20. August 1815. - Ankunft in Calais – Einschiffung nach Dover – über Canterbury und Rochester nach London. 22. August. - Diverse Geschäftsbesuche – Stadt- und Museumsbesichtigung ... Reise nach Birmingham 27.08.

Da wir Tag und Nacht fuhren, so langten wir am 19. Morgens in Amiens, am 20. in Boulogne und um zehn Uhr gleichen Vormittags in Calais an, in dessen Nähe sich in dem Dörfchen Huit-mille (so wurde mir die Ortographie dieses Namens angegeben) das steinerne Grabmal des unglücklichen Luftschiffers Pilatre du Rozier und seiner Gefährten, dicht an der Landstraße wo sie herunterfielen, befindet.

Aller frühern Unannehmlichkeiten wegen der Pässe ungeachtet, mußten wir noch in Calais drei Franken fünfzig Centimen für die Einschiffungs-Erlaubniß bezahlen. Die Einschiffung selbst fand Nachmittags um drei Uhr auf dem Paketboot Espérance, Capitain Benoit, statt. Es mochten fünfzig Passagier) darauf sein, worunter viele Frauenzimmer. Der Wind war ganz ungünstig, wurde gegen Abend heftig, und die See, ging sehr hohl. Dieses und das häufige Virement der Segel, wodurch das Schiff ein entgegengesetztes Schwanken annahm, machte die Seekrankheit in kurzer Zeit fast allgemein. Der Ekel erregte sie auch bald in mir. Ich legte mich (wegen des Regens) mit einem Stück nassen Segeltuchs, das mir meine Unglücksgefährten von Zeit zu Zeit entrissen, kümmerlich bedeckt, auf das Verdeck, von dem ich erst wieder aufstand, als wir am 21. Morgens um drei Uhr, nach einer zwölfstündigen Ueberfahrt, bei Dower ans Land stiegen.


Am 21. August, nach Verfluß von zwanzig Jahren, betrat ich also wieder englischen Grund und Boden! Auch diesmal wieder unter guten Vorbedeutungen: Hoffnung hieß das Schiff, das mich hinbrachte, und Gesegneter (Benoit) war der Name seines Führers. — Mein angelegenstes Geschäft war, als ich in das Paris-Hotel (englischer Name des Wirthshauses) eintrat, mich wieder an englischem Bier zu erlaben, dem noch ein Thee folgen mußte, um mich dann wieder gesund zu schlafen, welches, diese beiden Arzeneimittel vollkommen bewirkten.

Da Sonntags den 21. Nachmittags die Reise weiter nach London fortgesetzt werden sollte, so mußten die Koffer zuerst visitirt werden; dies hatte einige Schwierigkeit, da man an diesem Tage in England;nicht gern ein Geschäft vornimmt. Sie wurde aber durch Erlegung von vier Schillingen an den Zollbeamten beseitigt, und um fünf Uhr Abends fuhren wir in einer Postkutsche, die in Hinsicht ihrer Eleganz und Bauart keinem Gesandten Unehre gemacht haben würde, über Canterbury und Rochester nach London ab, wo wir am 22. Morgens um fünf Uhr in Woodstreet-Cheapside anlangten. Wir hatten diesen Weg von zweiundsiebenzig englischen Meilen in zehn Stunden zurückgelegt und uns unterwegs noch volle zwei Stunden an verschiedenen Orten aufgehalten. Man muß die Schönheit und die Schnelligkeit der Pferde sehen, um einen Begriff davon zu haben (sechzig Guineen und darüber sind aber auch der gewöhnliche Preis für das Stück); noch mehr aber die Schönheit des Landes und der Städte und Dörfer von Dower bis London. Einen solchen Anschein von Wohlstand und Reichthum wird man sonst nirgends gewahr, und es ist kein Wunder, daß die Franzosen darüber eifersüchtig waren, denn der Abstand zwischen diesem und jenem Lande ist zu auffallend.

Die sorgfältige, gartenähnliche Anlage der ausgedehntesten Hopfenfelder, und die herrlichen Schaftriften, wo für die Gesundheit und Bequemlichkeit dieser Thiere auf alle Art gesorgt ist, zeigen, wie sehr die Engländer auf Alles Bedacht nehmen, was zur Steigerung und Vervollkommnung irgend eines Gegenstandes führen kann.

Ungeachtet zwanzigjähriger Abwesenheit, fand ich mich in London doch gut zurecht. Daß sich Vieles verschönert habe, kann ich nicht sagen, und in Hinsicht auf Waaren und Laden bemerkte ich eben so wenig Verbesserung. Nur ist Alles ungeheuer theuer geworden, und Manches, worunter auch die ersten Lebensbedürfnisse, von zwanzig zu fünfzig Prozent gestiegen. Den eigentlichen Grund dieser Theurung konnte ich bis jetzt noch nicht erfahren; vielleicht wollte man mir ihn nicht sagen. Indessen mag die Wirkung des Napoleonischen Interdikts mittelbar, und das gänzliche Verschwinden des ehemals so häufigen Goldes, an dessen Stelle nur Papier getreten ist, auch unmittelbar dazu beigetragen haben. Den Druck der Zeiten auf den Handel und die Manufakturen fühlten auch die Engländer, nach ihrer eigenen Aussage, stark; nun aber hoffen sie, daß es bald besser gehen werde.

Da ich nichts Notwendigeres zu thun hatte, als meine Empfehlungen abzugeben und die Bekanntschaft mit Herrn Y. B. Banker of London zu erneuern, so hatte ich schon Anlaß, ziemlich in London herumzukommen und Laden ausfindig zu machen, wo ich mir Einiges anzukaufen wünschte. Mit einem Besuche, den wir Abends noch von Herrn Schenk in unserer Wohnung erhielten, und der Absendung eines Briefes nach Hause, schloß sich dieser Tag, an dem ich über Verschiedenes, was ich gern gewußt hätte, Aufschluß erhalten hatte, worunter ich besonders die Preise des Gußstahls, franco London zu 1 Schilling bis 1 Schilling 8 Pence, und den Umstand rechne, daß in ganz England nicht mehr als drei Gußstahl-Manufakturen sein sollen, und die Verfertigung desselben immer noch als ein Geheimniß behandelt werde. Die so äußerst sinnreiche und für die Wirthe ungemein vortheilhafte Einrichtung, die Getränke mittelst einer kleinen Pumpe durch einen einzigen Druck aus dem Keller zu heben und das Glas augenblicklich zu füllen, hatte ich Gelegenheit genau kennen zu lernen und eine Zeichnung davon zu nehmen.

Am 23. Vormittags, nachdem ich mehrere Laden besucht, hatte ich eine lange und interessante Unterredung mit einem berühmten Büchsenmacher von London, Herrn Morris in Ludgate-Hile, worin er in Beziehung auf die Eigenschaften eines gezogenen Gewehrs den Grundsatz, als auf Erfahrung beruhend, aufstellte: daß immer ein Umgang in der ganzen Länge des Gewehrs den richtigsten Schuß gewähre. Die neue Methode der Abfeuerung mit Muriatique oxigenée verwarf er gänzlich, weil, wie er sagte, das Corrosiv dieses Pulvers die Gewehre auch inwendig angreife und sie in Kurzem unbrauchbar mache. Er verkauft sehr starkes und zartes, aber weder gleichförmig großes noch rundes Schiefspulver. Ich verabredete mit ihm, dasselbe gegen Berner-Pulver zu probiren, das ich nach England gebracht hatte; denn er wollte mir nicht gelten lassen, daß die schöne Rundung und Gleichförmigkeit der Körner zur Güte etwas beitrügen, sondern daß sich im Gegentheil das Pulver mit eckigen und spitzigen Körnern, wegen der mehrfachen Berührungspunkte, schneller überall entzünde. Weil dieses Raisonnement etwas weit hergeholt zu sein scheint, so stehe es nur als Beweis da, daß sich für Alles etwas sagen läßt.

Von Herrn Morris weg ging ich mit Ringk nach dem brittischen Museum zu Hrn. Planta, den ich glücklicherweise dort antraf, da er sonst während des Sommers auf dem Lande wohnt. Ich theilte ihm den Brief von Herrn Professor Müller an mich mit, und erkundigte mich nach Boone. Von diesem konnte er mir keine Nachricht geben, versprach aber Erkundigung einzuziehen. An dem Schicksal des edeln, m seinen Schriften nun fortlebenden Johannes von Müller nahm er den lebhaftesten Antheil, und äusserte sich, es werde in Kurzem seine Weltgeschichte ins Englische übersetzt werden.

Herr Planta hatte die Güte, auf mein Ansuchen das Museum öffnen zu lassen. Doch nur einige Beschreibung davon zu geben, erlaubt der Raum hier nicht; nur bemerke ich, daß es seit zwanzig Jahren eine ganz andere und weit vortheilhaftere Gestalt gewonnen. Viel alter Kram ist herausgeschafft, Alles besser und systematisch geordnet, ein schönes Mineralienkabinet von meistens ausgesuchten Exemplaren, mit Hauy’s und Werners Benennungen, hinzugekommen, und was von antiken Büsten, Basreliefs und Figuren vorhanden ist, in schönen Sälen aufgestellt. Die größten Merkwürdigkeiten in antiquarischer Hinsicht sind unstreitig die in Egypten und dann in Herculanum ausgegrabenen und gefundenen Sachen, worunter die so berühmte Isistafel mich am meisten anzog. Es ist, so viel ich weiß, das einzig vorhandene Denkmal, auf welchem der gleiche Gegenstand in der Hieroglyphen-, koptischen und griechischen Sprache ausgedrückt ist.

Von dem Museum weg besuchte ich die berühmteste Bleistiftfabrik in London, von Brokman et Langdon, Great-Russel-Street, Bloomsburg-Square, nachdem ich schon vorher in einer andern, bei J. Middleton et Comp. in Shoc-Lane, Fleet-Street, Bekanntschaft gemacht hatte, der etwas wohlfeiler arbeitet. Da ich an beiden Orten Gelegenheit hattte, der Verfertigung der Bleistifte zuzusehen, so oberzeugte ich mich, daß ihre vorzügliche Güte einzig und allein auf der Güte des nur in Cornwallis so vorkommenden Minerals und dessen sorgfältiger Aussonderung, hinsichtlich größerer oder minderer Härte, beruht.

Ein Weg von mehrern Meilen brachte mich zu den Herren Bouvie et Antrobus, und von dort zu Herrn Huber in Green-Street, Grosvenor-Square, den ich vor seiner Abreise noch gern gesehen hätte. Die Hoffnung, ihn und seine würdige Gemahlin in der Schweiz zu begrüßen, verminderte einigermaßen das unangenehme Gefühl, den Umgang dieses Herrn entbehren zu müssen, der für mich in England so interessant und nützlich hätte werden können.

Um sechs Uhr Abends fand ich mich bei Herrn Yates Brown, Manchester-Street, Manchester-Square, ein, um erhaltener Einladung gemäß mit ihm zu Mittag zu speisen. Ich wurde von ihm und seiner Frau mit der Freundschaft aufgenommen, die in England guten Bekannten zu Theil wird, und wovon ich noch mehr Beweise erhalten sollte. Die in dem Hause herrschende Pracht läßt auf den Reichthum seines Besitzers schließen. Das Besuchzimmer hatte nebst den Sesseln noch eine Gattung niedriger Sophas nach morgenländischer Art, Alles mit kostbar gesticktem Tafft überzogen, und alle Meubles vom ausgesuchtesten geflammten Acajou oder Mahagony.

Der gegen den Garten gehende Erker hatte gothische Fenster mit Glasmalerei. Die Kostbarkeit der Tischgeräthschaften von Silber und Kristall entsprach dem Uebrigen, vorzüglich aber die Weine, worunter, der Madeira sich ganz besonders auszeichnete.

Nach dem Essen und während des Theetrinkens, welches ungefähr um zehn Uhr statt hatte, zeigte mir Herr Brown mehrere Prachtwerke seiner kostbaren Bibliothek, und als Seltenheit ein Exemplar der berühmten, verloren gewesenen - kürzlich aber durch Zufall entdeckten und in Folge der den Engländern inwohnenden Eigenheiten nur zu fünfzig Stück abgedruckten One hundred merry tales of Shakespeare, oder Einhundert lustige Erzählungen von Shakespeare. Bei Durchblätterung derselben fiel es mir auf, gleich die drei oder vier ersten Geschichtchen zu kennen, und ich erinnerte mich, sie schon als Knabe einem sehr alten deutschen Buche, von einem gewissen Hofmann gedruckt, mit des Aesops Fabeln zusammengebunden und das Ganze mit Holzschnitten geziert, gelesen zu haben. Es wäre für den Philologen vielleicht nicht unwichtig zu wissen, ob der englischen oder der deutschen Edition das Recht der Priorität zukäme.

Beim Weggehen hatte Herr Brown noch die Güte, mich für den folgenden Tag auf sein Comptoir einzuladen, um mich mit Empfehlungsbriefen zu versehen, die mir auf meiner vorhabenden Reise nach dem Norden von England nützlich sein würden.

Am 24. Morgens war mein erstes Geschäft, wegen Visirung meines Passes nach dem Alien Office, Crown-Street, Westminter, zugehen. Hier, wie überall, bemerkte ich eine weit größere Höflichkeit gegen Fremde, als vor zwanzig Jahren, besonders auch in Zurechtweisung derselben bei verfehltem oder unbekanntem Weg.

Da ein äußerst heftiger, den ganzen Tag ununterbrochen anhaltender Regen mir keine weitern Excursionen erlaubte, so beschränkte ich mich auf die Abholung der Empfehlungsbriefe bei Herrn Brown et Siordet; besuchte den berühmten Optiker Dollond, den Werkzeug- und Stahlhändler Fenn in Newgate-Street, und den Messerschmied Stammers im Strand, welcher stählerne Dessertmesser auf beiden Seiten mit Silber plattirt verfertigt, wodurch sie eine feine, dauerhafte Schneide erhalten, ohne daß die Klingen anlaufen oder rosten.

Als Episode und Schlußgeschichte dieses Tages gehört noch die Erzählung eines Unfalls hierher, der einen jungen Menschen von Boulogne-sur-mer betroffen, welcher sich unbekannten Personen anvertraut hatte, uns so in den ersten Stunden seiner Anwesenheit in London aller seiner Habe bis auf den letzten Sol, mit Ausnahme der Kleider, die er auf dem Leibe trug, beraubt worden war, und dem ich, da er durchaus kein Englisch verstand, als Dollmetscher in so weit behilflich sein konnte, dafs er an einem Orte (White-Bear, Picadilly) bleiben kann, bis er von Hause aus wieder mit dem Nöthigen versehen sein wird. Mangel an Zeit gestattet aber die Erzählung dieser etwas weitläufigen Geschichte jetzt nicht, die indessen zur Belehrung ihren Platz noch irgendwo finden soll.

Am 25. Vormittags, in der Voraussetzung, des Abends mit einer der zahlreichen Postkutschen, die täglich nach Birmingham abgehen, verreisen zu können, besorgte ich noch einige kleine Geschäfte bei Dollaod, mit dem ich mich unter Anderm auch über die Spiegel, Cornpositionen von Short und Herschel, und über das verschiedene Strahlenbrechungsvermögen des Crown-und Flint-Glases unterhielt. Er war oder schien wenigstens mit mir gleicher Meinung zu sein, daß Eisen statt Kupfer substituirt, unter übrigens zweckmäßiger Leitung des Schmelzprozesses, dem Reflektor großem Glanz und weißere Farbe verleihen müsse, da bekanntlich Zinn mit Eisen sich eben so gut verbinden läßt, als mit Kupfer, und der Arsenik bei dieser Mischung gänzlich weggelassen werden kann.

Um zwei Uhr Nachmittags holte uns Herr S., der meinem Reisegefährten und mir während unsers Hierseins viel Beweise von Freundschaft gegeben hatte, in unserer Wohnung ab, um mit ihm at tht Queens-Arms, Cheapside, zu Mittag zu speisen. Vorher hatte er noch die Gefälligkeit, mit mir an fünf verschiedene Orte, wo Postkutschen nach Birmingham abfahren, hinzugehen, um einen Platz zu bestellen; allein es war überall schon Alles besetzt, und so ließ ich mich, gegen Erlegung von zwei Pfund Sterling, zur Abfahrt auf den folgenden Tag Abends um vier Uhr einschreiben.

Im Vorbeigehen bei einem Tiegelhändler, J. Tringham No. 3. Cary-Lane, Foster-Lane, Cheapside, in dessen Laden ich eintrat, war es mir eine eigene Genugtuung, zu finden, daß die englischen schwarzen Tiegel hinsichtlich ihres Verhältnisses von Capacität zu Höhe, Weite und Dicke mit den meinigen, deren von mir ausgemittelte Form von der deutschen ganz abweicht, vollkommen übereinstimmten. Den Preis dieser Tiegel fand ich sehr hoch, nämlich zwei Pence per Mark, oder ungefähr zweiunddreißig Kreuzer unsers Geldes für einen sechsmarkigen Tiegel, den wir mit fünfzehn Kreuzer bezahlen.

Nach dem Essen gingen wir nach dem Strand, um bei Herrn Berola, Uhrmacher, einzusprechen, dessen Bekanntschaft ich gern gemacht hätte; er war aber nicht zu Hause. Einem nebenan wohnenden Messerschmied gab ich zwei Rasirmesser von Kym in Berlingen, die er mir aus meinem Stahl gemacht, welchen ich damals (vor neun Jahren nämlich) nur noch in ganz kleinen Quantitäten verfertigte, zum Schleifen und Poliren, mit dem Ersuchen, die Arbeit selbst zu besorgen, um mir seine Meinung Über die Güte der Messer und des Stahls mittheilen zu können.

Den gleichen Abend machte ich noch die Entdeckung einer bedeutenden Drehstuhl- und Werkzeugmanufaktur in Cockspur-Street No. 10 Charing-Cross, deren Eigenthümer Deutsche, Holzapfel und Deyerlein, sind. - Herr Holzapfel war sehr gefällig; er zeigte mir seinen Vorrath von Drehstühlen, wovon der geringste dreißig und der schönste, mit Bassetwerk und Guillochirmaschine versehene, zweihundert und fünfzig Guineen kostet. Nebst dem, daß ich Gelegenheit hatte, die Schönheit der daran befindlichen Arbeit zu bewundern, sah ich noch zwei eben so einfache als sinnreiche, ganz neue Einrichtungen, um mit größter Leichtigkeit Schraubengewinde oder hohle Sachen zu drehen, deren nähere Erläuterung aber eine Zeichnung nothwendig macht, die ich den Noten darüber beifügen werde.

Die Gasbeleuchtung von Pall-Mall zusehen, war es noch, zu früh; und nur um künftighin den Ort zu wissen, gingen wir noch bei der großen Geschirr-Niederlage von Wedgwootl, near St. James-Square, vorbei, und dann nach Hause, wo uns Herr S. beim Thee, nach englischer Art, bis Abends zehn Uhr Gesellschaft leistete.

Den 27. Morgens, nachdem ich schon früh einen vergeblichen Gang nach Snow-Hill gethan hatte, um eine dort sein sollende Hausbraumaschine in Augenschein zu nehmen, die nun aber nebst ihrem Erfinder in Picadilly ist, begab ich mich zu Herrn Berola und brachte den mit nach London genommenen gewalzten Stahl für Uhrenfedern mit. Er gefiel ihm außerordentlich; und nachdem wir vorher die Berlinger Rasirmesser, über welche Herr Stammers ein sehr günstiges Urtheil fällte, abgeholt hatten, gingen wir zu dem Uhrenfedernmacher Berolas hin, um ihm den gewalzten Stahl ebenfalls zu zeigen. Er hatte zuerst, wie die meisten Engländer gegen alles Ausländische, ein Vorurtheil dagegen; da ich ihn aber auf die Vorzüge des Stahls, so wie hinwieder auf die mühsame, ja man möchte fast sagen einfältige Art, wie man in England die Uhrenfedern verfertigt, aufmerksam machte, indem man selbige von Hand aus dünnem Gußstahldrath, der im Ankauf sechs Schillinge und acht Pence kostet, herausschneidet, und zwar so, daß jede Feder einer sechs- bis sieben-maligen Glühung bedarf, ehe sie dünn genug ist: so fing er doch an eine bessere Meinung davon zu bekommen, und gewann zuletzt so viel Interesse daran, daß er Herrn Berola versprach, noch den gleichen Tag Federn von diesem gewalzten Stahl in Arbeit zu nehmen.

Auf dem Heimwege sprach ich noch bei dem Uhrmacherwerkzeughändler Fenn in Newgate-Street ein, der an den vorgezeigten gewalzten Stahl blättern für Uhrenfedern ebenfalls großes Wohlgefallen hatte, und gestand, daß sie dergleichen in England nicht haben. Auch ist der verhältnißmäßig außerordentlich hohe Preis der Sackuhrenfedern ein Beweis, wie mühsam ihre Verfertigung daselbst ist, indem eine einzige Feder beinahe so viel kostet, als in Locle oder Fleurier ein Dutzend von gleicher Qualität, nämlich eine halbe Krone.— Da ich um vier Uhr in At the swan wih two necks Inn (Name des Wirthshauses) sein mußte, wo die Kutsche nach Birmingham abfährt, so blieb mir nur noch Zeit zum Mittagessen und Einpacken der nöthigsten Sachen übrig. Herr Ringk und Herr S. waren so gut, mich an Ort und Stelle zu begleiten, und ich empfahl Letzteren meinen Freund noch bestens während meiner Abwesenheit.

Meine Reisegefährten in der innern Kutsche (die äußere oder der Deckel war schon mit neun Personen geziert) waren: ein Schriftgießer von London, ein Apotheker von daher, und ein Gentleman-Farmer (Pächter oder Landwirth) aus der Gegend von York, der ungeachtet des feinen Tuchs an seinem Rock und seines mit Silber beschlagenen Meerrohrs, jedesmal, wenn es erforderlich war, die Nase ganz unbefangen mit den Fingern in die Kutsche schneuzte, ehe er den Ueberrest mit dem Schnupftuche nachholte. Daß diese Unanständigkeit von einem dem Ansehen nach nicht gemeinen Bauer geschah, wunderte mich, mehr aber noch, daß sie Niemand rügte. — Da ich mich, was der Gesellschaft zu gefallen schien, in ihre Unterhaltung mischte wurde ich aus Dankbarkeit von dem Schriftgiesser mit einer Erzählung von dem Alterthuin St. Albans, durch welches wir fuhren, bewirthet, und daß die Häuser schon zu Julius Cäsärs Zeiten gestanden hätten; welches Alter ich denselben, nach ihrer Gebrechlichkeit zu urtheilen, nicht streitig machen wollte.