4. September. Gegen fünf Uhr neues Gebrause.

4. September. Gegen fünf Uhr neues Gebrause. Das Schiff setzt sich in Bewegung. Ehe ich noch aufs Verdeck kam, war Erdöd bereits passiert. (Ueber Nacht waren wir bei Apatin stille gelegen.) Ein Graf Seczen mit seiner liebenswürdigen Gemahlin. Beide sprechen recht gut. Die Gesellschaft wird immer kleiner. Der Kapitän und der ältere Holländer, sowie der jüngere der beiden Engländer vortreffliche Leute. Ich selbst kann über dem Gestrampfe und Gebrause nicht viel Vernünftiges denken. Um so besser vielleicht. Diät ist nicht bloß dem Körper vorteilhaft. Die Gegend wird wieder unbedeutend. Nicht übel bei Illok u.s.w. Schön gelegen Peterwardein, besonders von ferne nimmt sich die Festung gut aus. Karlowitz schön. Von da an aber bis Semlin beide Ufer niederträchtig.

Die Gegend steckt die Gesellschaft an, man langweilt sich. Eine hübsche Frau aus Neusatz war noch das letzte gewesen, auch sie hat sich entfernt. Zwei Minister des abgesetzten Michael Milosch sind zu Peterwardein an Bord gekommen. Der eine, ganz europäisch gekleidet, saß bei Tische neben mir. Er gefiel mir ausnehmend, so verständig und mild waren seine Aeußerungen. NB. Ich wußte damals noch nicht, wer er war. Das Wetter, das vormittags leidlich gewesen war, wird gegen Abend stürmisch und kalt.


Endlich zeigen sich Berge im Hintergrunde, Belgrad wird sichtbar auf einem sanft verlaufenden Hügel. Macht ganz den Eindruck einer Festung. Semlin scheint ein armseliges Nest. Konnte es nicht besehen, da ich den kommandierenden General Ungerhoffer aufsuchen mußte, um Nachrichten von meinem Reisegefährten einzuziehen. Auch hier weiß man nichts Bestimmtes von ihm. Was man weiß, reicht hin, meine Hoffnung auf seine Begleitung zu zerstören. Der Kapitän beschließt, die Nacht durchzufahren. Kann daher Belgrad nicht besehen, wie meine Absicht war. Eine Kajüte wird mir auch heute eingeräumt.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Tagebuch auf der Reise nach Griechenland. 1843