1. September. Finde mich gar nicht wohl.

1. September. Finde mich gar nicht wohl. Schlecht geschlafen ... Will heute das kalte Bad versuchen, das mir in ähnlichen Fällen schon gute Dienste geleistet. Wenn es nicht viel schlimmer wird, reise ich übermorgen doch weiter. Bis Semlin kann ich überall im Notfall zurückbleiben und krank sein nach Herzenslust. Weiter hinaus wäre es freilich nicht mehr thunlich.

War in der Schwimmschule ... War im Ofner Museum; einen Litterator Frankenstein kennen gelernt. Acceptabler Mann. Mit ihm bei Stankovics gegessen, oder ich vielmehr gefastet. Trank doch ein paar Glaser starken Wein für den Fall, daß das bekannt schlechte Wasser von Pest etwa an meinem Uebel teil hatte. Die Frau vom Hause scharmantes Weib, hübsch, verständig, eine Wienerin, die schon recht artig ungarisch plappert. Auch der Mann gewinnt bei näherer Bekanntschaft. Nach Tisch der Probe einer ungarischen Dilettantengesellschaft beigewohnt. Alle gut gespielt. Die Sprache im Munde der Weiber häßlich. Bei Männern klingt sie besser, aber grimmig. Die hübsche Auguste Takatsch in ihrer Familie besucht. Noch immer hübsch wie sonst, ihre minder schöne Schwester dürfte ihr aber beinahe vorzuziehen sein. Abends nach Pest zurück. Im Theater die Zauberflöte. Ziemlich schlechte Vorstellung. Die Podhorsky als Pamina kalt, sonst gut, die schlechteste die erste der drei Damen. Alle Tempi zu schnell. Auch dieses Werk kann durch die Aufführung langweilig werden. Neben dem Engländer zu sitzen gekommen, der die Fahrt von Preßburg mit mir gemacht. Scheint ein guter und ist ein gescheiter Mensch. Hat die beste Meinung von Ungarn; ich kaum.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Tagebuch auf der Reise nach Griechenland. 1843