Was mir am meisten an Lübeck gefällt

Was mir am meisten an Lübeck gefällt, ist das, dass es ohne Vorstädte ist. Frei und stattlich hat es sich in die Ebene gestellt, unbeengt, ohne Antichambres und Neben-Appartements, steht es da, eine gedrängte Häusermasse, die da, wo der Rücken des Hügels, auf welchem es gebaut ist, sich befindet, um so stattlicher hervorragt. Die pyramidenförmigen Türme von Marien- und die der Petri- und Jacobikirche, wie des alten bischöflichen Doms, geben der Stadt ein großartiges Ansehen, ein ehrwürdiges. Nun ich sagte ja schon, sie ist eine gefallene Krone aber noch immer eine Krone, die sich bei Peter dem Großen bedanken kann, dass er die Stadt an der Newa gegründet hat, die der alten Hansestadt so nützlich ist und ihr das Tor erschließt nach Russland. — An die westliche Stadt zieht sich vom Burg- bis zum Mühlentor der Wall, ein anmutiger Spaziergang in den verschiedenartigsten Baumanlagen. An der einen Seite desselben, der hochgelegen, eine Fernaussicht gestattet, erblickt man die Stadt, mit ihrer bunten Häusermasse und ihren Türmen, und vom Holstein- bis zum Burgtore insonderheit den Teil der Trave der zum Hafen eingerichtet ist, und der in jener bunten Geschäftigkeit, die das Gepräge einer mittelmäßigen Handelsstadt abgibt, sich dem Auge enthüllt; an die andere Seite des Walls, die hier durch den sogenannten Stadtgraben begrenzt wird, reiht sich die Umgebung in ihrem einfachen, gemütlichen Holsteinischen Tone.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Skizzen aus den Hansa-Städten