Erster Abschnitt. Von Odessa bis Poti.

Odessa. — Sebastopol. — Baghtschesarai. — Fahrt nach Jalta. — Das Baidartor. — Jalta, Livadia, Orianda, Alupka. Der Wasserfall. — Kertsch. — Die kaukasische Küste. Suchum-Kaleh. Ankunft in Poti. — Die Länder des Kaukasus. Die Hauptkette. Das Daghestan. Der kleine Kaukasus. Die Tiefländer. — Politische Einteilung des Kaukasus. — Die Straßen im Kaukasus. Schifffahrt. Eisenbahnen. — Die Volker des Kaukasus. Kartalinier, Tataren, Armenier. Die Bergvölker. Die Russen und Fremden. — Schreibweise der vorkommenden Namen.

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Am 10. August 1872 traf ich verabredetermaßen mit meinen beiden Reisegefährten v. Wurmb und v. Reiswitz in Odessa zusammen. Dieselben hatten den Weg von Berlin dorthin über Pest und Gralatz zurücklegen wollen, waren aber nur nach Pest gekommen, um zu erfahren, dass der Cholera wegen die Dampfschifffahrt von Galatz nach Odessa eingestellt sei; sie sahen sich also gezwungen, den bedeutenden Umweg durch Galizien zu machen, und bekamen auf einer Postfahrt von einigen dreißig Meilen durch die Karpaten einen schwachen Vorgeschmack von ähnlichen Freuden, die da kommen sollten. Ich selbst hatte von Petersburg aus den Weg über Moskau gewählt; da die Stadt mir von früheren Besuchen schon bekannt war, beschränkte ich mich dort auf die recht interessante Ausstellung, welche wohl einen stärkeren Fremdenbesuch aus Deutschland verdient hätte; auch Kiew, einer großartig schön gelegenen Stadt, machte ich einen eintägigen Besuch. Unsere ursprüngliche Absicht war gewesen, in Odessa bis zum Montag, den 12. August, zu bleiben, um alsdann das Dampfschiff nach der Krim zu benutzen, allein ein dicker Nebel machte die Stadt zu einem so traurigen und öden Aufenthalt, dass wir es vorzogen, so schnell als möglich fortzukommen, um das gute Wetter lieber in Sebastopol abzuwarten. Nachmittags um 4 Uhr bestiegen wir die Tawrida, ein Schiff der Russischen Dampf-Schifffahrts-Gesellschaft auf dem schwarzen Meere. Die Tawrida war nicht mehr jung, und zählte nicht zu den besten und bequemsten Schiffen der Linie; doch war sie nicht überfüllt und da die See still war, so konnten wir mit Bestimmtheit auf eine erquickliche Nacht rechnen. Des Abends um halb sechs Uhr verließen wir nach einem kleinen Konflikt mit einem fremden Bugspriet den Hafen; der Nebel hatte zwar nachgelassen, doch war die Luft noch immer schwer und dumpfig, und in den Kabinen unerträglich schwül, wir zogen es deshalb vor, so lange wie irgend möglich auf dem Deck zu bleiben.