Die Gasbeleuchtung, eine den Geist und das Auge gleich ansprechende Erfindung unserer Tage, ist ganz wie die des Hrn. Watt, und wurde auch durch denselben eingerichtet; ...

Die Gasbeleuchtung, eine den Geist und das Auge gleich ansprechende Erfindung unserer Tage, ist ganz wie die des Hrn. Watt, und wurde auch durch denselben eingerichtet; auch enthalten die zwei eisernen Reservoirs ebenfalls dreitausend Kubikfuß Gas. — Die Woll-Cardmaschinen, deren auf zwei Boden sechszig sind, sind gerade wie die Baumwollen-Carden, nur breiter und doppelt, das heißt, jede Cardmaschine hat noch eine zweite von ihr Unabhängige und schmälere, die, wo die fertig gekartete Wolle herauskommt, einen gekerbten Zylinder von einem Fuß Durchmesser hat, der die Wolle in lauter halbe ZoII dicke und zwei Fuß lange Würste bildet, die als das erste Vorgespinnst anzusehen sind; dieses Vorgespinnst wird dann auf ähnlichen Maschinen, wie für die Baumwolle, aber noch dünner, und endlich auf den Mule-Jenny fertig zum Faden gesponnen. Zur Verspinnung der Wolle wird außerordentlich viel Oel gebraucht, nämlich auf jeden Stein oder sechszehn Pfund zwei Pfund; deshalb ist auch der Fufsboden, weil im Sommer zuweilen selbstentstehende Entzündungen (Spontaneous Inflammations) statt haben, ganz von Eisen; überdies befindet sich in jedem Saal das Wendrohr einer großen Feuerspritze, welche mit der die Spinnerei und Walke treibenden Dampfmaschine in Verbindung gesetzt ist, und durch ein Caliber von fünf Viertelszoll in jeder Minute fünfundvierzig Kubikfuß Wasser ausströmt. In der Färberei zog hauptsächlich die Heizung aller Farbkessel aus einem einzigen Ofen mittelst des Dampfes meine Aufmerksamkeit auf sich. Die Einrichtung ist sehr einfach; sie hat den Vortheil, daß durch das Schließen eines einzigen Hahns die fernere Heizung unterbrochen, oder durch dessen Oeffnung augenblicklich wiederhergestellt werden kann; gestattet, statt der kupfernen, hölzerne oder (wie hier, wo das Blei so äusserst wohlfeil ist) bleierne Gefässe, und schließt eine Menge Unannehmlichkeiten und Kosten, die mit der Errichtung so vieler einzelnen Feuerstellen verbunden sind, gänzlich aus. Hauptsächlich aber ist das Ersparnis der Brennmaterialien der wichtigste Punkt, und verdient die größte Beherzigung, denn die ist so bedeutend, daß diese Einrichtung als höchst nützlich an einem Orte gemacht wurde, wo die Steinkohlen in unerschöpflichem Ueberfluß vorhanden und in äußerst niedrigem Preis zu haben sind. Zu diesen wichtigen Vortheilen kommt auch noch die Zeitersparnis, indem einer der größten Kessel, dessen Inhalt etwa 1800 Gallons oder ungefähr 250 Kubikfuß beträgt und mit ganz kaltem Wasser aus dem Reservoir angefüllt ist, binnen einer halben Stunde (was wirklich in Erstaunen setzt) zum Sieden gebracht wird, welches mit dem größten Feuer, das man unter einem solchen Kessel anbringen könnte, schwerlich in einer Stunde zu bewerkstelligen wäre. Die Ersparniß an Brennmaterial beträgt ein Drittheil dessen, was sonst gebraucht würde, wenn jeder Kessel seine eigene Feuerstelle hätte.

Bei so vielen merkwürdigen Gegenständen, die ich das besondere Glück hatte, während meines kurzen Aufenthalts in England zu beobachten und zum Theil ziemlich genau kennen zu lernen, drängte sich mir von selbst die Bemerkung auf, daß die Engländer nicht nur den Verstand haben, alles was in dem Gebiete der Physik, Chemie und angewandten Mathematik auf Vervollkommnung der Industrie abzielen kann, zu benutzen, sondern daß sie auch den Muth haben, sehr bedeutende Summen auf Versuche zu verwenden, die zur Erzeugung neuer und nützlicher Resultate besonders im Fabrikwesen fast unerläßlich sind, und das Angefangene mit Beharrlichkeit durchzusetzen.


Ich kann nicht unterlassen, bei dieser Gelegenheit einer Aeußerung des Hrn. Watt zu erwähnen, als ich mit ihm auf unserm Ausfluge nach den großen Eisenwerken in Warwikshire über Feilenhauermaschinen sprach (deren Möglichkeit dieser berühmte Mechaniker übrigens zugab) und sagte, daß ich einen Herren kenne, der schon über sechstausend Gulden darauf verwendet, und wegen des Nichtgelingens die Sache nun wieder habe stehen lassen. „Das ist eine Kleinigkeit, erwiederte er: ich kann Sie versichern, daß wir oft mehr als so viel in einer einzigen Woche auf Versuche verwenden, die uns keinen andern Nutzen gewähren, als zu wissen, daß die Sache so nicht gehen könne.“ So auffallend dies ist, so glaublich ist es, wenn man das Ungeheure ihrer Etablissements und die Größe der ausgeführten Arbeiten sieht. — Und nun noch als Schluß die Anführung zweier Fälle aber fehlgeschlagene und gelungene Unternehmungen. Ein Bekannter von Hrn. Watt, wahrscheinlich durch unrichtige Versuche irre geleitet, opferte achtzigtausend Pf. Sterl. für die Einrichtungen und Prozeduren, auf eine neue Art Potasche zu machen, auf, und sitzt, da es ihm nicht gelang, und er zu der obigen Summe noch fremdes Geld verwendete, im Gefängniß. — Hr. Arkwright hingegen, der Sohn des bekannten Erfinders der Spinnmaschinen, der ein armer Barbier war, genießt nun als Besitzer und Antheilhaber der größten und besten Spinnereien Englands ein jährliches Einkommen von hunderttausend Pfund Sterling oder einer Million Gulden.

Unter so vielen aussergewöhnlichen und nützlichen Einrichtungen und Werkzeugen, welche die Manufaktur des Hrn. Gott zieren, bemerkte ich auch noch die auf dem festen Lande wahrscheinlich noch wenig bekannte, aber wegen ihrer fast ins Unendliche zu vermehrenden Kraft äußerst merkwürdige hydraulische Presse, deren Erfinder ein sehr berühmter Mechaniker in London, Hr. Bramah ist, welchem man auch eine besondere und wirksame Gattung Feuerspritzen zu verdanken hat. Das Prinzip dieser Presse beruht auf dem sogenannten hydrostatischen Paradox, und wenn man die Maschine und die Einfachheit der dabei in Ausführung gebrachten Idee sieht, so geht es einem, wie den Spaniern mit des Columbus Ei: man wundert sich, daß, die Sache nicht schon längst erfunden worden, da man etwas Aehnliches in der Physik, nämlich den hydrostatischen Blasebalg, schon früher kannte, als diese Maschine, die in den Neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts erfunden wurde.

Gerade wie bei dem hydrostatischen Blasebalg, drückt diese Presse auch von unten nach oben, und ihre Hauptbestandteile sind zwei sehr starke, mit Kolben versehene und mit Wasser angefüllte Zylinder oder Pumpen von sehr ungleichem Durchmesser, wo durch die Einspritzung des Wassers aus der kleinern Pumpe, an deren Kolbenstange ein verhältnißmäßig langer Hebel angebracht ist, der Kolben in der größern, der gegen den zusammenzupressenden Gegenstand wirkt, hinaufgedrückt wird, und zwar mit einer Kraft, die um so viel größer ist, als das Quadrat des Durchmessers der kleinen Pumpe im Quadrat des Durchmessers der großen Pumpe enthalten ist, multiplizirt mit der Länge des Hebels an der kleinen Pumpe und der daran verwendeten Kraft; so daß zum Beispiel, wenn der Durchmesser der größern Pumpe = ein Zoll, der Durchmesser der kleinern Pumpe = ein Viertelzoll, die Länge des Hebels fünfzehn Zoll, und die Entfernung vom Mittelpunkt der Bewegung zum Punkt der Kraft zwei Zoll ist, und am Ende des Hebels ein Mann mit einet Kraftäußerung von nur fünfzig Pfund denselben niederdrückt, so wirkt der aufsteigende Kolben der großen Pumpe mit einer Kraft gegen den hier zu pressenden Gegenstand von 6000 Pfund oder 60 Zentner. Da in dieser Berechnung alle Verhältnisse nur klein angenommen sind, und leicht verzehnfacht werden könnten, so ist leicht einzusehen, wie weit man in Vermehrung der Kraft bei dieser Maschine gehen kann, die noch den groen Vortheil darbietet, daß die Reibung, die nur an der Circumferenz der Kolben statt hat, ohne Vergleich geringer ist, als die der Schraube, welche fast ohne Ausnahme als mechanische Potenz bei der Konstruktion von Pressen angewandt wird.