Spinne nicht in der Nacht vor Fronfasten.

Neugesammelte Volkssagen aus dem Lande Baden und den angrenzenden Gegenden.
Autor: Baader, Bernhard ca. 1801-1859, Erscheinungsjahr: 1859
Themenbereiche
In der Nacht vor Fronfasten spann eine Frau zu Orschweier noch nach elf Uhr. Da kam die Fronfastenfrau zur Thüre herein und legte ihr ein Dutzend Spulen hin, mit den Worten: »Alle diese Spulen mußt Du bis zwölf Uhr vollgesponnen haben, wo ich sie wieder holen werde!« Nicht lange war sie weggegangen, so lief die Frau, welche sich nicht zu helfen wußte, zum Pfarrer, und fragte ihn, was sie machen solle. Er rieth ihr, um jede Spule drei Fäden im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes zu spinnen, was sie auch that und Schlag zwölf Uhr fertig war. Als gleich darauf die Fronfastenfrau die Spulen abholte, sprach sie: »Du hast wohl gethan, den Rath des Schwarzrocks zu befolgen; denn sonst solltest Du gesehen haben, was ich mit Dir gemacht hätte!« Nach dieser Rede entfernte sie sich.