Ein ärgerlicher Zwischenfall.
Unser Reichskanzler ist nicht mehr so beliebt wie früher. Ich bedaure dies um so aufrichtiger, als es einen tüchtigeren, energischeren und tätigeren Staatsleiter, einen zielbewussteren Sozialdemokraten nicht geben kann. Aber freilich, jeder ist nicht so verständig wie ich. Wem irgend etwas in der neuen Ordnung nicht passt, wer sich in seinen Erwartungen getäuscht fühlt, schiebt die Schuld auf unseren Reichskanzler. Ganz besonders falsch auf den Reichskanzler sind viele Frauen seit dem großen Umzug und der Einrichtung der Staatsküchen. Es soll unter den Frauen sogar eine Reaktionspartei in der Bildung begriffen sein. Meine Frau ist selbstverständlich nicht darunter, ich hoffe, Agnes auch nicht.
Geflissentlich hat man auch gegen den Reichskanzler verbreitet er sei ein Aristokrat. Er putze sich seine Stiefel nicht selber und lasse sich seine Kleider durch einen Diener reinigen, der ihm auch das Essen aus der Staatsküche, auf die er angewiesen ist, in das Schloß bringen muß. Das wären freilich arge Verstöße gegen das Gleichheitsprinzip aber es fragt sich doch, ob es wahr ist.
Genug, diese Unzufriedenheit, welche offenbar von der Partei der Jungen genüssentlich genährt wird, ist öffentlich in einer sehr häßlichen und tadelnswerten Weise zum Ausdruck gelangt. Auf dem Platz der ehemaligen Schlossfreiheit war das neue allegorische Denkmal zur Verherrlichung der Großtaten der Pariser Kommune im Jahre 1871 gestern enthüllt worden. Seitdem ist der Platz unausgesetzt von vielen Neugierigen bedeckt, welche sich dieses großartige Denkmal ansehen. So war es auch, als der Reichskanzler zu Wagen, von einer Spazierfahrt im Tiergarten zurückkehrend, über die Schlossbrücke kam, um im Hauptportal an der Schloßfreiheit einzufahren. Schon von der Gegend des Zeughauses her hörte man Pfeifen, Lärm und Toben. Wahrscheinlich hatte die berittene Schutzmannschaft, welche jetzt auch wieder hergestellt ist, sich wieder einmal allzu diensteifrig gezeigt, dem Wagen des Reichskanzlers Platz zu machen. Der Tumult wuchs, als der Wagen näher kam. Rufe erschollen: Nieder mit dem Aristokraten, dem Bourgeois, dem Protzen! Heraus aus dem Wagen, in den Kanal mit der Equipage! Offenbar fühlte sich die Menge aufgereizt durch den jetzt seltener gewordenen Anblick eines Privatwagens.
Der Reichskanzler, dem man den verhaltenen Zorn anmerkte, grüßte nichtsdestoweniger ruhig nach allen Seiten und ließ langsamen Schrittes dem Schlossportal zufahren. Da wurde er kurz vor demselben, anscheinend aus einer Gruppe dort versammelter Frauen, mit Kot und allerlei Unrat beworfen. Ich sah selbst, wie er sich den Rock davon säuberte und die Schutzmänner abwehrte, mit ihren Totschlägern auf die Frauen einzudringen. Solche der Sozialdemokratie unwürdigen Tätlichkeiten sollten doch nicht vorkommen. Ich hörte denn auch heute mehrfach, daß dem Reichskanzler große Ovationen bereitet werden sollen.
Geflissentlich hat man auch gegen den Reichskanzler verbreitet er sei ein Aristokrat. Er putze sich seine Stiefel nicht selber und lasse sich seine Kleider durch einen Diener reinigen, der ihm auch das Essen aus der Staatsküche, auf die er angewiesen ist, in das Schloß bringen muß. Das wären freilich arge Verstöße gegen das Gleichheitsprinzip aber es fragt sich doch, ob es wahr ist.
Genug, diese Unzufriedenheit, welche offenbar von der Partei der Jungen genüssentlich genährt wird, ist öffentlich in einer sehr häßlichen und tadelnswerten Weise zum Ausdruck gelangt. Auf dem Platz der ehemaligen Schlossfreiheit war das neue allegorische Denkmal zur Verherrlichung der Großtaten der Pariser Kommune im Jahre 1871 gestern enthüllt worden. Seitdem ist der Platz unausgesetzt von vielen Neugierigen bedeckt, welche sich dieses großartige Denkmal ansehen. So war es auch, als der Reichskanzler zu Wagen, von einer Spazierfahrt im Tiergarten zurückkehrend, über die Schlossbrücke kam, um im Hauptportal an der Schloßfreiheit einzufahren. Schon von der Gegend des Zeughauses her hörte man Pfeifen, Lärm und Toben. Wahrscheinlich hatte die berittene Schutzmannschaft, welche jetzt auch wieder hergestellt ist, sich wieder einmal allzu diensteifrig gezeigt, dem Wagen des Reichskanzlers Platz zu machen. Der Tumult wuchs, als der Wagen näher kam. Rufe erschollen: Nieder mit dem Aristokraten, dem Bourgeois, dem Protzen! Heraus aus dem Wagen, in den Kanal mit der Equipage! Offenbar fühlte sich die Menge aufgereizt durch den jetzt seltener gewordenen Anblick eines Privatwagens.
Der Reichskanzler, dem man den verhaltenen Zorn anmerkte, grüßte nichtsdestoweniger ruhig nach allen Seiten und ließ langsamen Schrittes dem Schlossportal zufahren. Da wurde er kurz vor demselben, anscheinend aus einer Gruppe dort versammelter Frauen, mit Kot und allerlei Unrat beworfen. Ich sah selbst, wie er sich den Rock davon säuberte und die Schutzmänner abwehrte, mit ihren Totschlägern auf die Frauen einzudringen. Solche der Sozialdemokratie unwürdigen Tätlichkeiten sollten doch nicht vorkommen. Ich hörte denn auch heute mehrfach, daß dem Reichskanzler große Ovationen bereitet werden sollen.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Sozialdemokratische Zukunftsbilder