Erste Fortsetzung

Die Höhenangaben von mehreren Punkten des Gebirges sind, wie sie (S. 16 fg.) erwähne haben, ihnen von einem Freund mitgeteilt, dessen Bescheidenheit sie ausdrücklich zur Verschweigung seines Namens verpflichtet hat. Die Verfasser konnten kein Bedenken finden, diese Bestimmungen in ihr Werk aufzunehmen, da äußere sowohl als innere Gründe - für die Richtigkeit derselben sprachen. Jene beruhten auf der vieljährigen Beschäftigung ihres Urhebers mit Messungen dieser Art und mit dem dazu erforderlichen Apparat; und auf der musterhaften Pünktlichkeit, die allen seinen Arbeiten eigen ist, so wie auf der prüfenden Wiederholung mehrerer dieser Messungen, die eine nur den Wissenschaften und unter diesen vorzugsweise der Mathematik und Aerometrie gewidmete Muße begünstigte. Innere Gründe fanden die Verfasser teils in der Abstufung der angegebenen Höhen, die mit der ungefähren Schätzung nach Augenmaß, nach dem Lauf der Gewässer und nach einzelnen leicht miteinander zu vergleichenden Punkten, durchgehends übereinstimmen, teils in dem ziemlich nahen Zusammentreffen der Messungs-Resultate mit andern Bestimmungen, insbesondre des Inselsberges und des Schneekopfs. Der ungenannte Physiker setzt die Erhöhung des letzteren Berggipfels über Gotha = 2004 paris. Fuß: Voigt = 2075 paris. Fuß: also nur ein Unterschied von 71 Fuß. Den Inselsberg fand der Ungenannte = 1848 par. Fuß: Voigt = 1886 par. Fuß über Gotha: eine von Zach im Stammbuch des Inselsberges aufgezeichnete Nachricht = 1814 Fuß über dem physikalischen Salon. Die erstere Angabe hält also das Mittel zwischen beiden: doch darf man nicht vergessen, dass der physikalische Salon (auf dem Residenzschloss Friedenstein) merklich höher liegt, als jeder Punkt der Stadt, auf welchem die Voigtische Barometermessung, außer obigem, statt gefunden haben kann, und dass also, wenn man die Zachische Messung auf jene Höhe reduzieren würde, solche die Voigtische Angabe noch übertreffen müsste: indessen ergibt sich, zwischen der Angabe Voigts und des Ungenannten, immer nur eine Differenz von 38 Fuß. *) Diese Betrachtungen würden, wenn es den Verfasser nicht an Zeit und Raum gebräche, sich, um die Glaubwürdigkeit ihrer Angaben zu, bestätigen, noch weiter fortsetzen lassen: sie sparen, sie jedoch lieber einer andern Gelegenheit auf.

Die Hydrographie des Thüringer Waldes, welche ausschließlich von dem Einen der verbundenen Freunde — von Hoff — ausgearbeitet worden ist, **) gründet sich zwar zum Teil auf die schon vorhandenen geographischen Nachrichten: allein, da sich in diesen unglaublich viele Auslassungen, Irrtümer, Verwechselungen, mit Einem Worte: Mängel aller Art, fanden, so konnten sie nicht ohne die behutsamste Sichtung und Prüfung benutzt werden und in vielen Punkten machte nur eigene Forschung es möglich, bestimmtere und richtigere Angaben aufzustellen und zugleich die Karte in hydrographischer Rücksicht möglichst genau zu liefern.


*) Dass die voigtischen Bestimmungen der Höhen über der Meeresfläche so auffallend von den übrigen abweichen, beruht darauf, dass, wie wir auch S. 387 gezeigt haben, die Höhe von Gotha, bei Voigt, weit höher als von den andern Rechnern, und fast ohne allen Zweifel um vieles zu hoch angenommen worden ist.
**) Sie befindet sich schon einzeln abgedruckt in Bertuchs allg. Geogr. Ephem, 1807, April. S. 385.


Dass eben dieser Mitarbeiter die Mineralogie in ihrem ganzen Umfange zu seinem vorzüglichsten Studium gemacht hatte, ist schon oben bemerkt worden. - Von ihm rühren daher die in die detaillierte Beschreibung aufgenommenen Nachrichten bis auf wenige in seiner Abwesenheit von Jacobs gewagte Einschaltungen und ganz ausschließlich die allgemeine Schilderung der mineralogischen Beschaffenheit des Thüringer Waldgebirges her; eigne Ansicht und Forschung haben ihn hierbei größtenteils geleitet. Er ist indessen weit entfernt seine Vorgänger, die auf denselben Wegen Wandelten, in Schatten zu stellen: vielmehr zeigt der Inhalt des Buches an vielen Stellen, das» die Untersuchungen von Voigt, Heim, Anschütz und andern nicht vorübergegangen, dass sie vielmehr dankbar benutzt worden sind, wenn auch nicht überall ihren Resultaten Schritt vor Schritt gefolgt werden konnte.

Im Pflanzenreiche — dieses fiel nebst dem zoologischen Teil und der allgemeinen Schilderung der Bewohner des Th. W., dem zweiten Bearbeiter, Jacobs, zu! — fand sich dieser einigermaßen in Verlegenheit. Ungeachtet er diesem schon in früheren Jahren liebgewonnenen aber unter drückenden Berufsarbeiten ihm fast ganz aus den Augen gerückten Teile der Naturgeschichte sich, seit mehreren Jahren, wiederum mit erneuertem Eifer gewidmet und so viele seiner Nebenstunden, als ihm möglich war, darauf verwendet hat, so waren doch seine eigne Forschungen für das Ganze noch viel zu fragmentarisch, um in ihnen reiche Quellen für eine Bezeichnung der botanischen Merkwürdigkeiten des Thüringer Waldes zu finden. Insbesondre hatte er seine Aufmerksamkeit fast allein nur auf die phänogamischen Gewächse gerichtet. Andre Hilfsmittel als seine eigne Sammlungen, sah er von den meisten Teilen des Thüringer Waldes nur sehr spärlich vor sich, und er muss daher weit entfernt sein, seiner Aufzählung der merkwürdigsten Gewächse des Thüringer Waldes die möglichste Vollständigkeit zuzuschreiben.

An der Spitze der, bei dem entworfenen Verzeichnisse, benutzten Quellen steht, nicht allein als die einzige gedruckte, sondern auch als die reichhaltigste und geprüfteste, — die Flora isenacensis unsers verehrten Grimm *), die sich nicht bloß auf die Umgebungen der Stadt beschränkt, sondern die Gegenden nach der Ruhla und dem Inselsberg hin, mit in ihr Gebiet gezogen hat. — Mit ausgezeichneter Humanität erfüllten ferner zwei an dem Erziehungsinstitute zu Schnepfental angestellte Männer, Girtanner und Karl Salzmann (Sohn des ehrwürdigen Vorstehers der Anstalt), beide mit der Flora ihrer Gegend aus eigner Ansicht vertraut, die Bitte um Beiträge. Andre Notizen wurden entlehnt aus der handschriftlichen Flora gothana des in Mechterstedt lebenden Chirurgus Bieber, eines Sohns des durch seine Blätterskelete den Botanikern bekannt gewordenen, seit mehreren Jahren verstorbenen Arnes Bieber zu Gotha, und endlich wurde dem Sammler durch die Güte des zu Wechmar lebenden , den Rechtsgelehrten und Geschichtsforschern gewiss nicht unbekannten I.iterators, Rat Hellbach **), das Micpt. einer arnstädtischen Flora zum Gebrauch anvertraut, die von seinem Bruder, einem Atzt zu Arnstadt, gesammelt ist und mit Behutsamkeit benutzt, (denn es fehlt ihr durchaus an den Bestimmungen der neuem botanischen Literatur), manches brauchbare Supplement gewährte.

*) In Novis Actis Academiae Naturae Curiosnrum Leopoldino Caesareae. T. III. IV. et V.
**) Das Archiv von und für Schwarzburg, dieses Schriftstellers, hat den Verfasser gleichfalls viele nützliche Nachrichten nachgewiesen.


Für die kryptogamische Gewächse wurden außer Grimms eisenachischer Flora, Bridels museologia, und die handschriftlichen Beiträge des auch in dem Bridelischen Werke schon oft und mit vielem Beifall erwähnten kritischen Forschers, D. Plaubel zu Gotha, benutzt. Alle diese Quellen beziehen sich jedoch mir auf die westliche Hälfte: für die östliche Hälfte sieht man sich umsonst nach ähnlichen Hilfsmitteln um.

Bei dem Tierreich hatte der Bearbeiter, in den Klassen der Säugetiere und Vogel, fast allein dem unermüdeten Naturforscher Beckstein zu folgen: seine Nachrichten sind in diesen Teilen so erschöpfend, dass, so schwer es ist, etwas mehr zu geben, als er, es dagegen leicht war, in seinen Fußtapfen einhergehend, vorzüglich vollständig in diesen Fächern zu sein. Die eignen Studien und Sammlungen des Verfassers dieses Teils der Beschreibung waren ihm jedoch allerdings auch nützlich und gaben ihm Gelegenheit zu einigen Vermehrungen der Fauna, die sein verdienter Landsmann vielleicht selbst nicht ungerne bemerken wird. Freilich treten die übrigen Klassen des Tierreichs gegen jene sehr in Schatten: es fehlte bei ihnen mehr als bei allen andern an ganz befriedigenden Vorarbeiten: nur bei den Insekten kamen noch die freundschaftlichen Beiträge von. Blasche, Lehrer zu Schnepfenthal, zu statten.

Die Anzahl der Einwohner zu bestimmen, war eine nicht ganz leicht zu lösende Aufgabe, und nähere fortgesetzte Untersuchungen werden erst zeigen, wie weit es den Verfasser geglückt ist, hier der Wahrheit nahe zu kommen. Denn bestimmte Zählungen hatten sie allein für den gothaischen Anteil (aus Akten), für den kursächsischen Anteil (aus Schulthess), für einige Distrikte von Sachsen Meinungen (aus dem Taschenbuche), für einzelne schwarzburgische Orte (aus Hellbachs Archiv), für das Amt Ilmenau (aus einer schon älteren Nachricht im Journal von und für Deutschland) vor sich: alle andren Angaben mussten von ihnen, durch Vergleichung der schwankenden ungefähren Bestimmungen und Schätzungen, die sich in mehreren geographischen und statistischen Werken zerstreut finden, nach Gründen der Wahrscheinlichkeit berechnet werden: indessen glauben doch die Verfasser, nach wiederholten Prüfungen ihrer Resultate, hoffen zu dürfen, dass diese keineswegs unzuverlässig sind.

In den Bemerkungen über die Eigenheiten der Sprache der Thüringer Waldbewohner haben ihnen der geschätzte Sprachforscher Reinwald und einzelne Aufsätze des meinungischen Taschenbuchs die reichhaltigsten Beiträge geliefert.

Die Darstellung der verschiedenen Bearbeitungsarten von den Produkten der Natur, welche auf dem Thüringer Wald sich finden, musste sich notwendig gleichfalls zum Teil auf die vorhandenen in einzelnen geographischen Werken, Reisebeschreibungen, Zeitschriften, und technologischen Abhandlungen, die alle anzuführen zu weitläufig sein würde, verstreut befindliche Nachrichten gründen: allein die eignen Nachrichten, welche die Verfasser auf ihren Streifzügen gesammelt hatten, dienten in sehr vielen Fällen jenen Angaben zur Vervollständigung und Berichtigung.

Es war anfänglich nicht die Absicht der Verfasser mit dieser Rubrik die allgemeinen Bemerkungen über den Thüringer Wald zu schließen: es sollte vielmehr noch eine Übersicht der politischen Verhältnisse der einzelnen Teile folgen, in die derselbe nach den verschiedenen Staaten, in welchen er liegt, zerfällt; allein wer wollte, bei der politischen Krisis, die jetzt über allen Teilen des nördlichen Deutschlands waltet, eine Schilderung wagen? Sie mag also in dem zweiten Teile ihren Platz finden. Hoffentlich wird bis dahin das von den Stürmen in ungestüme Wogen aufgeregte politische Meer seine Ruhe wieder erhalten und sein Spiegel einen freundlicheren Anblick gewähren.

Noch bleibt nunmehr den Verfassern ein Blick auf die Mängel ihrer Arbeit übrig. Dass deren noch manche vorhanden sind, dass diese Beschreibung noch weit hinter dem Ideal zurückbleibt, welches ihnen bei ihrer Ausarbeitung vorschwebte, begehrt niemand weniger zu leugnen, als sie selbst und fühlt vielleicht niemand tiefer, als sie. Ihr einziger Wunsch ist, dass ihre Leser die Schwierigkeiten der unternommenen Arbeit nicht ganz Verkennen mögen, wodurch ihr Urteil von selbst schonender und milder bestimmt werden muss.

Es ist schon an sich unmöglich, dass Nachrichten, welche zu verschiedenen Zeiten, in verschiedenen Lagen gesammelt werden, vollkommene Gleichförmigkeit erhalten können: dass die Nachrichten über einen Ort den neuesten Zustand schildern, während andere von viel früheren Verhältnissen reden, ist eine an sich notwendige Folge der Forschungen auf Reisen, die durch mehrere Jahre verteile sind. Hätten die Verfasser die Unterstützung öffentlicher Autoritäten oder des aufmerksamen Privatfleißes mehrerer Personen genossen, so wäre es ihnen eher möglich gewesen, für ihre Notizen einen festeren Standpunkt zu erhalten, als ohne sie der Fall war.

Wer es überdies je einmal versucht hat, genauere statistische Nachrichten über irgend einen noch so kleinen Landstrich zu sammeln, der wird von uns keine Schilderung der Schwierigkeiten verlangen, mit welchen ein solcher Sammler zu kämpfen hat; den wird die Behauptung nicht befremden, dass auch die angestrengtesten Bemühungen oft fruchtlos bleiben, und die gehoffte Ausbeute der Ernte nicht selten, statt der Körner, als leere Spreu erscheint.

Außer diesen und anderen Schwierigkeiten, die in der Arbeit selbst lagen, sahen sich die Verfasser auch noch überdies in anderen Rücksichten getäuscht, von welchen sie einen vorteilhaften Einfluss auf ihre Arbeit erwarten durften. Ob sie solche gleich schon längst unter sich verteilt hatten, so war doch ihr Vorsatz, das Ganze gemeinschaftlich zu überarbeiten und kein Manuskript, auch nachdem es vollkommen ins Reine gebracht war, eher für vollendet zu halten, bis der zweite Bearbeiter es genau revidiert und Inhalt sowohl als Form einer sorgfältigen Kritik unterworfen hätte. Allein kaum war der Druck begonnen, so riefen auswärtige Geschäfte den Einen der Freunde — von Hoff, so weit von Gotha hinweg, dass er nicht einmal im Stande blieb, aus der Ferne auch nur einigen Anteil an dem Werk zu nehmen. Dem zweiten Bearbeiter blieb es, mit Ausnahme der ersten acht und der letzten sieben Bogen, allein überlassen, die letzte Hand ans Werk zu legen, und auch er, dem öffentliche Geschäfte gerade in dieser Periode, seine vorher schon sehr beschränkten Nebenstunden gänzlich entzogen, konnte nur unter beständigen Unterbrechungen sich jener Arbeit widmen. Daher die Verzögerung des Erscheinens dieser Beschreibung: daher mancher erst später bemerkbar gewordene Flecken.

So waltete also das Schicksal ungünstig über dem werdenden Geisteskind, möge in der Aufnahme bei dem Publikum ihm ein freundlicherer Stern lachen, und die Verfasser sich dadurch zur Vollendung ihres Besinnens aufgemuntert fühlen. Möge aber auch durch dasselbe und durch den heißen Wunsch der Verfasser nach Belehrung und Vervollkommnung ihrer Arbeit sich hier und da eine gefällige Feder geweckt sehen, und ihnen teils Berichtigungen des schon Erschienenen, teils Beiträge und Notizen für den folgenden zweiten Teil gewähren, oder ihnen nur die nicht ganz allgemeinen Quellen, so wie Männer bekannt machen, bei welchen sich Belehrung und Unterstützung für ihre Zwecke hoffen lassen. Auch der kleinste. Beitrag würde mit dem lebhaftesten Dankgefühle von den Verfassern aufgenommen werden. —
                  Gotha im August. 1807.