Einen Bock schießen

So sagen wir, wenn Jemand einen Fehler oder Irrtum begeht. Wir haben also hier, auf dem Wege zur richtigen Erklärung, wie bei dem „Ins Bockshorn jagen“ das schwäbische: Bock, d. i. Fehler, vor uns und können es nicht wohl aufgeben. Das „schießen“ dürfte wohl von „treffen“, im Hinblicke auf den gemachten Fehler mit der Nebenbedeutung: schlecht getroffen, herkommen. Heißt es ja auch z. Ä.: Trotz aller Mühe hat er das nicht getroffen, es ist ihm nicht geglückt, es recht zu machen. Jedenfalls lehnt es sich an das Bild eines Schusses ins Zentrum, aus dem Schützenleben an.

Ganz unbefriedigend ist wohl die nachstehende anekdotische Erklärung dieser Redensart: In einem Städtchen Norddeutschlands herrschte im vorigen Jahrhundert die Sitte, am Wahltage des Bürgermeisters ein Festschießen zu veranstalten, zu dem der gewählte ein „Vest“ zu geben hatte. Lange Zeit war die Wahl auf Fleischhauer gefallen, und diese säumten nicht gemästete Ochsen zu spenden. Einmal aber kam ein Schneiderlein zu dieser Würde. Nun hätte er sich wohl das Bürgermeistertum, aber nicht die Ochsen gefallen lassen. Er ersuchte den hochweisen Rat, man möge dießmal mit „kleinerem“ Vieh zufrieden sein; und so ward beschlossen, dem guten Schneider, freilich zu großem Abbruch seiner Popularität, nur ein Ziegenböcklein aufzubürden.


Steht dieser Schwank nicht eher in Verbindung mit der Sitte oder vielmehr Unsitte, die Schneider, Böcke zu schelten und sie auf solchen reitend abzubilden?