28. September. Der Wind war schon bei der Abfahrt ...

28. September. Der Wind war schon bei der Abfahrt ziemlich stark, Sirokko, also gerade unserer Richtung entgegen. Wir fuhren der trojanischen Küste entlang, die hier bloß den Anblick einer felsigen Hügelreihe darbietet. Ungefähr Tenedos gegenüber der Berg Ida, den wir gestern, von Wolken gehindert, nicht sehen konnten. Gleich wie wir aus den Dardanellen hinauskamen, wurde der Wind immer stärker und stärker und wuchs bis zum wirklichen Sturm, um so widriger, da er uns gerade entgegen blies. Das Meer ging sehr hoch und wurde mir immer lästiger. Ich suchte des Eindrucks auf jede Art Meister zu werden. Stellte mir das Ganze als ein erhabenes Schauspiel vor, das es wirklich war. Fixierte Punkte an der Küste, um mir das Auf- und Abklettern des Schiffes die Wellen hinauf und herab zu maskieren. Eine Weile half es, aber nicht lange, besonders wohl wegen der Anstrengungen der verflossenen drei Tage, der durchwachten Nacht, und weil ich desselben Tages außer einer Tasse Kaffee nichts genossen ... Da der zum eigentlichen Sturm gewordene Wind jede aufrechte Stellung unmöglich machte, und es dunkel geworden war, legte ich mich zu Bette. Vor Erschöpfung schlief ich bald ein, wachte aber bald von der ungeheuer verstärkten Bewegung wieder auf. Kopf und Füße gingen wie die Schalen einer außer Gleichgewicht gebrachten Wage ... ich schlief nach ein paar peinlichen Stunden wieder ein. Gegen Morgen waren wir schon im Eingange des Golfs von Smyrna, die See ward ruhiger. Ich konnte frühstücken und fühlte die Wohlthat der nötigen, so oft mißbrauchten Stärkung. Gegen zehn Uhr morgens Ankunft in Smyrna. Die Stadt liegt im Hintergrunde einer Felsenbucht, die leider zu kahl ist, um schön genannt zu werden. Aber was käme einem schön vor in solcher körperlichen Verstimmung, Steigen in der Pension du Levant aus, wo wir die Gräfin Hahn vorfinden. Besehen uns den Bazar, steigen aufs alte Schloß, dessen Aussicht zu genießen uns der immer steigende Sturm hindert. Kamele, die zuerst in den Dardanellen vorgekommen, durchziehen in langen Reihen die Straßen. Die Stadt besteht aus ziemlich schlechten Häusern, keine einzige bedeutende Moschee. Besuchen den östreichischen Generalkonsul, der weniger Freude äußerte, als ich aus der alten Verbindung unserer Familie erwartet. Essen der Gräfin Hahn zuliebe, die ich bisher ziemlich vernachlässigt, schon um vier Uhr zu Mittag. Angenehme Unterhaltung. Schenke ihr ein paar klassische Baumblätter, die ich von Ilion mitgebracht, was sie zu freuen schien. Indes war auch das französische Dampfboot angekommen, das uns morgen weiter bringen soll. Nach Tische nehmen wir Abschied von der Gräfin und ihrem Begleiter, die nach Beirut gehen, setzen uns am Meeresstrand in ein griechisches Kaffeehaus, und schlendern dann bis abends in den Straßen umher, wo wir Gelegenheit hatten, die beste Meinung von der Wohlgestalt der smyrnaischen Damen zu fassen. Früh zu Bette.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Tagebuch auf der Reise nach Griechenland. 1843