Tafel 001 - Hautrelief aus Elfenbein, die Jungfrau Maria vom h. Nicolaus verehrt darstellend
Aus: Kunstwerke und Gerätschaften des Mittelalters und in der Renaissance
Autor: Herausgeber: C. Becker und J. von Hefner, Erscheinungsjahr: 1852
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Kunstwerke, Kunstgegenstände, Luxusartikel, Kunsthandwerk, Kirchengerät, Mittelalter, Schnitzwerk,
Hautrelief aus Elfenbein, die Jungfrau Maria vom h. Nicolaus verehrt darstellend, mit griechischen Überschriften; mitgeteilt in der Größe des Originals, von C. Becker. Dieses Schnitzwerk befindet sich auf der Vorderseite des Deckels eines Evangelien-Codex, welcher früher der Domkirche zu Würzburg gehörte und bei der Säkularisation des Hochstiftes in den Besitz der Universitär-Bibliothek daselbst übergegangen ist. Dasselbe war früher mit Verzierungen von Silberblech, mit farbigen Steinen geschmückt, umgeben, wovon nur einzelne Spuren vorhanden sind. Auf der Rückseite des Codex hat sich jedoch noch eine 8 ½ " hohe und 5 ½ " breite durchbrochene Silberplatte erhalten, worauf ein segnender Christus, mit der Umschrift: HIESTAS DNI und die Zeichen der vier Evangelisten, umgeben von Byzantinischem Laubwerk, roh graviert sind. Die inneren Seiten der Deckel sind mit einem ursprünglich weißen, jetzt sehr vergilbten Seidenzeug, worin phantastische Tiere eingewirkt sind, wahrscheinlich orientalische Arbeit, überzogen.
Der Codex gehört, der Schrift nach, in das 7. Jahrhundert, mithin in die Epoche der Einführung des Christentums in Franken und ist wahrscheinlich durch den ersten Bischof von Würzburg, den h. Burkard, (741 — 791) aus Rom mitgebracht worden. *) Der jetzige Einband ist nicht mehr der ursprüngliche, sondern dürfte, aller Wahrscheinlichkeit nach, in die Zeit des Bischofs Heinrich I. (995 —1018) fallen, wie es sich aus dem Stil des Schnitzwerks und nach dem gleichmäßigen Einbande eines andern, in der Universitäts-Bibliothek befindlichen Evangelien-Codex schließen lässt, welcher urkundlich von diesem Bischof beschafft worden ist. Der Charakter der Figuren, die feinere Ausführung der Einzelheiten in den Gewändern und in dem durchbrochen gearbeiteten, zierlichen, auf zwei Säulen ruhenden Kuppeldache, wovon leider ein Stück abgebrochen ist, **) bezeichnen das Werk als eine vorzügliche Leistung eines neugriechischen Künstlers der früheren Periode. Einzelne dürftige Spuren zeigen, dass die Heiligenscheine, Säume und Verzierungen an den Gewändern der beiden Figuren vergoldet gewesen sind. Wie diese byzantinische Kunstweise von der griechischen Kirche angenommen worden, beweisen die mechanischen Wiederholungen derartiger Bildwerke bei den Russen.
Ein anderes, von derselben Künstlerhand gefertigtes, noch ausgezeichneteres Schnitzwerk, die Ermordung des Franken-Apostels Kilian und seiner beiden Gehilfen darstellend, welches sich ebenfalls auf dem Deckel eines Codex in der Universitäts-Bibliothek zu Würzburg befindet, wird später mitgeteilt werden.
*) Orgg. Korographie von Würzburg. 8° 1808. Tl. 1. S. 349 u. ff.
**) Waagen, Kunstwerke und Künstler in Deutschland. Leipzig 1843. Teil l. S. 369, verwechselt zum Teil dieses Schnitzwerk mit einem andern, Christus von Maria und Johannes verehrt, darstellend, welches sich auf einer, aus dem Ende des 10. oder Anfang des 11. Jahrhunderts, herrührenden Evangelien-Handschrift befindet.
Der Codex gehört, der Schrift nach, in das 7. Jahrhundert, mithin in die Epoche der Einführung des Christentums in Franken und ist wahrscheinlich durch den ersten Bischof von Würzburg, den h. Burkard, (741 — 791) aus Rom mitgebracht worden. *) Der jetzige Einband ist nicht mehr der ursprüngliche, sondern dürfte, aller Wahrscheinlichkeit nach, in die Zeit des Bischofs Heinrich I. (995 —1018) fallen, wie es sich aus dem Stil des Schnitzwerks und nach dem gleichmäßigen Einbande eines andern, in der Universitäts-Bibliothek befindlichen Evangelien-Codex schließen lässt, welcher urkundlich von diesem Bischof beschafft worden ist. Der Charakter der Figuren, die feinere Ausführung der Einzelheiten in den Gewändern und in dem durchbrochen gearbeiteten, zierlichen, auf zwei Säulen ruhenden Kuppeldache, wovon leider ein Stück abgebrochen ist, **) bezeichnen das Werk als eine vorzügliche Leistung eines neugriechischen Künstlers der früheren Periode. Einzelne dürftige Spuren zeigen, dass die Heiligenscheine, Säume und Verzierungen an den Gewändern der beiden Figuren vergoldet gewesen sind. Wie diese byzantinische Kunstweise von der griechischen Kirche angenommen worden, beweisen die mechanischen Wiederholungen derartiger Bildwerke bei den Russen.
Ein anderes, von derselben Künstlerhand gefertigtes, noch ausgezeichneteres Schnitzwerk, die Ermordung des Franken-Apostels Kilian und seiner beiden Gehilfen darstellend, welches sich ebenfalls auf dem Deckel eines Codex in der Universitäts-Bibliothek zu Würzburg befindet, wird später mitgeteilt werden.
*) Orgg. Korographie von Würzburg. 8° 1808. Tl. 1. S. 349 u. ff.
**) Waagen, Kunstwerke und Künstler in Deutschland. Leipzig 1843. Teil l. S. 369, verwechselt zum Teil dieses Schnitzwerk mit einem andern, Christus von Maria und Johannes verehrt, darstellend, welches sich auf einer, aus dem Ende des 10. oder Anfang des 11. Jahrhunderts, herrührenden Evangelien-Handschrift befindet.