V. verschiedene Nomadenvölker

Nach den Goten erschienen eine ganze Reihe von wilden Nomadenvölkern des nordwestlichen Asiens auf ihren wunderbaren Zügen nach Westen auch in der Krim, aber in demselben Grade, als die durch sie hervorgebrachten Änderungen gewaltsam und schrecklich waren, ist ihre Erscheinung flüchtig und spurlos vorübergegangen; nur das lässt sich sagen, dass ihren Verheerungen wahrscheinlich die Verödung und Verschlechterung der früher so fruchtbaren nordöstlichen Ebene zuzuschreiben ist. Eine kurze Angabe der Aufeinanderfolge ihrer Züge ist alles, was wir zu geben vermögen. Im J. 375 traten die Hunnen zuerst in Europa auf, ein wildes, grausames Nomadenvolk aus den nordwestlichen Gebirgen Hochasiens. Augen nicht größer als Punkte, schwarzes und bartloses Gesicht, welches mehr einem hässlichen Klumpen gleicht, das ist die abschreckende Beschreibung, die gleichzeitige Geschichtsschreiber von ihnen machen. Sie störten die Goten auf und zogen unter Attila als Schrecken aller Länder immer weiter nach Westen, bis sie 451 in den Feldern bei Châlons fur Marne geschlagen wurden. Nach Attilas Tod kehrten sie in den Norden des Schwarzen Meeres und an den Don zurück und traten, nachdem sie eine Zeit lang verschwunden waren, zum zweiten Mal im Anfang des 6. Jahrh. als Bulgaren auf, um mit neuer Wut die römischen Länder im Norden und Süden der Donau zu überziehen, bis sie gegen 670 im Süden der Donau das Reich der Bulgaren gründeten, dessen Name sich noch in der Bulgarei erhalten hat.

Gleicher Abkunft und aus derselben Gegend, wie die Hunnen, erscheinen im 6. Jahrhundert die Avaren; mit derselben Wildheit zertrümmern sie und errichten Reiche und streben immer weiter nach Westen, bis sie durch Karl d. Gr. an der Nab im J. 796 vernichtet werden. Nach ihrem Abzug bemächtigten sich der Steppen die Chazaren, ebenfalls türkischen Stammes, und drangen auch in die Krim ein, wo wir von ihren Kämpfen gegen die Goten schon gesprochen haben. Ihre Stadt in der Krim war Doros, 1) im Gebirge zwischen Sebastópol und Sympherópol, und ihre Herrschaft hier so dauernd, dass die Krim seit dieser Zeit, z. B. in den verschiedenen Verträgen, welche die Genuesen mit den Tataren abschlossen, nur Chazaria genannt wird. 2)


Sie wurden in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts aus dem Besitz der Krim wieder durch einen neuen aus Nordasien herbeigezogenen Stamm, die Kumanen, verdrängt, die von den Slawen auch Polowzer, Bewohner der Fläche, genannt wurden. Neben den Chazaren sind sie die Einzigen, von deren Leben in der Krim bestimmte geschichtliche Spuren überliefert sind. Ihre Hauptstadt war hier Soldaja, 3) das h. Ssudag an der Südküste; sie zog den reichen Handel an sich; der früher in Pantikapäum und Theodosia, später in Cherson seinen Hauptsitz gehabt hatte. Soldaja blühte als erste Handelsstadt, bis die Einfälle der Tataren und die Niederlassungen der Genuesen neue Gestaltungen der Dinge erstehen ließen. Wir aber wenden uns noch einmal nach

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Skizzen aus der Geschichte der Krim