund, welches mir, um mich davon zu überzeugen, vorgewogen wurde.

Die gemeine Töpferscheibe ist nun das Werkzeug, auf welcher der zur Verarbeitung fertige Thon (mit Ausnahme der flachen Teller, von deren Bereitung ich später reden werde) seine erste Bildung erhält. In zwei Dingen nur unterscheidet sie sich von der unserigen: nämlich daß sie, zur Verhütung des Krummziehens, von Mahagony ist, und daß sie nicht durch Menschen, sondern durch Maschinenkräfte bewegt wird, welches die Arbeit ungemein erleichtert und das Produkt in gleicher Zeit beinahe verdoppelt.

Bei dieser Gelegenheit sah ich eine der sinnreichsten und einfachsten Einrichtungen, um der Töpferscheibe augenblicklich schnellere oder langsamere Bewegung ertheilen zu können, obgleich die Dampfmaschine, wie leicht zu erachten, ihren steten und gleichen Gang fortgeht. Zwei hohle Coni nämlich, wovon der eine statt der Rolle an der Achse oder Spindel der Scheibe, der andere aber in umgekehrter Stellung, das heiftt die Basis oben, in einer Entfernung von zwölf Zoll zwischen zwei Kloben befestigt ist, bilden das Treibende und das Getriebene mittelst eines um beide herumgeschlungenen ledernen Riemens. Eine an einem Tritt befestigte eiserne Gabel führt nach dem Willen des Arbeiters den Riemen augenblicklich nach oben oder unten, wo dann in dem ersten Fall die Scheibe langsam, im andern aber sehr geschwind herumläuft, wenn schon der Parallelismus der Seitenflächen der Coni und folglich die Anspannung des Riemens immer gleich bleibt. Dieselbe sinnreiche Einrichtung besteht auch bei den Drehstühlen , von denen ich weiter unten reden werde.

Von den Scheiben weg kommen die Gefässe in die Trockenstuben, wo sie bei einer Temperatur von achtzig Grad Reaum. in Kurzem einen Bestand erlangen, der etwas mehr ist, als was die Hafner bei uns wasserhart nennen. In diesem Zustand, da sie steif genug sind, um damit ohne Gefahr des Verbiegens umgehen zu können, kommen sie auf die horizontalen Drehstühle, wo die Art des Einspannens auf und in hölzerne Futter oder Patronen sehr einfach und sicher ist. Das einzige Werkzeug zum Drehen ist eine dünne, verschiedenartig gebogene Schabklinge, die, wann das Geschirr fertig gedreht ist, auch zum Poliren gebraucht wird, welches bei der so äußerst feinen Masse auffallend schön erfolgt. Ist das Geschirr nachher so hart, daß es in den Ofen gebracht werden kann, so kommt es in die von feuerfestem grobem Thon nach den verschiedenen Größen der Gefässe bereiteten Casetten. Hier bemerkte ich etwas, das außer England vielleicht nicht bekannt und doch von äusserster Wichtigkeit ist, um das Krummziehen, besonders der Teller und Platten, zu verhüten. Ein grober Quarzsand wird unten in die Cassette geschüttet, und so auch alle Zwischenräume zwischen dem hineingesetzten Geschirr, wovon keines das andere berühren darf, damit ausgefüllt, so daß jedes wie, in einem Futteral steckt oder, was das Gleiche ist, auf jedem Punkt unterstützt wird. Dieser Sand ist daneben noch ein guter Wärmeleiter, und läßt zugleich wegen seines groben Korns die sich allenfalls während der Brennens entwickelnden Dämpfe gern durch. So kommt nun das Geschirr in die runden, mit Kuppeln geschlossenen, zwölf Fuß hohen und weiten Brennöfen, welche die Deutschen aufrechte nennen würden. Zehn im Kreise herum in gleicher Entfernung stehende Feuerherde, wovon jedesmal ein Zug ganz mitten in den Ofen, die andern aber den Seiten nach hineingehen, geben eine ungemein gleichförmige Hitze, die noch sorgfältig durch die ringsum angebrachten Augen oder Löcher zum Hineinschauen geregelt wird. Sechzig Stunden werden gewöhnlich zu diesem ersten oder in der Kunstsprache so genannten Ueberbrennes erfordert, und nach dessen Vollendung wird (was mir auffiel) der Ofen gleich geöffnet, so daß dieser immer am folgenden Tage schon kalt ist und das Geschirr herausgenommen werden kann. Uebrigens ist der Ofen immer noch mit einem runden, etwa acht Fuß davon abstehenden Gebäude von der Form eines Zuckerhuts umgeben.

Die Verfertigung der Teller geschieht ganz einfach durch Ausbreitung eines gehörig großen Klumpens Thon auf einer Platte von Gyps mit einem dergleichen Klöpfel; diese Thonscheibe wird dann auf eine Tellerform gelegt und außen mit einem Schwamm angedrückt. Ist der Teller nachher gehörig trocken, so wird er wie anderes Geschirr auf dem Drehstuhl abgedreht und polirt.

Das Glasiren der einmal gebrannten Waare geschieht nicht durch Begießen, sondern durch Eintauchen in große Zuber voll angemachter Glasur; dies geht nicht nur sehr geschwind, sondern, was noch wichtiger ist, es bringt eine gleichförmige und nicht allzu dicke Bedeckung zuwege. Auf dünne, oben wie Messerschneiden abgeschärfte gebrannte Ringe von Thon wird die Waare zum Trocknen gestellt, so wieder in die Cassetten gebracht und mit zwölf, bis vierzehnstündigem Feuer gebrannt. Dies ist der Fall, wann die Waare einfarbig bleibt; wird sie mit Kupfer-Stichen geziert, so geht dasselbe vorher. Die Kupferplatten werden zu diesem Zweck mit Mineralfarbe, die mit ganz dickgekochtem Leinöl angemacht ist, warm eingerieben und so auf Seidenpapier abgedruckt, welches dann auf die mit Terpentingeist bestrichene Waare angerieben wird, und sich dort wiederabdruckt. Durch Abspülung im Wasser geht das Papier mit Zurücklassung des Kupferstichs oder der Zeichnung ab; das Geschirr wird, um das Oel und den Terpentin zu zerstören, leicht gehrannt und dann glasirt. Was nicht schwarz, sondern, colorirt werden soll, wird vor dem letzten Brennen noch mit Mineralfarbe ausgemalt. Diese Methode, irdenes Geschirr mit Kupferstichen zu zieren, wurde vor etwa fünfunddreissig Jahren von einem Schafhauser erfunden. Er war Direktor der ehemaligen Porzellanfabrik bei Zürich (die er auch gegründet hatte), und sein beinahe schon vergessener Name Adam Spengler. Bei guter Erziehung und früherer Geistesbildung, die er wegen der Armuth seiner Aeltern nicht genießen konnte, wäre er ein ausgezeichneter Mann in seinem Fache geworden, da er es unter widrigen Umstünden vom gemeinen Hafner zum geschickten Fabrikanten brachte.

Eine sehr sinnreiche und wohl wenig bekannte Verfahrungsart sah ich hier, um kleine Gegenstände, z. B. Namen, Devisen u. s. w., mit Geschwindigkeit auf diese Waare zubringen. Auf das gestochene Kupferplättchen, das mit der Farbe eingerieben und wieder abgeputzt ist, wird ein Stack elastisches Gummi von hinlänglicher Größe, um das Gestochene ganz zu bedecken, aufgedruckt, wo sich dann die Zeichnung dem Harz mittheilt, ohne davon eingeschluckt zu werden. Das Stück Gummi wird sodann wieder auf das zu bedruckende Greschirr gerieben, und auf diese Weise die Zeichnung darauf gebracht.

Die Maler-Werkstätte, von einigen und dreissig Individuen besetzt, zeigte einige sehr gute Künstler, besonders in der Landschaftmalerei. Die gemeinern Gegenstände, z. B. Kränze u. s. w. wurden meistens durch Mädchen gemalt. Das Verfahren mit Auftragung der Emaillefarben, Zeichnung der konzentrischen Ringe u. s. w. war übrigens gleich wie in andern Porzellanfabriken.

Sehr merkwürdig war es mir noch zu sehen, wie das mit so niedlichen Verzierungen und Figuren von halberhobener Arbeit versehene schwarze und andere colorirte Geschirr verfertigt wurde. Die hohlen über Metall gebildeten Formen sind alle von äussert feiner, nicht stark gebrannter und folglich die Feuchtigkeit begierig an sich ziehender Pfeifenerde. In diese wird der ziemlich weiche Thon eingedrückt und alles Hervorragende weggeschnitten; lassen etwa sehr dünne und schwache Stellen nicht gern ab, so werden sie auf der hintern oder flachen Seite nur mit einem Spatel gerieben, wo sie sich dann augenblicklich ablösen. Die Auftragung der auf diese Weise gebildeten Zierrathen auf das bereits Wasserhärte Geschirr geschieht durch Benetzung der Stelle mit Wasser und durch leichtes Andrücken mit dem Finger, wo dann zuweilen noch mit einem nassen feinen Haarpinsel nachgeholfen wird, um die Vereinigung noch genauer zu bewerkstelligen.

Noch bemerke ich, daß der Thon oder die Masse, woraus das schwarze Geschirr bereitet wird, im weichen Zustande dunkle Rostfarbe hat, welches genugsam von der Art des schwarzfarbenden Stoffs nämlich dem oxydirten Eisen, zeugt. Für die verschiedenen Arten von façonnirten Handhaben und sogenannten Montirungen sind mehrere hohle metallene Zylinder da, in welche unten ein Boden, nach Belieben durchbrochen, eingeschoben werden kann. Ist nun der Zylinder mit einer Wurst von weichem Thon gefüllt, so wird der darauf gesetzte Piston oder Stößel mittelst einer Schraube hinuntergedrückt, und so in Kurzem viele Ellen façonnirter Streifen erhalten, die dann zuweilen einfach gebraucht, zuweilen noch drei und vierfach in einander werflochten werden, wie man an den aus dergleichen Streifen zusammengesetzten Fruchtkörbchen am besten sehen kann.

Nachdem ich Alles zur Genüge besichtigt (wobei ich die Einfachheit der Procedur und die kluge Vertheilung der Arbeit gleich bewundern mußte) und in den reichlich versehenen Magazinen ein Tafel-Service für eigenen Gebrauch nebst schwarzem Theegeschirr ausgelesen hatte, ging ich zu Hrn. Wedgwood in sein Wohnhaus, das auf einem anmuthigen Hügel eine halbe Meile von der Fabrik liegt. Die Unterhaltung während des Speisens bezog sich meistens auf wissenschaftliche und Manufakturgegenstände. Ueber seine eigene Einrichtungen schien er sich nicht allzuweit einlassen zu wollen; aber wegen des Pyrometers, der seinen Namen trägt, gab er mir die merkwürdige Auskunft, daß er in Hinsicht seiner contractiven Eigenschaft gar nicht mehr den gleichen Gesetzen wie ehemals folge, und er dieses einer durch die Zeit bewirkten Veränderung der Thonmasse und einer innern Fermentation zuschreiben müsse. Als ich ihm bemerkte, daß ich gewünscht hatte, ein Thee-Service von Porzellan auszulesen, aber nichts meinem Bedürfniß Entsprechendes gefunden, äußerte er sich auf folgende merkwürdige Art: „Herr Fischer, ich kann Ihnen nicht rathen, Porzellan bei mir zu kaufen; da Sie durch Frankreich zurückgehen, so bekommen Sin solches in Paris schöner und besser; ich werde auch wahrscheinlich die Verfertigung des Porzellans ganz aufgeben.“ Als Ursache seiner Aeußerung gab er bei meiner darüber bezeugten Verwunderung an, daß Frankreich weit bessere Materialien zur Verfertigung des Porzellans besitze, als England. Als ich des chinesischen Kaolin und Pé-tun-tze’ erwähnte, erwiederte er, daß, seitdem Pater du Halde über die Verfertigung dieses Porzellans geschrieben, davon nichts weiter von Wichtigkeit bekannt geworden sei; nur bemerkte auch er noch, was man schon ziemlich weiß, daß diese merkwürdige Mischung einen weit höhern Grad von Hitze erträgt, als das europäische Porzellan.

Obschon der Ackerbau kein Gegenstand ist, worüber ich als Kenner reden oder gehörig urtheilen könnte, so muß ich doch gestehen, daß ich mit größern Vorstellungen davon nach England kam, als mir die Sache nachher zu sein schien; und die Vergleichung desselben mit dem in unserer Schweiz (der Ungeheuern Strecken unangebauten Landes A Vielen Provinzen gar nicht zu erwähnen) fiel eben nicht zu seinem Vortheil aus. Haupt. sächlich fiel es mir auf, so wenig Kleebau und eben so wenig nassen oder trockenen Dünger zu sehen, welches aber aus dem natürlichen Umstand herkommt, daß man das Vieh aller Art auf der Weide gehen sieht, und die Stallfütterung nur wenig in Ausübung gebracht ist.

Da ich auf dem Wiesengrunde vor dem Hause des Herrn Wedgwood eine Menge weißer Häufchen sah, so fragte ich, was es wäre, und erhielt zur Antwort: es sei Kalk, um den Graswuchs zu befördern. Als ich der bei uns erprobten Wirksamkeit des Gypses bei der Kleepflanzung erwähnte, erwiederte er: schon sein Vater, so wie nachher er selbst und andere Nachbarn, hätten es mehrmals versucht, aber nur Nachtheil dabei gefunden. Ich fragte ihn, ob sie den Gyps auch vor dem Zerstampfen und Säen gebrannt hätten — und es zeigte sich, daß dies nie geschehen war; indessen leuchtete ihm dies Verfahren, die befruchtende Wirkung des Gypses hervorzubringen und zu steigern, so ein, daß er sogleich beschloß, neuerdings einen Versuch auf diese Art zu machen. — Da die Zeit zur Abreise nahte, so empfahl ich mich diesem Manne, dessen Vater, ein gemeiner Töpfer aus Staffordshire, eine Fabrik von Erdengeschirr gründete, das seiner Vorzüge wegen in alle vier Welttheile versendet wird, und wo nun der Sohn alles anwendet, den bereits erworbenen Kredit zu vermehren.

Eines Hausgetränks muß ich noch erwähnen, das nebst dem Portwein auf die Tafel gebracht wurde, und welches man in England liebt, bei uns aber nicht kennt: nämlich des Gooseberry oder Stachelbeerenweins. Diese in England so allgemein und auf viele Arten genossene, bei uns aber geringgeschätzte Frucht wird ausgepreist; der Saft, mit Zucker und bis zu gehöriger Flüssigkeit hinzugegossenem Wasser vermischt, gibt ein gesundes und für den Gaumen angenehmes Getränk, das man auch englischen Wein nennt, und welches bei mir wenigstens vor dem in England so theuern, mit Branntewein und andern Sachen verfälschten ausländischen Wein immer den Vorzug haben würde. Ueberhaupt könnten die Engländer bei ihrem vortrefflichen Bier (das nun beinahe in jeder Familie, sei sie reich oder arm, mit großem Vortheil selbst gebraut wird) den Wein größtentheils entbehren; es findet aber gerade das Gegentheil statt, und ein Mittagessen ohne Wein steht in geringem Ansehen.