Blaustrumpf

Wer ahnt wohl heutzutage, da man dieses Wort als Schild über dem „schreibenden Hauptquartier“ der Frauen angebracht findet, dass der erste Blaustrumpf nicht dem schönen Geschlechte angehörte, das ausnahmsweise seine Federn so zu verwerten versteht, sondern einem Manne? Die Geschichte ist wohl wert erzählt zu werden, denn sie ist ergötzlich und bietet eine stehende historische Erklärung.

Eine Mistress Vesey, eine große Dame der englischen Gesellschaft im 18. Jahrhunderte, hielt in Bath einen eleganten Hof. Nur Fashionables fand Zutritt. Eines Tages nun ward ihr von einem durchreisenden Herrn Stillingfleet aufgewartet. Die Dame ladet ihn ein, des Abends sich in ihrem Cercle einzufinden. Der Lord aber entschuldigt sich und bringt vor, dass er es, in Ermangelung anständiger Toilette, nicht wagen könne, in die Gesellschaft zu kommen und derselben sein Reisekostüm zu octroyiren. Aber Mistr. Vesey lässt das nicht gelten und fordert ihn aus, immerhin in seinen blauen Strümpfen zu erscheinen. Die Aufforderung wird dem galanten Herrn Befehl, und er sagt zu. Wer beschreibt das Erstaunen der Gesellschaft, als sich wirklich des Abends, im strahlendsten Kranze der Damen ein Herr in blauen Strümpfen sehen lässt. Witzig genug entschuldigt der Cavalier sich damit, dass er vorgibt, seine liebenswürdige Wirtin habe ihm dieses Costüm als allein entsprechend vorgeschrieben. Man lachte; trug es aber Tags darauf herum, dass Mistress Vesey von nun an blaue Strümpfe als Toilette verlange. Bald war die Gesellschaft unter dem Namen der Bas- bleu Coterie bekannt, und die Dichterin Hanna Moor besang sie in dem Gedichte: „The bas-bleu and Floris.“


Mit obiger Bedeutung in keinem Zusammenhange und seinem Ursprunge noch unbekannt ist der Nürnberger Ausdruck „Blaustrumpf“, womit diese einen Verräter bezeichnen.