In die Büchse gefallen

Ein aus kleinem Freundeskreise herausgewachsenes Wort Chamissos, eine geistreiche Anspielung auf das Leben und Sterben eines alten Sonderlings in Berlin. Dieser war der Hauptmann P., der sich zu Haufe damit beschäftigte, jedesmal, wenn unter seinem Fenster ein Leichenzug vorüberging, eine Kugel (sogenannte Berliner „Murmelkugel“ zum Spiele) in eine blecherne Büchse zu werfen, und am Ende des Jahres die Statistik der Todten zusammenzustellen. Man war gewohnt ihn stets am Fenster zu sehen. Als eines Tages einige seiner Freunde, darunter Chamisso, vorübergingen und den alten Sonderling vermissten, meinte Chamisso mit dem ihm eigentümlichen, wehmütigen Lächeln: „Er wird in seine Büchse gefallen sein.“ Natürlich ging dieser treffende Ausspruch in den Mund der Freunde über, und man wendete ihn an, so oft ein Bekannter heimgegangen war.

Das Wort „Büchse“ gab noch zu anderer Redensart Veranlassung: „In die Büchse blasen,“ so viel als „eine Geldstrafe zahlen“ Der Sinn muss aber weit hergeholt werden, und die Richtigkeit der Erklärung mag dahingestellt bleiben. Im 16. Jahrhunderte wird der Weiber in einem Werke, dem „Gynaeceum Victorii“ als „Mulieres cerussatae“ Erwähnung getan. Verdeutscht soll nun dieses heißen: „Weiber, die ins Büchslein geblasen.“ Büchslein ist hier die Schminkdose mit dem feinen Staube der Schminke, welcher am besten der Wange sich mitteilt. Später nannte man „Geldstrafe zahlen“ scherzweise „in die Büchse blasen“ d. i. wegen Entrichtung des Geldes in die Strafbüchse erröten.