XII. Schlusswort.

So bin ich denn am Ende meiner Abhandlung angelangt. Ich habe Seite 13 behauptet: „Lassen sich die sogenannten Glazialphänomene auf gar keine andere Weise erklären als nur durch Gletscher, resp. können die Phänomene 1-3 (erratische Blöcke, Moränen, Schottermaterial) nur durch Transport mittels Eises (Gletscher) an ihren gegenwärtigen Lagerungsort gelangt sein, dann haben allerdings die Geologen recht und ich gebe mich ohne weiteres für besiegt. Giebt es aber für diese Phänomene auch eine andere Erklärung, dann hat neben der Gletschertheorie auch noch eine andere Theorie ihre volle Berechtigung. Sprechen aber gewichtige Gründe dafür, daß obige Erscheinungen oder wenigstens einige derselben durch Gletscherwirkungen nicht erklärlich werden, wohl aber durch eine Flut, dann ist die gegenwärtige Gletschertheorie unhaltbar und tritt die Fluttheorie in den Vordergrund.“ Es ist nun jetzt Zeit zu prüfen, welcher von den genannten Fällen eingetreten ist. Ich glaube, wer ohne Voreingenommenheit an die ganze Frage herangetreten ist und pro und contra aufmerksam erwogen hat, wird mir recht geben, dass der oben zuletzt erwähnte Fall eingetreten ist, dass nämlich viele Phänomene durch Gletscherwirkungen nicht erklärlich werden, wohl aber durch eine Flut. Es bleibt bei der gegenwärtigen Gletschertheorie ein Rätsel, wie erratisches Material von den Alpen 150 km und von Skandinavien, Estland und Finnland sogar 1200 km weit verfrachtet werden konnte, da doch Niemand die Höhe der dortigen Gegenden zu 30,000 resp. 100,000 Fuß annehmen wird. Ein Rätsel bleibt die erstaunliche Menge des angeblich durch Gletscher transportierten Materials, da Gletscher, wie die heutige Erfahrung lehrt, den Boden nur wenig aufschürfen, Oberflächenmoränen nicht in Betracht kommen können und die Gletscher nie imstande waren, so viel Masse vor sich herzuschieben; es wäre der Gletscher durch diese Masse zum Stillstand gezwungen worden. Ein Rätsel bleibt, wie die angeblichen Gletscherwasser imstande gewesen sein sollen, jene mächtigen geschichteten Schottermassen abzulagern, da hierzu so große und mächtige Fluten erfordert werden, wie Gletscher sie nicht liefern konnten; es würde in diesem Falle überhaupt nicht mehr von Gletschertheorie die Rede sein können, sondern vielmehr von einer Fluttheorie. Ein Rätsel bleibt, wie bei Gletschern jene mantelartige Decke über weite Länder sich hätte bilden können; dies setzt eine zusammenhängende Wassermasse voraus und macht die Annahme einzelner Gletscherbäche unmöglich. Vollends aber bleibt für die Gletschertheoretiker ein Rätsel das plötzliche verschwinden der Diluvialtiere und das Begrabenwerden derselben im Schlamme, oft 100 Fuß über den gewöhnlichen Flussläufen, desgleichen die Knochenhöhlen, wie dies durch die Ansprüche des englischen Geologen Howorth näher beleuchtet wurde. Schon ein einziger dieser Gründe würde hinreichen, die Gletschertheorie unwahrscheinlich zu machen, all diese Gründe zusammengenommen aber bringen dieselbe vollständig zum Falle.

Nur eine Fluttheorie vermag Licht in die Sache zu bringen und all diese Rätsel zu lösen, wie ich nachgewiesen zu haben glaube. Aber muss dann diese Flut gerade die Sündflut gewesen sein? Es spricht nichts Stichhaltiges gegen diese Annahme, wohl aber alles dafür. Gegen Meeresfluten, mochten nun dieselben gleichzeitig oder zu verschiedenen Perioden die Kontinente bedeckt haben, treten die Ablagerungen auf, welche fast nur Süßwasserablagerungen sind, Meeresfluten find also ausgeschlossen. Es kommen also nur mehr Süßwasserfluten in Betracht; solche gab es wirklich einmal, nämlich zur Zeit der biblischen Sündflut, von welcher nicht bloß die heilige Schrift, sondern auch die Traditionen aller Völker zu berichten wissen. Der vierzigtägige wolkenbruchartige Regen von oben nnd das Öffnen der Schleusen von unten lieferte Süßwasserfluten. Waren diese über die ganze Erde verbreitet, wie man nach der Bibel und den Völkertraditionen anzunehmen allen Grind hat, dann werden die diluvialen Ablagerungen aller Kontinente und das plötzliche Aussterben aller Tiere leicht erklärlich. Es fehlt jeder Anhaltspunkt dafür, dass außer dieser biblischen Süßwasserflut noch eine andere - frühere oder spätere - Süßwasserflut eingetreten sei, die so groß war, um die besprochenen Erscheinungen erklären zu können, ja, es sprechen gegen eine solche (zweite) Flut sehr gewichtige Gründe. Es bleibt somit einzig und allein die Sündflut übrig; die Sündfluttheorie hat also ihre volle Berechtigung; die bisherige Gletschertheorie aber muss ihre Ansprüche fallen lassen und sich einschränken.



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Sündflut oder Gletscher?