Sollen Männer unter dem Pantoffel stehen? Humoristische Einfälle

Aus: Das Buch für Alle. Illustrierte Familienschrift. Zeitbilder. Heft 1. 1929
Autor: Robert Magill – Deutsch von Elisabeth Treitel, Erscheinungsjahr: 1929

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Themenbereiche
Enthaltene Themen: Männer, Liebespaare, Ehe, Mann und Frau, Familie, Heirat, Ehepaar, Pantoffel,
So viele Autoritäten haben im Lauf der Weltgeschichte das Heiraten empfohlen, dass es merkwürdig erscheint, dass nicht alle Ehen vollkommen glücklich sind.
Das Missliche ist, dass sich so viele Frauen nicht vorstellen können, dass die Männer, so verschieden sie auch als Unverheiratete sind, plötzlich gleich werden, wenn sie verheiratet sind.



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Sie degenerieren als Ehemänner. Ob der junge Mann ein Sportsmann, ein Schriftsteller oder ein Kaufmann ist, — wenn man ihn erst geheiratet hat, dann schimpft er zu Hause über die Politik. Abends sitzt er dann auf seinem Stuhl und döst. Es hat also keinen Zweck, darüber nachzudenken, ob es besser gewesen wäre, einen andern zu heiraten, denn in drei Jahren wäre er ebenso gewesen wie der, den man hat.

Man hört wohl von vollkommenen Ehemännern, aber nur auf Grabsteinen.

Im Leben begegnet man ihnen nicht.

Infolgedessen muss man sich damit abfinden, dass man einen Trottel geheiratet hat, der unfähig zu sein scheint, sich die Schuhe zu reinigen, bevor er ins Zimmer kommt, und der im Badezimmer laut singt. Außerdem singt er immer dasselbe Lied, Morgen für Morgen, mit dem, was er liebevoll für seine Stimme hält; es klingt aber, als wenn jemand Linoleum zerreißt. Er geht aus dem Zimmer und lässt die Tür auf. Er kommt herein und lässt sie auf. Und wenn er das nicht tut, ist er so ungeschickt, mit seiner Nase daran zu stoßen.

Er wirft Streichhölzer auf den Fußboden, den du versuchst rein zu halten, und er faucht wie ein Kater, wenn du ihn störst, während er seinen Rundfunkapparat einstellt. Er tut, als ob er die höchsten technischen Kenntnisse besäße, aber er kann sich keine Scheibe Brot abschneiden. Er hat seine alte Hausjoppe an und öffnet so die Tür, wenn du großen Besuch erwartest.

Er geht in Hemdärmeln in den Garten, wenn er längst ein sauberes hätte anziehen sollen. Er rät Kreuzworträtsel, wenn du dich mit ihm unterhalten willst, und er redet andauernd, wenn du selbst Kreuzworträtsel raten willst. Er brummt, wenn du nicht mit ihm ins Kino gehen und dir einen Cowboyfilm ansehen willst, und er brummt, wenn du ihn mitnimmst, damit er die neueste Filmdiva ansieht.

Was sollst du also mit ihm machen? Jedenfalls ihn nicht unter den Pantoffel stellen. Wenn du ihm, mehr in Sorge als im Ärger, irgendeine ungewöhnliche Unfähigkeit vorwirfst, ist er beleidigt und lässt dich fühlen, dass du ihm zusetzt. Und dabei liebst du ihn doch.

Aber viel kannst du durch Takt vermeiden. Du darfst ihm zum Beispiel nicht sagen, wie gut sich der Mann von nebenan beträgt. Er kennt ihn, und er glaubt dir nicht.

Sei niemals diejenige, die anfängt. Ertrage lieber eine Ungerechtigkeit schweigend, so schweigend, dass er sich als ein brutales Ungeheuer fühlt. Er fragt dich dann, was los ist, und du antwortest dumpf: „Nichts“ und stößt einen tiefen Seufzer aus.

Wenn er sich gerade rasiert, kann er dich fragen, was eigentlich mit seinem Kragen los ist, und du kannst dann von dem Thema „Kragen“ dazu übergehen, dass er noch nicht mit dem Hund unten war. Es folgen dann keine Auseinandersetzungen mit dir, weil er die Ohren voll Seife hat.

Es ist immer am besten, ein Thema anzuschneiden, wenn er im Nachteil ist, so dass er nicht antworten kann. Du kannst ihm dann sagen, dass er sich endlich mal die Haare schneiden lassen soll, und kannst ihn daran erinnern, wie grob und ungezogen er gegen dich zu Hause ist, und dass er doch wenigstens vor andern Leuten so tun könnte, als ob er dich achtete.

Nein, er darf nicht unter dem Pantoffel stehen, aber, wenn du einmal von seinen Mängeln sprichst, dann verweile nicht lange dabei. Sage ihm nur ganz kurz, dass er sich nie darum kümmerte, dass du ein neues Kleid brauchst, dass er gestern Abend so spät nach Hause gekommen sei und dass du einen Zigarettenstummel in der Badewanne gefunden habest. Schon das ist reichlich viel für ihn. Aber für dich auch. Hierauf brichst du in Tränen aus, und dann sagt er: „Aber, Liebling, ich ...“ Weiter kommt er nicht.

Wenn du ihm keinerlei Vorwürfe machst, dann findet er im Laufe der Zeit, dass, was er auch sagt, etwas Falsches zur falschen Zeit ist. Und dann sagt er lieber gar nichts. Aber das dauert nicht lange, weil er ja nur ein Mann ist und sich sagt, dass er viel glücklicher war, als er sich einbildete, dass er tun könnte, was er wollte.

Alles das kannst du mit Freundlichkeit erreichen, ohne an ihm herumzunörgeln, und das ist es doch, wonach du strebst.

Liebespaar, Heiß umworben

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Liebespaar, Beim Almreserl

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Liebespaar, Du bist mein, ich bin dein

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