Bursche

Kaum hat ein Wort, das ausländischen Ursprungs ist, ein mehr echt deutsches Aussehen, als „Bursche.“ Wohl mag dieser Umstand wesentlich dazu beigetragen haben und noch beitragen, dass es sich trotz aller Verfolgungen und Verwünschungen unangefochten erhalten hat. Der alte Campe hat ja an dem Worte „Student“ Anstoß genommen und es durch das Wort „Hochschüler“ zu ersetzen versucht; aber der Versuch wollte nicht gelingen. Hat nun er das Wort „Bursche“ nicht angefochten, so fehlte es nicht an Andern, die seine mit deur „Student“ vorgenommenen Vernichtungsversuche an diesem Worte — doch aber auch ohne Erfolg, vorgenommen haben. Das Wort „Bursche“ ist französischen Ursprungs. Es hat sich aus dem barbarisch-lateinischen Worte des Mittelalters: bursa gebildet, woraus Einige auch das französische bourse und unser „Börse“ ableiten, welch' letzteres aber auch seine eigene Entstehungsgeschichte hat. Bursa bedeutete erst eine Kasse, später eine Gesellschaft, die auf gemeinschaftliche Kosten sich versammelte. Auf der Universität zu Paris hießen nur jene Stipendiaten, welche aus der Kasse, bursa des Königs unterhalten wurden, bursarii. Nach dem Muster der Pariser Universität wurden in der Folge die deutschen, italienischen, die Universität zu Krakau eingerichtet, und das Wort Bursarius pflanzte sich auch auf sie über, woraus dann von den Akademikern ganz natürlich das jetzige „Bursche“ gebildet wurde.

„Burschiren“ hieß ehemals soviel als tapfer zechen, lustig, flott leben; und jetzt noch bedeutet bourse eine Freistelle am College de france zu Paris.


In der Schweiz, wo sich die alten Bedeutungen der Wörtergrößtenteils erhalten haben, heißt „Bursche“ eine Versammlung junger Leute, und „burschen“ sich versammeln, sich gesellen. Vormals nannte man auch die gemeinen Soldaten „Burschgesellen,“ weil sie aus Einer Kasse unterhalten wurden, und „Bursche“ hieß eine Rotte oder ein Zelt von zehn Kriegsleuten.