10. Oktober. Spät aufgestanden. Vormittags war vieles ...

10. Oktober. Spät aufgestanden. Vormittags war vieles für unsere morgige Abreise zu besorgen. Hierauf gingen wir vom Hafen aus längs des Meeres hin, wurden aber bald von der Zwölfuhrglocke zurückgerufen, da man hier um diese Stunde zu Mittag speist. Bald nach Tische mieteten wir eine Barke und ließen uns ins Innerste des Hafens führen, wo wir uns entkleideten und trotz des starken Südwindes ein Seebad nahmen. Hierauf wieder auf unsern geliebten Windmühlenhügel. Die Inseln waren aber mit Wolken bedeckt, und die Sonne geht schon um halb sechs Uhr unter. Die gestern belebte Abendkonversation mit hiesigen jungen Handelsleuten, worunter einer, der deutsch spricht (der deutsche Musiklehrer war heute nicht zugegen), wollte sich jedoch nicht geben, und ich sitze gegenwärtig um halb neun Uhr schon in unserer Schlafkammer und kritzle diese Zeilen, da mir der griechische Lärm auf dem Vorhause nicht erlaubt, an Schlaf zu denken.

Im ganzen gefällt mir Syra sehr wohl, glaube aber, was mir die jungen Italiener an der Wirtstafel sagen, daß man nach drei Monaten Aufenthalt Lust zum Aufhängen bekomme. Dürre und Sterilität im höchsten Grade. Die männlichen Einwohner bloß mit ihrem Handel beschäftigt, die Weiber der bessern Stände, halb orientalisch, meistens zu Hause. Man müßte hier, wie wir im Lazarett thaten, zur Lektüre von Chalybäus' Darstellung der neuesten deutschen Philosophie seine Zuflucht nehmen. Die Aridität lädt kongenial dazu ein.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Tagebuch auf der Reise nach Griechenland. 1843