27. September. Frühmorgens auf und die Umgebungen ...

27. September. Frühmorgens auf und die Umgebungen von Bunarbaschi besehen. Der Hügel, auf dem es liegt, fällt nach rückwärts ab. Ist von allen Seiten zu umlaufen, so daß auch dieses Zeichen des homerischen Ilions eintrifft. Einen Grabhügel von aufgehäuften Steinen bestiegen, der Meinung und wohl auch der Wahrheit nach jenen des Hektor, Von hier aus hat man die beste Ansicht des trojanischen Feldes. Ringsum steinigte Hügel. Rechts im Thal die Quellen des Skamander. Weiter drüben, durch Bäume bezeichnet, der Lauf des Simois. Vor sich die Ebene, wie zum Schlachtfeld geschaffen, von beiden Seiten durch Hügelreihen eingeschlossen. Rechts die Anhöhen, auf denen das Ilium recens lag, und die wohl die Kallikolone Homers sind, links der Höhenzug längs des Aegeischen Meeres, der mit dem Kap Sigeum und dem Grabhügel des Achill schließt. Längs dieses Höhenzuges mehrere Grabhügel in der Reihe. Die Ebene selbst wellenförmig durch Bewegungen des Bodens unterbrochen und mit Bäumen besetzt. Ueberhaupt die Gegend schön, und, wie es scheint, gut bebaut. Von da wieder zu Pferde und in der Richtung von Alexandria Troas weiter. Der Weg ansteigend, mit Gesträuch und halbwüchsigen Bäumen besetzt. In Keilli Mittag gehalten (den vorigen Tag in It-Ghelmes). Kommen endlich bei den Ruinen von Alexandria Troas an. Zwei der ungeheuersten Säulen, die es irgend gibt, am Boden liegend, fünfunddreißig Schuh lang und gegen sechs Fuß im Durchmesser. Trümmer eines andern Prachtgebäudes mit den ungeheuersten Bogen und den größten Bausteinen, die ich jemals gesehen. Aehnliche Konstruktionen und Bogentrümmer überall zerstreut. Schon am Morgen hatte sich heftiger Sturm aus Süden gezeigt, er nahm immer mehr zu. Unser Plan war, ans Meer hinabzusteigen, nach Tenedos überzufahren und dort morgen das Dampfboot zu erwarten. Die Ausführung zeigte sich aber unmöglich. Kein Schiffer wagte, uns überzuführen. Wir ließen Feuer anzünden, das gewohnte Zeichen für die Barken von Tenedos, herüberzukommen, aber keine kam. Der Abend brach ein, und es blieb nichts übrig, wenn wir anders das Dampfboot des Lloyd nicht versäumen wollten, als in der Nacht den ganzen Weg nach den Dardanellen wieder zurückzumachen. Nach einem ermüdenden Marsche zu dem nächsten türkischen Dorfe, wo wir in dem Kaffeehause mit Vertreibung aller übrigen Kunden uns etwas erfrischten, setzte sich mit einbrechender Nacht die Gesellschaft wieder zu Pferde. Ich, der ich von dem zweitägigen Ritte ohnehin erschöpft war, legte mich auf einen mit Ochsen bespannten Karren ( Araba), und so ging der Zug durch die ganze Länge der Ebene von Troja, leider bei finsterer Nacht, nur von den ungemein glänzenden Sternen beleuchtet und durch den Gesang der Grillen belebt, deren Zirpen hier wirklich dem Gesange der Vögel nahe kommt. Auch Glühwürmer kamen hier häufig vor. So erreichten wir in der Morgendämmerung Kum Kale, nachdem kurz vorher mein Ochsenkarren mich beinahe in einen Abgrund hinabgeworfen hatte. In Kum Kale eine Tasse Kaffee genommen und eine Segelbarke bestiegen, die uns in dem heftigen Winde eine halbe Stunde vor Ankunft des Dampfbootes in die Dardanellen zurückbrachte. Weiß, der uns nach Smyrna begleiten wollte, findet sein Urlaubsgesuch von dem Internuntius abweislich beschieden; wir trennen uns daher und besteigen allein das östreichische Dampfboot.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Tagebuch auf der Reise nach Griechenland. 1843