Bocksbeutelei

In der schwäbischen Mundart (siehe: Schmids schwäbisches Wörterbuch S. 41) bedeutet das Wort Bock einen Fehler. Vergleiche das Nähere in der daraus entsprungenen Redensart „ins Bockshorn jagen.“

Im Niedersächsischen aber hat Bock die Bedeutung Buch (Book) und Bocksbeutel, ist so viel als „Buchbeutel“. In solchen schönen Beuteln trugen vormals, wie Zimmermann in seiner Chronik Hamburgs S. 384 berichtet, die Hamburger Frauen, wenn sie zur Kirche gingen, ihr Gesangbuch; aber auch die Hamburger Rathsherrn ihre Stadtgesetze oder Statuten, wenn sie sich auf das Rathhaus begaben. Weil nun im Laufe der Zeiten manches Einzelne dieser im Buchbeutel (Bookbüdel) getragenen Statuten dem fortgeschrittenen Geiste der Zeit nicht mehr angemessen, also pure eitle Book-Budelei Buchbeutelei i. e. zweckwidrig lächerlich, lästig und verächtlich war, gleichwohl aber doch, als altherkömmlich beibehalten ward, so nannte ein Witzbold dieses Beibehalten eines Veralteten, Unbrauchbaren (halb nieder-, halb obersächsisch) treffend eine: „Bocksbeutelei.“