Streif- und Jagdzüge durch die Vereinigten Staaten Nordamerikas

Autor: Gerstäcker, Friedrich (1816-1872), Erscheinungsjahr: 1844
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Leseprobe aus Kapitel 11

...Ich habe einige solche Anfänge selbst beobachtet. Die Leute, die so mit nichts in den Wald zogen, wurden, es ist wahr, von ihren Nachbarn auf das tätigste unterstützt. Diese halfen ihnen Fenzriegel reißen, das Haus ausrichten, sogar Land urbar machen und ackern; borgten ihnen alles nur mögliche Handwerksgerät, sowie Mehl und Schweinefleisch; was hatte aber der arme Teufel, der auf solche Art beginnen wollte, um selbständig zu werden? – Jahrelang war er von seinen Nachbarn der abhängigste Mensch, Jahre brauchte er dann später, ehe er sich nur die allernotwendigsten Sachen selbst anschaffen konnte, und ein langes Leben voll Entbehrungen und Mühseligkeiten gehört dazu, ehe der arme Farmer sagen kann: »Ich habe, was ich brauche«, und Gott weiß, das ist dann immer noch sehr wenig. Mein Alter sah das recht gut ein, und auf den nächsten Tag wurde die Abreise festgesetzt.

Was ich an Fellen und Bärenfett hatte, war nicht so sehr viel, ich konnte das alles bequem mit auf ein Pferd nehmen, denn der größte Teil jener Felle, die wir in dem Regenwetter draußen gelassen, war uns noch verdorben. Die Häute hatte ich übrigens an den Seiten des Pferdes in zwei Packen hängen und etwa acht Gallonen Bärenfett vor mir in einem aus einem Hirschfell gemachten Schlauche. So zog ich mit einem von Konwells Söhnen, der auch meines Alten Beute verkaufen wollte, am nächsten Morgen der kleinen Stadt Ozark am Arkansas zu. Das Pferd sollte der junge Mann dann wieder mit zurücknehmen.

Gar weh tat es mir, den Platz zu verlassen, den ich durch die freundliche Behandlung der guten Leute so liebgewonnen hatte, und ich mußte recht schnellen Abschied nehmen, um meine Bewegung zu unterdrücken. Noch etwas anderes machte mir aber das Herz schwer: ich ließ meinen treuen Hund zurück, denn ich hatte im Sinne, die Jagd ganz aufzugeben und nach New-Orleans hinunterzugehen. Das letzte Unglück hatte mir die Lust am Walde verleidet. Da wußte ich denn freilich nicht, in welche Verhältnisse ich kommen könnte, und wollte auch nicht gern den Hund, der ausgezeichnet zu werden versprach, aus der Jagd herausreißen und zu einem gewöhnlichen Straßenköter machen. Überdies hatte mein Alter ihn liebgewonnen und mich darum gebeten, ihn dazulassen, wobei die Frauen ihn gut zu pflegen versprachen. Als ich fortritt, banden sie ihn an, und wie er nicht mitdurfte und mich so treu und bittend mit den klugen Augen ansah, da mußte ich mich schnell wegwenden, und ich glaube, ich habe geweint – es war der letzte Freund, den ich verließ. ...

Friedrich Gerstäcker

Friedrich Gerstäcker