Blauer Montag

Wir haben schon bei dem Worte Blau-Feuer im Vorbeigehen des Blauen Montags Erwähnung getan und nach der dortigen Erklärung des Wortes Blau mit heilig folgerichtig den Blauen Montag jenen Tag genannt, dem das Merkmal der Heiligung, der Feier anklebt und an welchem, christlichem Gebrauche nach, das Arbeiten eingestellt wird. Wir können von dieser Erklärung nicht wegkommen, obwohl gar viele andere teils nahegehende, teils davon ganz abseits liegende Deutungen gegeben werden.

Einmal wird behauptet, der Ausdruck sei im südlichen Deutschland entstanden, wo man mitunter das blau für „toll und voll“ gebraucht; z. B. „blau angetrunken sein,“ „im Gehirn blau sein“. In Verbindung damit bringt man den „Blauen Zwirn“ wie der Branntwein (Schnaps) hie und da genannt wird. Bei allen diesem kömmt man aber erst auf logischen Umwegen zu Sinn und Inhalt des blauen Montags, wie er unter uns verstanden wird, und was den Branntwein betrifft, so dürfte uns wohl die Bezeichnung mit „ungebleichtem Zwirn“ geläufiger sein.“


Nach anderer Auslegung käme die Redensart von den unmittelbaren Folgen der Tollheit und Ausgelassenheit dieses Tages und von dem liebenswürdigen Gebrauche, sich „braun nnd blau zu prügeln,“ „abzubläuen.“

Wieder andere wollen es auf's Blau des Himmels beziehen und die Lustbarkeit des blauen Montags mit der Heiterkeit eines blauen Himmels vergleichen.

Auch solle das Wort „bläuen“ irgend einmal den Sinn von „das Arbeiten sein lassen“ gehabt haben. „Als einzige historische Erklärung endlich, die sich am meisten festgesetzt hat, ist die Mitteilung anzusehen, dass vor Jahrhunderten an jenen Tagen, an welchen alle Handarbeit ruhte, die Kirchen blau behängt worden seien.

Mag das immerhin der Fall sein, historisch richtig ist nur die Tatsache des blauen Montags und all' das, was dieser Tag mit sich brachte. Ursprünglich ans dem 16. Jahrhunderte stammend gewann diese Sitte bald einen ungeheueren Umfang, und es wurde so hartnäckig daran festgehalten, dass es bis auf den heutigen Tag nicht gelang, sie gänzlich abzuschaffen. Vergebens erließen schon Kaiser Maximilian II. (1571), und später Churfürst Georg Wilhelm von Brandenburg (1637) eindringliche Verordnungen gegen die „Unsitte“ des blauen Montags; so auch 1731, 1764, 1771; es ward fort tumultirt, geprügelt, ja todtgeschlagen, und den „blauen Fressmontag,“ wie die Gesellen, leider früher schon die Meister ihn nannten, ließ man sich nicht nehmen.

Die Erklärung des blauen Montags von den blauen Prügelflecken, welche dabei aufkommen, rührt von dem letzten Hofnarren und lustigen Rate deutscher Kaiser, dem Baron Johann Klein unter Karl VI. her, welcher sich äußerte, das Beiwort blau habe seine völlige Berechtigung „in den durch die kräftigen Fäuste und derben Stöcke hervorgebrachten Farben auf dem Rücken und in den Gesichtern der lüderlichen Handwerker.“

Da, kurz zusammengefaßt, der Inhalt dieses Tages Müßiggang, allerlei dummes Zeugs war, so ließe sich auch wohl von dem „blauen Dunste“ reden, den man bei den Phrasen „ins Blaue reden“, „blau anlaufen lassen“ vor Augen hat.

Wie wir gesehen, spielt die blaue Farbe im Sprichworte eine große Rolle. Zum Beschluss sei nur noch einer jüdischen Redensart gedacht, worin „blau“ das Charakteristische ist; die Juden sagen nämlich von Jemanden, der durchtrieben, mit allen Wässern gewaschen ist: „Der hat schon unter dem blauen König gedient;“ unter dem blauen König aber ist Friedrich der Große gemeint, dessen Soldaten blane Montur hatten.