Bock - Bockbier

Über den Ursprung dieses Wortes bestehen mehrere Erklärungen, unter denen einige wohl so weit hergeleitet sind, andere so sehr den reinen Charakter des Anekdotischen an sich tragen, dass sie nicht befriedigen können. Am unglücklichsten dürfte der Versuch sein, die Bezeichnung Bockbier von Porterbier abzuleiten. Man fabelte von einer Empfehlung des Porterbiers durch einen englischen Arzt für die Gemalin des Kurfürsten Maximilian I. von Baiern, Elisabeth und gab an, dass im J. 1623 das erste Porterbier im kurfürstlichen Bräuhause zu München gebraut, und dann das Porter in Bock umgewandelt worden sei.

J. G. Estor hingegen in seinem Werke: „bürgerliche Rechtsgelehrsamkeit der Teutschen“ §. 1494. schreibt: „Zu München brauet man im frühlinge und bis zum anfange des Junius ein doppeltes weises bier am bock genannt, das sehr stark ist und dem englischen öle gleich kommt.“


Die wahre urkundlich zu erweisende Geschichte der Einführung des Bocks ist folgende:

Der Bock, eine Art braunen Doppelbieres, hat seine Benennung von der braunschweigischen Stadt Einbecke (Siehe: L. V. Westenrieder Glossarium T. I. p. 122.), wo seit mehreren Jahrhunderten solches gebraut wird. Es wurde nicht nur vormals seiner vorzüglichen Güte wegen so hoch geschätzt, dass man es nach Rom, Amsterdam, ja selbst nach Jerusalem verführte (Siehe: Krünitz ökonom. Encyclop. Teil V. S. 13 u. d. f. und von Moshamm über das Bierbraurecht in Baiern S. 12. Z. 12.), sondern es wird noch heut zu Tage weit und breit verführt.

Bekanntlich gewährte einmal eine Flasche „Einbeckerbier“ dem Dr. Martin Luther auf dem Reichstage zu Worms, welche ihm der Herzog Erich von Braunschweig reichen ließ, große Erquickung (Siehe auch: Zach. „Werners Weihe der Kraft“ 4. Act 1. Szene Berliner Ausg. p. 232.).

Die Güte und der Ruf des Einbecker Biers mag vielleicht schon zu jener Zeit, wo Herzog Albrecht III, von Baiern die Prinzessin Anna, Herzogs Erichs I. zu Braunschweig Tochter zur Gemalin hatte, in Baiern bekannt geworden sein. Allein mit Gewissheit weiß man, dass Herzog Albrecht V. von Baiern im J. 1553 zwei Wagen voll zu seiner Hofhaltung nach München oder Landshut herausführen ließ; den Transport dahin hatte ein Erfurter Bürger, Namens Cornelius Gottwald übernommen. Es ward ihm darüber unter dem 2. März 1553 eine herzogliche Vollmacht oder Pass ausgefertigt, welcher noch heut zu Tage in einem von dem Rate der Stadt Erfurt ausgestellten und mit dem anhängenden Siegel desselben versehenen Vidimus auf Pergament (1553) im lönigl. allgemeinen Reichsarchiv verwahrt wird und wörtlich also lautet:

„Wir Rathsmeyster und Rathe der Stadt Erfurt bekennen, vnd thun kundt offentlich mit diesem briefe vor allermänniglichen, die ine sehen, hören oder lesen, dass heut Dato vor uns erschienen ist, unser Ratsfreund und burger Cornelius Gotwalts und hat doselbst uns ein Passport auf Papier geschrieben, mit einem zurück aufgetruckten Secret befestigt, und von dem durchleuchtigen, hochgebornen Fürsten und Herrn Herrn Albert Phallengrafen bey Rhein, Herzogen in Obern und Niderbayern etc. unserm gnädigen Herrn ausgangen, überantwortet. Mit fleissiger Bitte, Jme desselben ein gläubwirdig Vidimus oder transsumpt unter unserm anhangenden Stadt – Secret zu geben uncl mitzutheillen, welches Passports Inhalt von Wort zu Wortten hiernach folget: „Von Gottes Gnaden Albrecht Phallenzgrafe bei Rhein etc. thun all und jeden, so mit diesem unseren offnen brief ersucht und angelangt werden, hiemitt zu wissen, dass wir uns zwo Wagen schwer Ainpeckhisch Bier bestellen, und verordnen thun lassen, solich bier von Einbeck aus, wie es sich am fügsamsten schicken würdet, uns zu unserer hofhaltung auf München oder Landhut zu führen. etc. etc. etc.

Aus der Bezeichnung Ainpeckh, auch geschrieben Ainpöckh, entwickelte sich wohl, unschwer zu begreifen, das spätere ein Bock.

Der Versuch den Namen des bekannten Tenfelstieres für das Getränk zu vindiciren, hat zu den abenteuerlichsten Märchen und Anekdoten geführt. Die verfehlteste Deutung ist wohl folgende: In der Mythenzeit (!) soll eine Prinzessin gelebt haben, welche an der Brust (!) litt und auf ärztliches Anraten starkes Bier trank. Zugleich sollte ihr ein Ziegenbock seiner stärkenden Ausdünstung wegen Gesellschaft leisten. Einmal nun, während der Kollation soll dieser Bock die Prinzessin so gestoßen haben, dass sie todt blieb; und daher der Name Bock für das stärkste Bier.

Ergötzlicher und viel weniger auf den blinden Glauben berechnet, wenn auch nicht wahrscheinlicher, ist die Geschichte von dem Wetttrunke zwischen einem baierischen und braunschweigischen Ritter. Am Hofe eines baierischen Herzogs rühmte ein braunschweiger Ritter, dem baierisches Bier kredenzt ward, die stärkere Kraft seines heimischen Bieres, der braunschweiger Mume. Es kam darüber zwischen ihm und des Herzogs Mundschenk zu einer Wette, nach welcher der Braunschweiger drei Humpen baierischen Bieres, der Baier den größten Humpen am Hofe seines Herrn auf Einen Zug zu leeren hatten. Wer von beiden eine halbe Stunde darnach auf einem Fuße stehend, eine feine Nähnadel einzufädeln vermöge, solle der Sieger sein. So geschah es. Der Mundschenk trank seinen Humpen auf Einen Zug. Der Braunschweiger leerte seine drei Becher, musste aber, noch ehe die halbe Stunde um war, das Freie suchen, wo er betäubt niederstürzte, während der Baier vor ihm die Nadel einfädelte. Auf die Frage des Herzogs, der dem trunkenen Ritter nachgeeilt war, was ihn denn niedergeworfen, entgegnete dieser stammelnd: Ein Bock! Ein Bock? Gut, so soll dein Gebräu fortan heißen, sagte lachend der Baier-Herzog zu seinem Mundschenke. Und so blieb es.