Die Greifswalder Oie, das kleine Wundereiland

Auch wir haben unser Bornholm, zwar minder groß, minder kunstreich, aber durch Einfalt der Sitten, stille Häuslichkeit und Genügsamkeit eben so merkwürdig dem Beobachter. Wer kennt nicht die Greifswalder Oie, dieses kleine Wundereiland?

Zwei und eine halbe Meile vom Festlande entlegen? sieht man dort eine kleine in sich abgeschlossene Welt von zwanzig und einigen Seelen, welche in den Sommermonaten von Fremden als ein Naturstück häufig besucht werden. Da ist kein Hass, kein Neid, sondern nachbarliche Liebe und Treue und Hilfe überall: Friede wohnt in den Herzen, wie in den Häusern.


So einsam, wie es dort vom Meere umflossen, die längste Zeit des Jahres und fast nur allein von dem Geistlichen besucht, liegt, ist die Ankunft eines Fremden, und wäre er ein Bettler, ein allgemeines Fest und er ist der allgemeine Gast. In zwei Stunden ist man bei einem guten, nicht zu schwachen Winde von dem Kirchorte Kröslin aus, in dieser neuen patriarchalischen Welt und kommt man um die Zeit, wenn eine Hochzeit ist, so sind alle Güter gemein und die ganze Insel ist nur ein einziger Freudenplatz, wo man der Natur und harmlosen Vergnügungen mehrere Tage hindurch — denn an ein Abkommen ist nicht zu denken — leben muss. Hindert ein Sturm zufällig die Abreise, so erhebt sich die Liebe neu, und man behält die teueren Gäste immer gern, bis man sie ohne Gefahr unter Segenswünschen entlassen kann.